083 - Morkans Horrorwürmer
vor Jahren schon am Strand von Acapulco zum Alltagsbild gehörte, setzte sich nun auch an
anderen Orten durch.
Die
meisten Menschen hier am Strand waren mit sich selbst beschäftigt, genossen die
Sonne, lasen, hörten Radio oder waren ins Gespräch mit ihrem Partner oder einem
Nachbarn vertieft. Nur ganz wenige bekamen mit, dass da einer in voller
Kleidung ins Meer marschierte. Und die es mitbekamen, hielten es für einen
Ulk...
»Scanner! Bleiben Sie stehen!« Larry
Brent brüllte die Worte mit Stentorstimme. Das Rauschen der Brandung und die
Entfernung, die Poul Scanner schon zurückgelegt hatte, ließen den Ruf jedoch
nicht ankommen.
Scanner
lief ungerührt weiter. Das Wasser stand ihm schon bis zu den Schultern. Einige
Touristen, die in etwa fünfzig Metern vom Strand entfernt herumschwammen oder
sich auf Luftmatratzen auf den Wellen schaukeln ließen, sahen dem verrückten Amerikaner amüsiert lächelnd nach. Der Bursche zog eine Show ab. So etwas
kam öfter hier vor, dass mal einer in Blue Jeans und T-Shirt ins Wasser
spazierte. Aber für Larry und Iwan, die durch X-RAY-1 von dem Verdacht wussten,
unter dem Scanner stand, war dies hier alles andere als ein Scherz.
Für
sie war das, was Poul Scanner in diesem Moment tat, ein Selbstmordversuch. Und
damit gab es eine Parallele zu den drei Menschen auf der Insel Juanito, die
einen kollektiven Selbstmord begangen hatten, über dessen Ursache man bis zur
Stunde doch nichts wusste. David Grain hatte sich den beiden PSA-Agenten
angeschlossen, konnte aber im Tempo nicht mithalten.
Er
lief rund dreißig Schritte hinter den Freunden her. Die Rennerei entging den
meisten Badegästen natürlich nicht. Auch Larry und Iwan erregten Aufsehen, als
sie in das Meer hineinstürmten, ohne sich ihrer Kleidung zu entledigen. Das
Wasser spritzte auf, als die Freunde hineinrasten. »Er taucht unter!«, rief
X-RAY-3 und verstärkte seine Anstrengungen. Er ließ sich nach vorn fallen,
löste seinen Blick nicht von der Stelle, an der Poul Scanner unter Wasser
verschwunden war. Larry und Iwan kraulten um die Wette. Das Wasser schäumte und
spritzte um sie herum auf.
Außer
Atem erreichte David Grain die Stelle am Strand, von der aus die Agenten sich ins Wasser gestürzt hatten. Grain blieb
zurück, beobachtete die Dinge, die sich in rund hundertfünfzig Metern
Entfernung vor ihm abspielten. Neugierige sammelten sich am Uferrand. Einige
Kinder und auch Erwachsene liefen in das Wasser und schwammen ebenfalls los.
Larry und Iwans Köpfe tauchten unter. Die Freunde hatten den fraglichen Punkt,
an dem Scanner verschwunden war, erreicht. X-RAY-3 und X-RAY-7 stießen in die
Tiefe vor. Ihre Lungen waren mit Sauerstoff gefüllt. Larry und sein Begleiter
hielten unter Wasser die Augen geöffnet. Das durch die Oberfläche sickernde
Licht färbte die Welt um sie herum saphirblau.
Beide
sahen den Mann, der sich das Leben nehmen wollte, als dunkle Silhouette etwa
einen Meter schräg unter sich. Iwan und Larry aktivierten ihre ganze Kraft und
Schnelligkeit. Jeder von ihnen war sportlich durchtrainiert und sie konnten
beide über zwei Minuten unter Wasser bleiben. Das musste reichen, um den
Lebensmüden packen und in die Höhe zerren zu können...
Scanner
sackte unter ihnen weg. Luftblasen stiegen ihm aus Mund und Nase. Fast
gleichzeitig waren Larry und Iwan bei dem Gefährdeten. Ihre Hände stießen nach
vorn, packten ihn unter den Achseln und dann stiegen sie so schnell wie möglich
nach oben. Prustend und nach Atem ringend reckten sie ihre Köpfe aus dem
Wasser. Poul Scanner spuckte und hustete.
»Loslassen...«,
presste er wütend hervor. Seine Rechte kam in die Höhe und mit ihr versetzte er
Larry Brent einen Schlag auf den Kopf, dass der Agent wieder untertauchte.
Kunaritschew riss den Tobenden mit hartem Ruck herum.
»Komische
Art, Towarischtsch, Lebensrettern seine Dankbarkeit zu erweisen. Kopfnüsse sind
nicht gerade dazu geeignet, Freude zu verbreiten...«
Larry
kam wieder in die Höhe. Scanner schlug und trat um sich. Die beiden Freunde
hatten alle Hände voll zu tun, den Wütenden unter Kontrolle zu halten und ihm
keine Gelegenheit zu geben, sich wieder loszureißen.
»Lasst
mich los... ich will nicht zurück...!«, geiferte er sie an. »Ich will fort...«
Er brüllte es heraus, so laut er konnte und es war erstaunlich, wie groß seine
Kraft war, mit der er sich aus dem Zugriff seiner Retter entwinden wollte.
»Wohin
wollen Sie, Scanner?«, presste Larry hervor, während er die
Weitere Kostenlose Bücher