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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dachte.
    Aber was hatte sie mit einem Leichenklau zu tun?
    Im Prinzip nichts. Es gab wohl ihre außergewöhnlichen Begräbnis-Methoden, wenn es für sie darum ging, Leichen verschwinden zu lassen. Da wurden Särge dann doppelt belegt, aber in diesem Fall hatte man die Toten wohl von ihren letzten Ruhestätten weggeholt. Natürlich war auch die Frankenstein-Theorie nicht von der Hand zu weisen, daß es irgendeinen Menschen gab, der sich Mediziner nannte und so schizophren war, um mit Leichen zu experimentieren. An einen derartigen Einzelgänger wollte ich nicht glauben, und auch die Universitäten hatten es nicht nötig, sich Tote auf einer derartigen Art und Weise zu besorgen.
    Wie gesagt, es war bitterkalt geworden. Durch den leichten Wind spürten wir die Kälte noch stärker, und es kam uns vor, als würden unsichtbare kleine Tiere in unsere Haut beißen.
    Der Himmel war nicht wolkenfrei, er würde aber in den nächsten Stunden klar werden, denn der Wind war auch dabei, die Wolken allmählich zu vertreiben.
    Es hatte geschneit, und dieser Schnee war liegengeblieben. Auf dem gefrorenen Boden hatte er einen idealen Platz gefunden, keine Flocke schmolz weg, und so bedeckte der Schnee auch das Gelände des Friedhofs wie ein dünnes Leichentuch. Gerade hier stimmte der Vergleich besonders.
    Für uns war der nordwestlich von London gelegene Friedhof so etwas wie ein winterliches Bild, durch das wir uns bewegten. Bei diesen Temperaturen konnten wir einfach davon ausgehen, daß wir die einzigen Personen auf dem Friedhof waren. Normale Besucher würden wir hier nicht antreffen.
    Falls es zu einer Begegnung kam, dann mußten wir auf der Hut sein, denn beide rechneten wir damit, auf die Leichendiebe zu treffen. Der Boden war zwar gefroren, allerdings nicht sehr tief. Wer mit dem Spatenblatt hineinstieß, traf schon sehr bald auf die weiche normale Erde. So bedurfte es keiner großen Anstrengung, ein Loch zu schaufeln.
    Die Bäume hatten ihr Laub verloren. Wenn trotzdem noch Blätter an den Zweigen oder Ästen hingen, wirkten wie sie erstarrte, kleine Flicken, die auf den nächsten Windstoß warteten, um endgültig abzufallen. Das Laub war gefroren. Es lag zumeist unter der Schneedecke versteckt und knirschte wie Glas, wenn es unter unseren Füßen zerrieben wurde.
    Wir hatten uns darauf geeinigt, erst einmal die ungefähre Mitte des Friedhofs zu suchen. Die schien ungefähr dort zu sein, wo sich zwei breite Wege kreuzten und auch mehrere Bänke standen, deren dünne Holzbretter von einer weißgrauen Schicht bedeckt waren.
    »Und jetzt?« fragte Suko.
    Ich stellte den Jackenkragen noch höher. »Hast du ein geöffnetes Grab gesehen?«
    »Nein. Außerdem ist es zu dunkel.« Er rieb sein kaltes Gesicht. »Aber ich habe eine Idee.«
    »Welche?«
    »Wir sollten den Teil des Friedhofs aufsuchen, wo die frischen Gräber gebuddelt worden sind. Wenn jemand da klauen will, hat er es leichter.«
    »Vorausgesetzt, er ist in dieser Nacht hier.«
    »Das ist dein Problem, John. Sam Soonie hat schließlich dich angerufen und nicht mich.«
    Ich blickte zu Boden und hatte dabei die Stirn gerunzelt. »Leider habe ich ihn nicht sprechen können, denke ich über den Klang seiner Stimme nach, dann muß ich zugeben, daß er wohl unter Druck geredet hat. Ich meine, es hat wohl geeilt. Er hätte mir sicherlich noch sagen wollen, daß sie in der folgenden Nacht wieder unterwegs sind. Und die fängt bald an. Deshalb bin ich mir fast sicher, daß wir nicht die einzigen sind, die den Friedhof hier unsicher machen.«
    »Nicht schlecht gedacht. Bisher ist mir das Gelände so vorgekommen, als würde hier kaum jemand begraben.«
    »Laß uns weitergehen!«
    Und wieder bewegten wir uns durch die Kälte. Die alte Leichenhalle hatten wir längst hinter uns gelassen, aber wir entdeckten an der rechten Seite einen zweiten Bau. Er fiel uns auch deshalb auf, weil die kahlen Bäume keine Sicht mehr versperrten und der Bau wie eine kompakte Masse in der Landschaft stand.
    »Was kann das sein?«
    Ich hob die Schultern. »Eine zweite Leichenhalle vielleicht. Es ist besser, wenn wir sie uns mal genauer anschauen.«
    »Warte mal.« Suko hielt mich fest, und ich zögerte damit, den ersten Schritt zu tun.
    Suko hatte etwas gehört. Wenn er diese gespannte Haltung annahm, konnte ich mich darauf verlassen. Er lauschte nach vorn in die Finsternis hinein, ich tat es ihm nach, aber ich hörte keinen fremden Laut, der mich mißtrauisch gemacht hätte.
    »Was ist es denn

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