0831 - Leichen frei Haus
die anderen mit barscher Stimme anfuhr.
Die Männer duckten sich und nickten. Sie gehorchten ihrem Chef. Das paßte auch zur Yakuza.
Ich war gespannt darauf, wie es weiterging. Sie brauchten den Toten, und ich fragte mich, ob sie den Sarg hier öffnen oder ihn wegtragen würden.
Noch war es nicht soweit, denn der Glatzkopf umschritt die Totenkiste erst einmal, ohne sich um seine Kumpane zu kümmern. Sie trugen beide Mützen auf den Köpfen und hatten sie über die Ohren gezogen, denn die Kälte machte ihnen zu schaffen.
Der Glatzkopf holte eine Stablampe hervor und leuchtete in das Grab hinein. Dabei bewegte er seinen Arm, weil er keine Ecke auslassen wollte, aber er hatte nichts entdeckt, wie er mit einem Heben der Schultern bekanntgab. Etwas unwirsch drehte er sich um und fuhr die beiden Männer mit wütend klingende Stimme an. Sie senkten die Köpfe, und einer von ihnen wagte einen Widerspruch, als er mit dem Zeigefinger in das Grabloch wies.
Auch mich hatte dieser Vorgang irritiert. Zwar hatte ich kein Wort von der Auseinandersetzung verstanden, aber ich konnte mir etwas zusammenreimen und ging davon aus, daß die beiden Männer in dem Grab eine Entdeckung gemacht hatten, die sie ihrem Chef hatten zeigen wollen. Nur war dies auf sie beide beschränkt geblieben, ihr Chef jedenfalls glaubte ihnen nicht.
Er wollte auch, daß der Sarg endlich weggeschafft wurde. Sie bückten sich und hoben ihn an. Also würden sie ihn hier nicht öffnen, um die Leiche herauszunehmen.
Der Glatzkopf strahlte mit der Lampe in eine bestimmte Richtung. Gespenstisch bleich wurde das knorrige und starre Buschwerk aus dem Dunkel gerissen. Es bildete eine dichte Wand, auf der dickes Eis schimmerte, höchstwahrscheinlich war das der Ort, wo sie den Sarg öffnen sollten.
Die beiden Helfer setzten sich in Bewegung. Der Boden war nicht eben, ihre Schritte stampfend und schwankend, was sich auch auf die Totenkiste und deren Inhalt übertrug. Da wurde die Leiche hinund herbewegt, und sie schlug in dem für sie zu großen Sarg sowohl mit dem Kopf als auch mit den Füßen an.
Für mich war die Situation äußerst günstig.
Zwei Männer waren beschäftigt und schleppten den Sarg. Der eine ging vor- der andere rückwärts, und auch der Glatzkopf drehte mir seinen kompakten Rücken zu.
Ich hatte bisher geduckt gestanden. So leise wie möglich richtete ich mich auf und blieb stehen, als ich mit den Fußspitzen den Erdhügel berührte, auf dem die Laterne ihren Platz gefunden hatte.
»Es reicht!« sagte ich. »Stellt den Sarg ab! Und keine Bewegung!«
***
Noch während meiner Worte erschien auch Suko von der anderen Seite. Wie ich hielt auch er die Beretta in der Hand. Wir trugen dünne Lederhandschuhe, so daß wir bei einem eventuellen Schußwechsel nicht behindert wurden.
Wenn es jemals Menschen gab, die überrascht worden waren, dann diese drei Japaner. Nach einem Befehl hatten sie sich der kalten Umgebung angepaßt und waren regelrecht eingefroren. Aber sie hielten noch immer den Sarg fest, als wäre er etwas Besonderes.
»Fallen lassen!«
Diesmal hatte Suko den Befehl gegeben, um ihnen klarzumachen, daß ich nicht allein war.
Die beiden Sargträger bewegten sich. Sie schauten Suko an, dann drehten sie wieder ihre Köpfe, um mich zu sehen. Wenn sie es schafften, dann sahen sie mich nur als Schatten.
Aber sie gehorchten!
Es sah so aus, als würde ihnen der Sarg aus den Händen rutschen. Sie griffen auch nicht mehr nach, um ihn abzufangen, und so landete er mit einem satten Klatschen auf dem Boden. Er vibrierte noch kurz nach, aber er kippte nicht um.
Auch in den Glatzkopf kam Bewegung. Er wollte sich umdrehen, das konnte er auch meinetwegen, aber nicht mit der Lampe in der Hand. »Wirf das Ding weg!«
Er tat es.
Dann drehte er sich, und er hob sogar die Arme halb an. Suko war ebenfalls nicht stehengeblieben, er näherte sich den beiden Sargträgern und bedeutete ihnen durch bestimmte Bewegungen, daß sie sich zusammenstellen sollten.
Sie kamen der Aufforderung zähneknirschend nach. Sie flüsterten Flüche, aber sie ahnten nicht, was Suko tatsächlich mit ihnen vorhatte. Bevor sie sich versahen, hatte er sie an beiden Gelenken gefesselt. Er benötigte nur eine Handschelle, und die Japaner hatten sich wie willenlos in ihr Schicksal erheben, wahrscheinlich litten sie noch unter dem Schock. Erst jetzt fing Suko an, sie zu entwaffnen.
Welche Waffen er fand, bekam ich nicht mit, da ich mich für den Glatzkopf, den Chef des Trios,
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