083 - Morkans Horrorwürmer
die
glitschigen Leiber, deren Vorderteil und Hinterteil sich nicht voneinander
unterschied, lautlos aus der ewigen Finsternis ihrer Schlupfwinkel hervor. Es
schien, als würde die Helligkeit sie anlocken.
Aus
einem Loch schwebte ein Schwarm kleinerer Würmer empor, verbreitete sich rings
um die Kugel, als wollten sie sie besichtigen. Zwei Riesenwürmer, die
wahrscheinlich länger als zwei Meter waren und einen
Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern aufwiesen, schoben sich aus einer
großen Öffnung, schwankten in der unterseeischen Strömung wie überdimensionale
Halme hin und her.
»Greifer
ausfahren. Wir fangen die stattlichsten Exemplare ein!«, ordnete Morkan mit
rauer Stimme an.
Die Phase Zwei war für ein solches Unternehmen bestens ausgerüstet.
Unterhalb der Kugel befanden sich gondelförmige Anbauten, die auf Knopfdruck
geöffnet werden konnten. Dahinter lag ein Hohlraum, von dem aus Schlingen oder
Greifer ausgefahren werden konnten, um die zu untersuchenden Objekte
einzufangen. Die Behälter waren dann mit Seewasser und Untersuchungsgut
gefüllt. Der Fangvorgang und die Hohlräume wurden durch Videokameras überwacht.
Metzhan verstand sein Handwerk. Er bediente die Greifarme über einen Monitor
mit großem Geschick.
Die
Klappen der Gondeln öffneten sich und die großen schaufelförmigen Greifer, die
mit netzartigen Schlingen ausgestattet waren, bewegten sich auf die großen,
neugierig aus ihren Felsenlöchern kommenden Würmer zu. Die Schlinge schob sich
über den Kopf des Beutetiers. Doch zum Zuziehen kam Metzhan nicht mehr. Die
Taucherkugel sackte plötzlich wie ein Stein nach unten weg! Die Kontrolllampen
begannen zu flackern. Die Motoren jaulten auf.
»Verdammt! , « schrie Morkan und
flog auch schon gegen die Wand, als die Kugel zu schlingern begann. »Julio! Was
ist los? Bist du von Sinnen, die Maschinen jetzt zu starten?!«
Es
ratterte und rumpelte. Die Kugel geriet völlig außer Kontrolle. »Ich krieg’s
nicht mehr hin! Ich weiß nicht, was ist, Señor!«, ertönte die Stimme des
Mestizen aus dem Kontrollraum.
»Die
Kugel, spielt verrückt...« Morkan zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen,
stemmte sich kraftvoll mit beiden Händen an der Wand ab und versuchte sich nach
vorn zu werfen, um aus dem kleinen Beobachtungsraum rauszukommen, von dem aus
nur der Einsatz der Greifarme möglich war.
Er
wurde durch die Fliehkraft an die Wand zurück gepresst. Die Lage der Kugel
stabilisierte sich nicht. Das Schlingern verstärkte sich noch und ging in eine
kreisende Bewegung über, die immer schneller wurde.
Die
Männer wirbelten durcheinander wie Plastikbälle in einer sich drehenden
Lottotrommel. Es gab kein Oben und Unten mehr. Schreie erfüllten die Kabinen.
Alle Lichter erloschen und es wurde stockfinster. Die rasende Bewegung in die
Tiefe ging weiter.
Die
Taucherkugel Phase Zwei stürzte mit irrsinnigem Tempo in den größten
Krater. Ein ungeheurer Sog hatte sie gepackt und hielt sie wie eine Titanenhand
umklammert...
●
Sie
rannten über die Freitreppe nach außen. Hinter der im ersten Stockwerk
liegenden Terrasse befand sich ein gepflegter Garten, in dem Pinien,
Sumpfzypressen und Saguaro-Kakteen wuchsen, jene gewaltigen Pflanzen, die
aussahen wir riesige Menschen, die ihre Arme erhoben hatten und nach beiden
Seiten ausstreckten.
Manche
Saguaros in diesem Garten waren schon sehr alt und ragten bis zu zehn Metern
hoch in den Himmel. Weder dafür noch für den prächtigen Teich, in dem blühende
Hyazinthen schwammen und eine große Sumpfzypresse wuchs, hatten die beiden
Freunde in diesem Moment einen Blick. Larry Brent und Iwan Kunaritschew rasten
durch den schattigen Garten, in dem auch Bänke zum Verweilen einluden und ein
Kellner des Atztek-Hotels mit eisgekühlten Drinks seine Runden machte,
um die Hausgäste damit zu versorgen. Der Garten war mit einem geflochtenen Zaun
abgegrenzt. Der Weg zum Meer hinunter wurde durch ein ebenfalls geflochtenes
Tor versperrt.
Doch
es war nicht verschlossen. Larry riss die Tür auf. Ein schmaler Sandstreifen,
in dem wildwachsende Kakteen standen, lag vor ihnen. Übergangslos vereinte er
sich mit dem sauberen, ebenfalls noch zum Hotelgelände gehörenden Strand. Dort
waren einige Menschen. Weiter rechts, wo das Publikum von überall her Zugang
hatte, herrschte bedeutend mehr Betriebsamkeit. Bikinimädchen bräunten sich in
der Morgensonne. Manche fanden offenbar auch das Oberteil als zu lästig und
hatten es zur Seite gelegt. Was
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