0831 - Patrouille der MVs
Körperhöhle und schoß einen haarfeinen Gasstrahl auf den Eingeborenen ab. Das Gas lahmte sein Opfer, ohne die Gehirnfunktionen zu beeinträchtigen, so daß es dem Gys-Voolbeerah möglich war, das Bewußtsein und die Erinnerungen des Eingeborenen zu sondieren.
Gleichzeitig „schmolz" er die Kopie der Flugechse ein und begann sofort damit, den Körper des Opfers nachzubilden.
Als Thon-Bherkahn fertig war, stellte er eine perfekte Kopie des Mucierers Mitsino, des Ältesten vom Stamm der Iti-Iti, dar - und er kannte alle Erinnerungen seines Opfers und wußte, wie er sich zu verhalten hatte, wenn er als Mitsino den Menschen bei den Trümmern einen Besuch abstattete... 6.
Ingenieur Ofool Ngorok kletterte übermüdet aus dem Wartungsschacht des Second-Computersystems der regionalen Klimakontrolle bei der Stadt Makindu.
Als er sich aus der Öffnung schwang, blickte ihm Haval Melnik neugierig entgegen. „Nichts!" sagte Ofool resignierend. „Ich habe es zuletzt mit einer Serie hyperenergetischer Reizimpulse versucht, um die entsprechende Sektion von NATHAN zum Eingreifen zu provozieren, aber es gab nicht die geringste Reaktion."
„Ich versuche es trotzdem weiter!" erklärte Haval. „Hier muß sich einfach etwas tun, sonst schwimmt das gesamt Land fort - nicht, daß es mir viel ausmachte, aber wir haben eben unsere Befehle."
Ofool Ngorok reckte sich und blickte in die massiv wirkende Regenwand, die unablässig vom Himmel stürzte, seit sie sich an diesem verlassenen Ort befanden - und sie waren seit dreieinhalb Tagen hier.
Der nahe Fluß war längst über seine Ufer getreten und hatte Bäume und Sträucher entwurzelt, ein paar verfallene Häuser fortgeschwemmt und bedrohte die gesamt Stadt, wenn er so weiterstieg.
Er und Melnik wurden durch einen kuppelförmigen Energieschirm, der vom Schutzschirmprojektor ihres Shifts erzeugt wurde, vor dem Regen geschützt; dennoch ging ihnen das Wetter auf die Nerven.
Irgendwo in dem Sturzregen, wußte Ofool, geisterten ein paar überschwere Kampfroboter umher. Sie dienten der Sicherheit der beiden Computer-Spezialisten. Ofool fragte sich allerdings, wer ihre Sicherheit bedrohen sollte. Menschen gab es hier nicht -und Tiere hatten sie auch noch nicht zu sehen bekommen, außer den aufgedunsenen Kadavern im Fluß, wohin sie in den kurzen Zeiten nachlassenden Regens blicken konnten.
Der Ingenieur kletterte in den Shift, während sein Gefährte im Wartungsschacht untertauchte. Er setzte sich auf den Pilotensitz unter der flachen durchsichtigen Kanzel, goß sich aus einer Thermoskanne einen Becher gesüßten Tee ein und fragte sich, wann man ihn und Haval Melnik endlich zur SOL zurückholen würde. Seinetwegen konnte es auf der Erde Wolkenbrüche, Gewitter und Schnee- oder Sandstürme geben, soviel es wollte. Es war nicht seine Erde, und wie es aussah, würde es niemals wieder jemandes Erde sein.
Plötzlich schloß Ofool geblendet die Augen, ließ den Becher fallen und wollte sich ducken, denn er dachte im ersten Augenblick, die jählings auf ihn einstürzende Lichtflut und der große gelbweiße Glutball stammten von einem explodierten Fusionsgeschoß.
Aber dann hielt er inne, denn ihm wurde klar, daß es die Sonne Medaillon war, die er seit dreieinhalb Tagen nicht gesehen hatte und die ihn und die Umgebung mit ihrer Lichtflut überschüttete, weil der Regen schlagartig aufgehört hatte.
Ebenso schlagartig wandelte sich Ofools Eindruck von der Umgebung. Unterhalb des künstlichen Hügels, unter dem das Second-Computersystem lag, erstreckte sich bis zum Horizont eine weite saftiggrüne Grasfläche. Zwar waren die Grashalme vom tagelangen Wolkenbruch niedergepeitscht, aber dennoch tat ihre Farbe dem Auge wohl. Die Grasfläche war von zahlreichen wassergefüllten Senken durchsetzt - und über allem spannte sich ein prächtiger Regenbogen.
Verwundert schaute Ofool Ngorok den in den Spektralfarben leuchtenden Bogen an. Nie zuvor in seinem vierunddreißigjährigen Leben hatte er so etwas gesehen - und da er auch nie etwas von einem Regenbogen gehört hatte, hielt er ihn für eine künstlich vom Second-Computersystem erzeugte Projektion, die seiner Meinung nach in früheren Zeiten den Bewohnern dieser Region das Ende einer Regenperiode verkündet hatte.
Aber gleich nach diesem Gedanken tauchten erste Zweifel an seiner Richtigkeit auf, denn soviel wußte Ngorok, daß auf klimagesteuerten Welten den Bewohnern das zu erwartende Wetter lang- und kurzfristig durch
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