0835 - Rückkehr der Vernunft
seinen Arm.
„Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte mir den Arm abgetrennt."
Ihre Augen weiteten sich. „Du glaubst doch nicht wirklich, daß ich absichtlich gewartet habe, Tek?" fragte sie bestürzt.
Er legte den Arm um sie und zog sie an sich. „Natürlich nicht", entgegnete er beruhigend. Dann trieb er sie zur Eile an.
Als sie weitergingen, fiel ihnen auf, daß es unter ihnen still geworden war.
*
Minuten später stand fest, daß der Kampf beendet war.
Doch wer hatte gesiegt? „Ich gehe allein weiter", sagte Tekener. „Es ist besser, wenn du hier bleibst."
Sie schüttelte den Kopf. „Wir trennen uns nicht", erwiderte sie. „Es wäre ein Fehler. Du brauchst Rückendeckung."
„Wie du willst." Er ging weiter. Sie folgte ihm in einigen Schritten Abstand, damit sie nicht gleichzeitig überrascht werden konnten.
Er öffnete ein Türschott, das so breit war wie der ganze Gang. Vor ihm lag ein kreisrunder Raum. Im Boden gähnte die Mündung eines Antigravschachts, der abwärts gepolt war. Tekener legte sich flach auf den Boden und blickte hinein. Der Schacht war nur wenige Meter lang. Ein roter Kreis kennzeichnete tief unter dem Terraner, wo das Anti-gravfeld endete. Neben diesem Kreis standen drei Haluter. Es waren Vier-Meter-Riesen, die eindeutig zu den Anhängern von Croor ROSS gehörten.
Tekener zog sich lautlos zurück. „Cornor-Lerz und seine Leute sind gescheitert", sagte er. „Dann müssen wir allein weitermachen", erklärte Jennifer, ohne lange zu überlegen.
Es gab keine andere Möglichkeit. Das Gebäude lag unter einer Schutzschirmkombination. Sie konnten nicht zur PHORA zurückkehren. Kapitulieren konnten sie ebenfalls nicht, da ihre Gegner nicht der Vernunft folgten, sondern von ihren archaischen Instinkten geleitet wur-den.„Wo finden wir Croor ROSS?" fragte Jennifer. „Wenn wir ihn erwischen, sieht alles viel besser aus für uns."
„Ross sieht sich als Führerpersönlichkeit an. Seine Räume dürften daher im oberen Bereich dieses Gebäudes liegen. Die oberen Persönlichkeiten bei den Halutern verhalten sich ähnlich wie die bei uns. Auch sie unterstreichen ihren Anspruch dadurch, daß ihre Arbeitsräume über denen der anderen liegen müssen."
„Wir klappern die Räume hier oben ab", sagte Jennifer. „Vielleicht finden wir ihn irgendwo."
Tekener nickte nur. Er eilte in vorsichtiger Entfernung an der Schachtöffnung vorbei zur gegenüberliegenden Tür und schritt durch sie hindurch. Er kam in einen schmalen Gang, von dem nur zwei Türen abzweigten.
Jennifer pfiff warnend.
Er fuhr herum. Sie gestikulierte heftig, schloß zu ihm auf und drängte ihn zu einer Tür. „Er kommt", sagte sie wispernd.
Sie flüchteten durch die Tür in ein weiträumiges Laboratorium, das mit technischen Geräten zur Waffenentwicklung und Waffenprüfung bis unter die Decke gefüllt war, so daß sich ihnen zahlreiche Verstecke boten. „Ross ist es", sagte Jennifer. „Zwei seiner Riesen begleiten ihn. Er sieht aus, als ob er sich nicht allein bewegen könnte."
„Teilparalysiert", stellte Tekener fest.
Sie hörten, wie die Haluter an der Tür zum Gang vorbeigingen. Croor Ross stieß eine Reihe von unartikulierten Lauten aus, die anzeigten, wie sehr er sich über seine teilweise Niederlage ärgerte.
Sie warteten. Einige Minuten verstrichen. Dann hörten sie, wie einer der Haluter zurückkehrte und an ihnen vorbeiging. Seine Schritte verhallten.
Ronald Tekener ging zur Tür und öffnete sie. Die schußbereite Waffe hielt er in der Armbeuge. „Der Gang ist leer", flüsterte er.
Jennifer kam zu ihm und deutete auf die andere Tür. „Dann müssen sie ja wohl dort sein", sagte sie.
Sie traten auf den Gang hinaus. Jennifer blieb einige Meter von der anderen Tür entfernt stehen, während Tekener bis zu ihr hinschlich. Er neigte sich leicht nach vorn und horchte. Deutlich konnte er die Atemzüge von zwei Halutern hören.
Er gab Jennifer ein Handzeichen. Dann hieb er seine Faust gegen die Kontaktscheibe neben der Tür. Das Schott glitt leise zischend zur Seite.
Der Vier-Meter-Riese, der bei Croor Ross war, reagierte so schnell und so wild, wie Tekener befürchtet hatte.
Er griff sofort an.
Der Narbengesichtige sprang zur Seite neben die Tür, so daß der Haluter direkt auf Jennifer zu lief. Als der Gigant bemerkte, daß er es mit zwei Gegnern zu tun hatte, zögerte er für den Bruchteil einer Sekunde.
Damit hatte Tekener gerechnet.
Gleichzeitig mit Jennifer löste er seinen
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