083 - Morkans Horrorwürmer
der
Funkapparatur saß, führten zwei Türen nach außen. Die eine in das Haus zum
Treppenaufgang, die andere in ein unterirdische Labor, das wie dieser Keller
ebenfalls erst im Laufe der letzten Jahre entstanden war.
»Bueno,
Itzhak...«, war die Stimme des Tiefsee-Biologen wieder zu vernehmen. »Dann
schalte die Infrarotkameras jetzt ein. Zeitvergleich: zwölf Uhr und vierzehn
Minuten... wir tauchen weiter und erreichen in wenigen Augenblicken den
Original-Lebensraum der Würmer. Lass sie von jetzt an nicht mehr aus den Augen.
Beobachte ihre Bewegungen und alles, was dir von jetzt an auffällt, schreib
stichwortartig nieder.
Hast
du das verstanden, Itzhak?«
»Si,
Señor... Wir haben während der letzten Tage mehr als genug geübt. Ich werde
alles richtig machen, seien Sie unbesorgt.«
»Ich
weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann...« Itzhak strahlte über dieses
Lob. Er arbeitete gern im Haus und im Garten des Professors, der gut zu ihm
war. Der Indianer konnte heute Dinge tun, für die er vor einigen Jahren noch untauglich
gewesen wäre. Er verstand, mit der Technik umzugehen und konnte die Funkanlage
bis auf die letzte Schraube auseinanderlegen und wieder zusammenfügen. Itzhak
drückte auf einen roten Knopf an der Wand. Ein rotes Signallicht flammte auf.
»Die Videokameras sind eingeschaltet, Señor... Es ist genau zwölf Uhr
fünfzehn...«
»Wir
sehen den Boden... die Löcher, aus denen sie kamen... irgendwelche
Veränderungen, Itzhak?«
»Ich
kann keine feststellen, Señor. Die Würmer sind weiterhin ruhig. Aber vielleicht
nehmen die Infrarotkameras und die Sensoren Regungen auf, die meinen Sinnen
entgehen...« Morkan hatte seinen drei Helfern genau erklärt, worauf es ihm
ankam. Er glaubte durch einige Beobachtungen festgestellt zu haben, dass die
Würmer über ein Kommunikationssystem verfügen. Er hatte mehrere Exemplare
zerlegt und dabei die Bakterienkulturen im Blut einwandfrei nachgewiesen. Dabei
hatte er einen verdickten Nervenknoten entdeckt, den er für ein sich
entwickelndes oder verkümmertes Hirn hielt. Wären es nur niedere Lebewesen,
hätte es dieses Organs nicht bedurft. Er konnte massive elektrische Wellen
nachweisen und ging von der Überlegung aus, dass die Würmer untereinander durch
einen geistigen Wellenstrom verbunden waren. Bisher war alles nur ein Verdacht.
Der letzte Beweis fehlte noch. Ihn wollte Morkan heute mit diesem Experiment
erbringen. Er wusste, dass lange Zeit auch eine Sprache zwischen Fischen
angenommen worden war, ohne dass man Mittel und Wege kannte, den Beweis
anzutreten.
Durch
hochempfindliche Mikrofone waren schließlich unter Wasser Geräusche aufgenommen
worden. Auf diese Weise hatte man auch die Sprache der Wale entdeckt, die sich
durch Töne im Ultraschallbereich untereinander verständigten. Ultraschall hatte
bei den Würmern versagt.
Töne
waren nicht registriert worden. Umso mehr verbiss Morkan sich in die
Überlegung, dass diese bisher unbekannte Gattung offenbar über einen anderen
Weg verfügte.
Die
Idee war ihm plötzlich gekommen, und doch hatte er das Gefühl, als stecke
dieses Wissen schon lange in ihm. Er ging einen neuen Weg. Die Öffnungen im
Meeresboden, dies war sicher, existierten seit Millionen von Jahren. Wenn die
Würmer sich diese Löcher als Unterschlupf auserwählt hatten, konnte die Gattung
ebenso alt sein. Warum war ihm die Idee gekommen, dass die seltsamen Lebewesen
sich möglicherweise auf einer geistigen Basis verständigten? Der Gedanke war
ungewöhnlich. Es waren nur niedere Tiere... aber er hatte einmal den Gedanken
gefasst und kam nicht mehr los davon. Itzhak wusste nichts von diesen Gedankengängen
des Mannes, den sie alle verehrten. Der Indianer starrte auf die Glaswand,
erhob sich schließlich und ging mit seinem Notizblock hinüber zu dem riesigen,
in das Haus und den Felsen eingebauten Becken.
Die
Riesenwürmer glitten langsam durch das Wasser. Sie konnten die Gestalt nicht
wahrnehmen, denn sie hatten keine Augen. Und doch kam es Itzhak so vor, als
würden die seltsamen Tiere, die keine Nahrung aufnehmen konnten und doch
lebten, ihre Kreise enger ziehen. Er notierte sich seine Wahrnehmungen und gab
sekundengenau, wie Professor Morkan dies gewünscht hatte, auch die Zeit an.
Die
Videokameras waren nicht zu sehen. Die Objektive waren in den Vertiefungen für
die wasserdichten Lampen versenkt. Das Unheil brach schlagartig herein. Itzhak
hörte das Knistern. Im ersten Moment dachte er, dass es mit den
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