083 - Morkans Horrorwürmer
großer
Zufall, Mister Grain, dass Sie gerade uns angesprochen und Ihre Gedanken
mitgeteilt haben. Ich bin auch ein Freund all der Rätsel und Mysterien, die uns
von alten Völkern und Kulturen hinterlassen wurden. Die erdgeschichtliche
Entwicklung interessiert mich seit eh und je. Die Urkontinente Lemuria und
Atlantis, auf denen es feuerspeiende Drachen, zauberkundige Priester und böse
Dämonen gegeben haben soll, haben mich schon als Kind fasziniert und ich konnte
nicht genug Lesestoff darüber finden...«
David
Grain lachte leise. » Es gab nicht nur das, was Sie eben aufzählten... Das
waren wirklich die Uranfänge von Lemuria und Atlantis. Was den letzteren
Kontinent betrifft, so muss man auch erwähnen, dass die Kultur und die Technik
dort einen nie wieder erreichten Stand aufwiesen. Wir sind gegen das, was die
Menschen von Atlantis beherrschten, tumbe Steinzeitmenschen. Wir haben ein
bisschen an der Atomtechnologie herumgekratzt, wir haben den Mond erreicht,
aber damit hat es sich auch schon.« Kunaritschew hob kaum merklich die Augen.
»Das bisschen Gekratze an der Atomtechnologie reicht aber schon aus, um unseren
Erdball auseinanderzureißen, Towarischtsch«, meinte der Russe.
»Da
können Sie sehen, über welche Macht und welche Kräfte die Atlantiden verfügten.
Vielleicht war das der Grund, dass sie eines Tages die Kontrolle über sich und
ihre Technik verloren. Da kam’s zum großen Knall, und Atlantis versank. Es gibt
kaum einen geschichtlichen Bericht, in dem nicht von einer gewaltigen und
unvorstellbaren Katastrophe die Rede ist, die das Schicksal von Atlantis
besiegelte. Alles jedoch braucht eine Entwicklung. Und ehe Atlantis den
Höhepunkt seiner Entwicklung und damit, leider, auch seine Zerstörung
erreichte, ging dem eine große Vergangenheit voraus. Eine Vergangenheit, die
möglicherweise in vielen Sagen, Legenden und Mythen aller Völker der Erde ihren
Niederschlag fand. Und alles, was einmal war, wiederholt sich. Dieser Meinung
bin ich jedenfalls. Vielleicht ist das, was wir heute glauben zu erfinden, nur
eine Wiederentdeckung von Fähigkeiten und Möglichkeiten, die wir lediglich
vergessen hatten...«
»Es
ist interessant, sich mit Ihnen zu unterhalten, Grain«, meinte Larry Brent.
»Ich würde gern mehr darüber hören...« Wieder lachte der kleine Mann leise, als
hätte er genau diese Reaktion erwartet. »Können wir gern tun... Sie haben
vorhin etwas vom Zufall gesprochen.
Lassen Sie mich dazu sagen, dass ich an den Zufall nicht glaube...«
»Was
wollen Sie damit sagen, Grain?«
»Es
gibt keine Zufälle. Alles ist Bestimmung. Und ich bin überzeugt davon, dass die
Begegnung zwischen Ihnen und mir eine Bedeutung hat... Kommen Sie mit. Ich lade
Sie zu einem Drink ein. Ich kann etwas vertragen. Meine Kehle ist wie
ausgedörrt. Ich wohne gleich in der Nähe, dort drüben im Atztek-Hotel... «
Er machte eine halbe Körperdrehung und deutete quer über den Platz und die
Straße. »Hinter dem Hotel befindet sich ein Terrassengarten mit Blick aufs
Meer...«
Larry
und Iwan ließen ihre Blicke über die Fassade des buntbemalten alten Hauses
wandern, das ein wahrer Blickfang in dieser kleinen Stadt war. Die Fenster zur
Straße waren alle geschlossen, die frischgestrichenen Läden fast überall
zugeklappt, um das grelle Sonnenlicht und die Wärme fernzuhalten. In der
zweiten Etage gab es noch drei Fenster, vor denen sich keine Läden befanden.
Zwei Fenster davon gehörten zum Zimmer, das Dr. Enrico Fermon bewohnte. Der
Psychiater aus Mexico City hatte sich vom Fenster zurückgezogen und ging in dem
kleinen Raum unruhig auf und ab.
Im
Gesicht des etwa fünfzigjährigen Mannes arbeitete es. Was ist nur los mit
mir?, fragte er sich im Stillen. Warum fühle ich mich so elend? Warum
hat mich das, was dort unten auf der Straße geschehen ist, so kalt gela s sen? Er sich auf die Lippen und näherte sich jetzt wieder dem Fenster. Durch die geschlossen Vorhänge sah er die drei ungleichen Männer
auf den Hoteleingang zukommen. Einer der drei war groß und kräftig und trug
einen bemerkenswerten roten Vollbart, der andere war blond, bewegte sich mit
federnden Schritten hinter einem kleinen Mann, der ein kurzärmeliges kariertes
Hemd und beige Shorts trug. Die Personen entschwanden aus dem Blickfeld des
Arztes, der die Straße und den Platz vor dem Hotel weiter im Auge behielt. Dort
drüben, wo es vorhin zu dem Ausbruch der Rinder gekommen war, wurde inzwischen
wieder Ordnung geschaffen. Die
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