0831 - Leichen frei Haus
ihren Körper und holte zweimal tief Luft. »Aber ich will, daß sein Tod gerächt wird. Daß diese verfluchten Hundesöhne nicht straflos davonkommen. Das kann ich doch verlangen, oder nicht?«
Ich nickte ihr zu. »Ja, Carol, das können Sie. Auch wir wollen das gleiche wie Sie.«
»Können wir es zu dritt schaffen?«
»Es kommt auf den Versuch an und darauf, an was Sie sich alles erinnern. Aber nicht hier. Es gibt sicherlich zahlreiche Lokale, wo es erstens wärmer und zweitens gemütlicher ist.«
»Das glaube ich auch.«
Mit Carol in der Mitte gingen wir wieder zurück. Für uns sahen die Tatsachen nicht mehr so pessimistisch aus. Zumindest ich war der Meinung, den roten Faden gefunden zu haben…
***
Die Sonne brachte zwar Licht, aber keine Wärme. Carol hatte wieder ihre Kapuze über den Kopf gestülpt, als wir über den Friedhof gingen und uns dabei vorkamen wie lebendige Eisklumpen, die sich nur mit großer Mühe bewegen konnten.
Das ließ sich nicht ändern, denn das Wetter konnten wir nicht beeinflussen. Den Wagen hatten wir am Rande geparkt. Er stand auch noch dort, nur hatte sich die Schicht aus Eis über ihn gelegt wie eine zweite Haut.
Kein anderer Mensch ließ sich blicken. Wir hörten auch kein Geräusch, die Stille und die Kälte kamen uns bedrückend vor. Dennoch hatte zumindest ich das Gefühl, daß etwas nicht stimmte.
Auch Suko benahm sich so vorsichtig, als wir den Friedhof verlassen hatten. Er blieb stehen und schaute sich um.
Neben mir bibberte Carol Wood.
»Was ist denn los? Warum gehen wir nicht weiter?«
»Das kann ich Ihnen nicht genau sagen.«
»Warum nicht?«
»Rein vom Gefühl her.«
»Ist denn da was passiert?«
»Ich hoffe nicht.«
»Ich gehe mal vor«, sagte Suko.
»Wohin?«
Er deutete auf den Rover. »Der steht da wunderbar, und sicherlich hat auch Sam Soonies Wagen einsam gestanden, als man die Bombe hineinbastelte…«
»Glaubst du, daß…«
»Man kann nie wissen.«
»Okay, dann paß aber auf.«
Carol hatte mitgehört. Sie schaute mich aus großen Augen an, und diesmal entstand die Gänsehaut in ihrem Gesicht nicht wegen der Kälte, es war die innere Furcht, die sie so reagieren ließ. »Meinen Sie, daß man auch Sie mit einer Bombe aus dem Weg räumen will?«
»Rechnen muß man mit allem.«
Sie schluckte nur und schwieg.
Ich beobachtete meinen Freund Suko. Der näherte sich dem Fahrzeug so vorsichtig, als wäre es ihm fremd. In der näheren Umgebung stand kein weiteres Auto, eine Beerdigung fand an diesem Tag auch nicht statt, so waren wir ziemlich allein.
Nicht weit entfernt stand die Leichenhalle. Sie hatte ihren Platz rechts des Eingangs gefunden, parallel dazu, aber von dem Zaun blinkten die Scheiben eines geschlossenen Blumenladens.
Der Verkehr rollte weiter auf der Hauptstraße entlang, in die wir wegen hochwachsender Bäume keine Einsicht hatten.
Die Ruhe machte mich nervös. Möglicherweise auch Suko, der so langsam auf den Rover zuschritt, ihn jetzt erreicht hatte, ihn aber nicht berührte, sondern den Wagen umkreiste und seinen Blick auf Scheiben, Reifen und Karosserie gerichtet hielt.
Es schien alles gut zu sein.
»Kommen Sie doch«, sagte Carol, »mir ist kalt.«
»Moment noch.«
Ich wollte einen letzten Blick in die Runde werfen und vergaß dabei auch nicht die Leichenhalle.
Genau da stutzte ich.
Dort hatte sich etwas bewegt. Allerdings nicht auf dem Boden, den konnte ich auch nicht sehen, dafür aber auf dem Dach. Denn dort richtete sich jemand auf.
Nein, er stellte sich nicht auf die gefrorene Fläche hin, er blieb in der Hocke.
Trotzdem erkannte ich ihn, denn er hatte es nicht für nötig gehalten, eine Mütze über seinen kahlen Kopf zu streifen.
Der Mann war Zageda, und ich konnte mir vorstellen, daß er eine Fernzündung bei sich trug.
»Achtung, Suko!« brüllte ich, zog meine Waffe und schaute gleichzeitig zum Dach hin.
Zageda hatte meinen Schrei gehört. Er riß die Arme hoch, lachte scharf, und in sein Lachen hinein brach um uns herum das Inferno los…
ENDE des ersten Teils
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