0832 - Die Brut ist los
eintrifft, werden wir zum Yard fahren und Carol abliefern. Anschließend sehen wir uns dieses Forschungszentrum genauer an.«
»Wie Sie wollen, John.«
»Bis später dann.« Ich legte auf und war einigermaßen zufrieden. Allmählich schafften wir es, den Nebel zu durchstoßen, und es mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir diese Nuß nicht knackten.
Das Telefon hatte am kurzen Ende des halbrunden Bedienungstresens gestanden. Zum Café hin war mir der Blick durch einige Gummibäume verwehrt worden. Auf den Blättern schimmerte der Staub, und ich zog mit der Fingerspitze einen Strich hinein.
Gedankenverloren ging ich wieder zu meinem Platz zurück. Dabei schaute ich auf Carols Rücken und wunderte mich. Die junge Frau saß so starr auf ihrem Platz, als wäre sie trotz der Wärme allmählich zu Eis geworden. Das machte mich mißtrauisch, etwas stimmte nicht, und ich ging schneller. Von der Seite her schaute ich in ihr wachsbleiches Gesicht. Sie wirkte wie eine Leiche, und ich befürchtete, daß sie auch tot war, aber nach einem zweimaligen Ansprechen bewegte sie sich. Bedächtig hob sie den linken Arm und wies mit der Spitze des Zeigefingers gegen die Fensterscheibe.
»Da habe ich ihn gesehen, John.«
»Wen haben Sie gesehen?«
»Den Glatzkopf, den Japaner, und er hat mich mörderisch angegrinst…«
***
Diesmal war ich es, der für einen Augenblick vereiste. Ich schaute dabei gegen das Fenster, aber hinter der Scheibe war von dieser Gestalt nichts zu sehen. Dort bewegten sich nur die normalen Fußgänger, die auch bei dieser Kälte nicht im Haus geblieben waren, und neben ihnen rollte der Verkehr einer normalen Straße ab.
Keine Spur von Zugeda.
»Haben Sie sich auch nicht getäuscht?«
»Nein, John. Er war da. Er hat sein Gesicht nahe an die Scheibe herangebracht und so schlimm gegrinst. Das war wie eine Drohung. Der hätte bestimmt auch eine Granate in die Scheibe geworfen und noch viele Menschen getötet.«
»Jetzt ist er jedenfalls weg.«
»Das beruhigt mich aber nicht.«
»Kann ich mir denken.« Ich lächelte sie an. »Es wird Sie aber sicherlich beruhigen, daß ich gewisse Dinge geregelt habe. Unter anderem Ihre Schutzhaft.«
Sie zeigte ein müdes Lächeln. »Das ist gut, doch sicher fühle ich mich dort auch nicht.«
»Abwarten.«
Ich winkte der Bedienung, um die Rechnung zu begleichen. Währenddessen erschien Suko und gesellte sich zu uns. »Ich habe einen neuen Wagen«, sagte er.
»Weiß ich.«
»Da war der Japaner.«
Sukos Blick verfinsterte sich. Er schaute die Sprecherin an. »Wo haben Sie ihn gesehen?«
»Vor kurzem. Da am Fenster.« Sie deutete hin.
»Stimmt das, John?«
»Ich habe telefoniert und nichts gesehen.«
»Und ich habe ihn auch nicht entdeckt, als ich herkam.«
»Was macht dein Bein?«
»Es ist noch ganz.«
»Bist du fit?«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Dann können wir ja gehen.«
Nur langsam zog sich Carol an. Immer wieder schaute sie zum Fenster, doch dort tat sich nichts.
Wir nahmen sie in die Mitte, und von uns flankiert, fühlte sie sich schon wohler. Aus ihrem Gesicht wich die Angst.
Wir gingen hinaus in die Kälte. Die Sonne hielt sich hinter den grauen Wolken versteckt, als würde sie sich vor diesem kalten Tag ekeln.
Von Zugeda sahen wir nichts. Nur die Passanten schauten etwas komisch, als sie bemerkten, wie übervorsichtig wir die Umgebung unter Kontrolle hielten.
»Ich sehe nichts«, sagte Suko.
»Scheint alles okay zu sein.«
Der neue Rover, der aussah wie der alte, stand nicht weit entfernt. Manchmal half ein gütiges Geschick einem Parkplatz nach, und als wir vor dem Wagen standen, warf mir Suko den Zweitschlüssel zu, den ich geschickt auffing. »Der ist für dich.«
Wir stiegen ein, es explodierte keine Bombe, und es war auch niemand da, der auf uns schoß, als wir die Türen öffneten. Erleichtert sanken wir auf die Sitze.
Carol kauerte wie ein ängstliches Huhn im Fond. Ich saß auf dem Beifahrersitz und drehte den Kopf. »Keine Sorge, wir packen es schon…«
Carol hob nur die Schultern.
***
Alvin Shephard blieb stehen und riß sich gleichzeitig aus dem Griff seiner Kollegin los. »Was… was ist das?« keuchte er, den Blick auf den schleimigen Arm gerichtet.
Iris Long gab keine Antwort. Sie war einfach unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen. So etwas hatte sie noch nie gesehen, damit hätte sie auch nicht gerechnet. Schließlich war sie ein normaler Mensch und kein Fachmann, was Dämonen und Dämonenarten anging.
Weitere Kostenlose Bücher