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083 - Der Mann aus der Retorte

083 - Der Mann aus der Retorte

Titel: 083 - Der Mann aus der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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unverletzt geblieben, das vierte hatte sich losgerissen. „Kutscher!" schrie ich wieder.
    Ich konnte nur wenige Meter weit sehen. Der Himmel war bedeckt und die Landschaft in ein unheimliches Licht getaucht.
    Da sah ich die Bewegung. Das Pferd, das sich losgerissen hatte, lief auf uns zu. Hinter einem Baum sprang eine riesige Gestalt hervor. Der Zusammenstoß zwischen dem Riesen und dem Pferd schien unvermeidlich. Das Pferd versuchte auszuweichen und stolperte. Da packte der Riese zu.
    Geschwind kam ich näher und zog eine Radschloßpistole, die ich vor vielen Jahren in Nürnberg gekauft hatte. Es war eine äußerst wirksame Waffe. Da sie mit zwei Schlössern ausgestattet war, konnte man aus einem Lauf zwei Ladungen abfeuern.
    „Komm mit, Franca!" schrie ich.
    Aber dieser Worte hätte es nicht bedurft, da sich Franca mir von selbst anschloß.
    Ich traute meinen Augen nicht. Der Riese war mindestens doppelt so groß wie ich. Er verkrallte eine Hand in der Mähne des Pferdes, mit der anderen packte er den Schwanz. Fast spielerisch hob er das gut fünfhundert Kilo wiegende Tier hoch und schleuderte es gegen einen Baum.
    Für einen Augenblick war ich vor Überraschung wie gelähmt, dann hob ich die Pistole, zielte kurz und drückte ab. Anscheinend hatte ich den Riesen verfehlt, denn er drehte sich einfach um, bückte sich und hob etwas auf. Ich schoß nochmals. Wieder keine Reaktion. So rasch ich konnte, zog ich den Degen und stürmte auf den Riesen zu. Für einen kurzen Moment wandte er mir das Gesicht zu. Mir fiel die ungewöhnlich hohe Stirn auf, die einige Nähte aufwies. Das über drei Meter große Geschöpf trug auf seinen Armen ein bewußtloses Mädchen. Ich sah langes, blondes Haar, das bis auf den Boden herabfiel.
    Bevor ich das seltsame Wesen erreicht hatte, verschwand es hinter einem Baum. Ich verfolgte es weiter, doch nach wenigen Schritten gab ich die Verfolgung auf. Der Riese war in einem Wald verschwunden. Es war sinnlos, ihn in der Nacht zu verfolgen.
    „Was war das für ein unheimliches Geschöpf, Herr?" fragte Franca.
    „Der Kutscher hat von einem seltsamen Monster gesprochen, das sich während der Nacht in Prag und Umgebung herumtreiben soll. Vielleicht war dieser Kerl das Geschöpf. Möglicherweise sah der Kutscher das Monster. Deshalb fuhr er von der Straße herunter. Gehen wir zur Kutsche zurück!" Unser Gepäck, das teilweise auf dem Dach der Kutsche festgebunden gewesen war, lag verstreut in der Gegend herum. Franca holte aus einer Kiste einige Fackeln, zündete zwei an und reichte mir eine.
    Das Pferd, das vom Monster gegen den Baum geschleudert worden war, hatte sich das Genick gebrochen. Dem Pferd mit dem gebrochenen Bein gab ich den Gnadenschuß.
    Den Kutscher fand ich nach einigen Minuten. Er war vom Kutschbock gefallen und hatte sich an einem Stein den Schädel eingeschlagen. Ich hüllte den Unglücklichen in eine Decke und zog ihn zur Kutsche.
    Franca hatte in der Zwischenzeit die Pferde abgeschirrt. Fünfzehn Minuten später stand die Kutsche wieder auf den Rädern, und unser Gepäck lag im Inneren. Franca spannte die beiden Pferde ein und half mir, als ich auf den Kutschbock kletterte. Den toten Kutscher hatten wir auf dem Dach festgebunden.
    Wir setzten unsere Reise nach Prag fort. Mein rechtes Bein schmerzte.
    Franca ließ die Pferde gemächlich dahintraben. Kein Fuhrwerk und kein Reiter kamen uns entgegen. Endlich hatten wir Prag erreicht, doch es gab einige Schwierigkeiten. Man wollte uns nicht in die Stadt lassen. Aber mit Geld konnte mal viel erreichen.
    Meine Erzählung vom Überfall des Monsters rief kein Erstaunen hervor - nur Entsetzen. Man beglückwünschte uns, daß wir mit dem Leben davongekommen waren.
    Wieder griff ich zur Geldbörse. Der Kutscher wurde fortgebracht. Er sollte ein anständiges Begräbnis erhalten.
    Wir quartierten uns in einem Wirtshaus namens „U dvou kocek" - „Zu den zwei Katzen" ein. Die Zimmer, die uns zugewiesen wurden, waren klein, aber sauber.
    In der Wirtsstube saßen nur wenige Männer. Die meisten tranken ein süffiges Schwarzbier, das in großen Tonkrügen serviert wurde.
    Wir nahmen an einem Tisch in einer Ecke Platz. Von den Gesprächen der Männer verstand ich nichts, da sie alle tschechisch sprachen.
    Der Wirt, ein rotgesichtiger kleiner Mann, dessen Bauch um nichts kleiner als der meine war, sprach recht gut deutsch. Wir hatten in Zdice zu Abend gegessen, doch mein Magen machte sich wieder bemerkbar. Ich bestellte Bier und eine

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