0832 - Die Brut ist los
Gegenstand, mit dem sie die Scheibe hätten einschlagen können, und mit den Fäusten brauchten sie es nicht erst zu versuchen.
Der Hammer!
Wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel war ihr diese Idee gekommen. Sie zerrte das Werkzeug aus der Tasche, das noch am Futter hängenblieb, und es war ihr egal, daß ein Loch entstand, Hauptsache, sie bekam ihn frei.
Sie wechselte ihn in die rechte Hand, während Alvin einen Schritt zur Seite machte und plötzlich lachte.
Wo sich das stinkende Wesen befand, interessierte die Ärztin im Moment nicht. Für sie allein zählte, daß sie die Kraft fand, die verdammte Scheibe einzuschlagen.
Sie sprang hin, holte aus - und drosch zu!
Vergebens.
Der Hammer federte zurück, als hätte sie ihn gegen hartes Gummi gewuchtet. Die Scheibe sah zwar aus wie eine normale Glasscheibe, doch sie bestand aus einem besonderen Material, aus irgendeinem Kunststoff. Fast hätte Iris vor Wut geheult, aber da war der Ghoul, der sich in den ablaufenden Sekunden näher an sein Opfer herangeschlichen hatte.
Zu nahe!
Seine Schleimfinger bekamen den unteren Rand der Jacke zu fassen und zerrten daran.
Diese Kraft hätte ihm Iris nicht zugetraut. Sie hatte ihr nichts entgegenzusetzen und torkelte gegen die widerliche, stinkende Schleimgestalt.
Sie sah das breite Maul wie in einer Großaufnahme und entdeckte auch die zwischen den Zahnspitzen hängenden Schleimfäden, die erst auseinanderrissen, wenn er zubiß.
In ihre Schulter, in ihren Körper!
Der irre Schrei explodierte in ihren Ohren. Ausgestoßen hatte ihn Alvin Shephard.
Er stand hinter dem Ghoul, und er hatte sich aus dem Magazin ebenfalls einen Hammer mitgenommen. Mit aller Kraft ließ er ihn auf den Schädel des Leichenfressers sausen.
Es klatschte laut. Tropfen spitzten in die Höhe und nach verschiedenen Seiten weg, wo sie dann als winzige Schleiminseln auf dem Fußboden liegenblieben.
Ein Mensch hätte diesen Schlag nicht überstanden, aber der Ghoul war anders. Durch die Wucht hatte Alvin den Hammer tief in den weichen Schädel hineingetrieben. Er konnte ihn genau sehen, denn der Körper war durchsichtig. Der Kopf sah aus wie eine übergroße Paprikaschote, in der tief das Eisen steckt.
Der Ghoul war von diesem Angriff doch überrascht worden, obgleich er keine Schmerzen spürte. Er fuhr herum, ließ die Ärztin los, die sich sofort zur Seite warf, um aus der Reichweite zu gelangen.
Das Wesen hatte jetzt einen neuen Feind. Während es sich drehte und sein Kopf wieder die alte Form kriegte, suchte er die Gestalt.
Er fand sie nicht.
Es war Alvin gelungen, mit wenigen Schritten zurückzuweichen und so aus der unmittelbaren Reichweite zu gelangen. Er fühlte sich selbst wie ein Tier. Die letzten Minuten hatten Gefühle in ihm geweckt, die er nie für möglich gehalten hatte. Sein Gesicht war ein Zerrbild des früheren normalen Ausdrucks. Da war der Mund in die Breite gezogen und stand weit offen. Aus den Augen rannen Tränen, ohne daß er weinte. Er ging zurück, er hielt den Hammer dabei fest, und er wäre eine Ewigkeit gegangen, hätte die Frau nicht hinter ihm gestanden und ihn festgehalten.
»Wir müssen weg, Alvin! Wir müssen uns in diesem verdammten Bau verstecken!«
Er nickte. »Wo denn?«
»Komm!«
Es gab noch einen zweiten Gang, der hier im Eingangsbereich endete. Er führte dorthin, wo einmal die Büros eingerichtet werden sollten. Die Räume dafür waren vorhanden, es fehlten noch die entsprechenden Möbel und Anlagen.
Sie mußten eine Tür aufstoßen, um den langen Flur zu erreichen. Er war beleuchtet, und sie konnten ihn bis zum Ende überblicken. Wegen der weißen Kunststoffwände konnten sich die Bewohner vorkommen wie in einem Krankenhaus.
Diesmal hatte Alvin die Führung übernommen. Er lief einige Yards in den Flur hinein und zerrte eine Tür auf der linken Seite auf. Mit schlagbereitem Hammer stürmte er in das leere Büro und auf das Fenster zu, wo er dreimal gegen die Scheibe schlug, ohne einen Erfolg zu erreichen. Das Glas hielt ihm stand.
Erschöpft ließ Shephard den Hammer sinken, schüttelte den Kopf und flüsterte keuchend. »Ich… ich… kann nicht mehr, verdammt. Es ist alles so unheimlich. Ich… ich komme hier nicht mehr klar, versteh doch…«
Er hatte Iris Long angesprochen, sie aber hielt sich mit einer Antwort zurück. Mit dem Rücken lehnte sie an der Tür, die Haut am Hals war gespannt, und die Adern traten ziemlich deutlich hervor.
Ihre Pupillen sahen aus wie dünnes Glas, das
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