0830 - Die vierte Inkarnation
unterstützt hatte. Trotzdem konnte der Träger des schwarzen Kristalls dem Terraner keinen Vorwurf machen. Rhodan hatte die einzige Möglichkeit genutzt, die ihm zur Rettung der SOL verblieben war.
Puukar hätte sich für seine eigenen Artgenossen jederzeit in ähnlicher Weise eingesetzt.
Nach einer Weile richtete sich der Choolk wieder auf.
„Wir hätten ihnen niemals diese eine Stunde einräumen dürfen", sagte er zu seinem Stellvertreter. „Ich hätte wissen müssen, daß diese Zeit für Perry Rhodan, ausreichen würde, um uns zu überlisten."
„Was geschieht jetzt?" erkundigte sich Deschko.
Puukar umklammerte den Pruuhl.
„Rhodan trägt noch immer seinen Kristall", sagte er. „Wenn die Inkarnation die Funktion des Steines nicht erkennt, haben wir eine Chance, ihre Spur zu finden."
„Sie wird Rhodan den Kristall abnehmen und ihn vernichten", prophezeite Deschko, ohne zu ahnen, daß er damit einen Teil der Wahrheit erriet.
„Auch dann vertraue ich dem Pruuhl", erklärte Puukar. „Wir werden alle anderen Flotteneinheiten benachrichtigen, damit sie sich an der Jagd auf BULLOC beteiligen. Wir müssen die Inkarnation finden, bevor sie einen großen Stützpunkt BARDIOCs erreicht, wo sie vor unseren Angriffen in Sicherheit wäre."
„Und die SOL?" wollte Deschko wissen. „Wollen wir etwas gegen die Menschen unternehmen?"
„Natürlich nicht", lehnte Puukar ab. „Ab sofort stehen wir wieder auf einer Seite. Die Besatzung der SOL wird die Inkarnation ebenfalls jagen."
Er ließ den schwarzen Kristall los und beugte sich über die Kontrollen. Seine Mentalität ließ es nicht zu, daß er lange über einen Fehlschlag nachdachte. Er war ein rastloser Kämpfer im Dienste der Kaiserin von Therm.
An Aufgabe dachte er nicht.
„Wir jagen BULLOC", sagte er zu seinen Offizieren. „Das ist jetzt unsere wichtigste Aufgabe."
*
„Wir müssen Perry Rhodan dankbar sein", gab Premisch Dorgon widerwillig zu. „Durch seine Handlungsweise hat er uns das Leben gerettet und die Zerstörung der SOL verhindert."
„Eigentlich sollten wir Solgeborenen ein schlechtes Gewissen haben", bemerkte Joscan Hellmut. „Viel zu oft haben wir Rhodans Verantwortungsgefühl für dieses Schiff und seine Besatzung in Zweifel gezogen. Nun hat er uns bewiesen, daß er dafür mehr zu geben bereit war als jeder von uns."
„Das sehe ich anders", erwiderte Dorgon. „Rhodan hat uns selbst in diese Situation gebracht. Wir waren dagegen, die Inkarnation an Bord der SOL zu bringen."
Hellmut wollte auf diese Antwort ärgerlich reagieren, biß sich aber rechtzeitig auf die Unterlippe. Was immer Dorgon und einige andere Vertreter der Solgeborenen auch hervorbringen sollten, Rhodans Tat würde das Bewußtsein aller Solgeborenen beeinflussen und verändern. Ihnen allen würde klar werden, daß Rhodan bereit war, jene Loyalität zu praktizieren, nach der die Solgeborenen immer wieder riefen.
Die Gemäßigten unter den Solgeborenen würden die Oberhand gewinnen.
Unter diesen Umständen sah Joscan Hellmut den Wahlen für das Amt des Sprechers der Solgeborenen mit Zuversicht entgegen. Bedauerlich war nur, daß er seinen Erfolg diesem dramatischen Zwischenfall zu verdanken haben würde.
„Auf jeden Fall werden auch die Solgeborenen alle ihre Kräfte für eine Suche nach Perry Rhodan einsetzen", versprach Hellmut. „Niemand wird wagen, dagegen etwas einzuwenden."
Dorgon erhob keine Einwände.
„Wir müssen uns jetzt trennen", sagte Hellmut zu seinem Begleiter. „Sie können in Ihre Kabine gehen und sich dort ausruhen. Ich begebe mich in die Zentrale, um an der von Atlan einberufenen Konferenz teilzunehmen."
Dorgon blieb zögernd stehen.
„Sind Sie damit einverstanden, daß Atlan das Kommando über die SOL übernommen hat?" fragte er schließlich.
Hellmut starrte ihn fassungslos an.
„Er ist ein Arkonide!" sagte Dorgon bedeutungsvoll. „Kein Solgeborener und kein Terraner."
„Verschwinden Sie!" rief Hellmut leise.
Dorgon zuckte zusammen. Er schien zu begreifen, daß er zu weit gegangen war.
Auf dem Weg in die Zentrale dachte Hellmut darüber nach, wie er das Selbstverständnis vieler Solgeborener ändern konnte.
Sie mußten endlich einsehen, daß sie dieses Schiff nicht als ihren persönlichen Besitz betrachten durften.
Das würde nicht einfach sein, denn auch Hellmut selbst konnte sich nicht vorstellen, für immer auf einem Planeten zu leben.
Er würde Heimweh nach der SOL haben.
Manchmal fragte er sich, ob diese
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