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0836 - Die Traumzeit stirbt!

0836 - Die Traumzeit stirbt!

Titel: 0836 - Die Traumzeit stirbt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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unserer Ahnen. Dies hier sind die Gefilde der Traumzeit. Wir haben es geschafft.«
    Nicole kniff die Augen zusammen. Sie betrachtete abwechselnd die Landschaft, über der die Luft flimmerte und den Aborigine. »Sagen Sie mal, Mister Woturpa, wenn ich mich nicht komplett täusche, haben Ihnen die beiden Dämoninnen den Bauch aufgerissen. Sie waren schwer verletzt. Jetzt aber sind Sie putzmunter und ich kann nicht die kleinste Narbe feststellen.«
    Der Aborigine lächelte sie kurz an. »Hätte der Wechsel in die Traumzeit nicht geklappt, wäre ich an den Wunden gestorben. Aber die Traumzeit schützt und heilt ihre Kinder. Ich meine die, die noch Bezug zu ihr haben.«
    »Und den haben Sie, Mister Woturpa, ja?«
    »Ja, natürlich, Miss Duval. Dass meine Wunde mit dem Eintritt in das Land der Schöpfer verschwunden ist, ist der beste Beweis für meine Aussage. Bitte um Vergebung, es gibt noch einen besseren. Schauen Sie, da.« Er streckte den Arm aus und deutete in die Ebene hinunter.
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte Nicole verblüfft. »Ich glaub, mich streift 'ne Panzerhornschrexe.«
    Weit unten in der Ebene entstand inmitten der Trockenheit urplötzlich ein riesiger, tiefblauer See. Große, fischähnliche Tiere spielten in den mächtigen, von weißem Schaum gekrönten Wellen, während sich um den See in rasender Geschwindigkeit dichtes, saftiges Gras, Bäume und Sträucher ausbreiteten und gleich darauf eine riesige Fläche bedeckten. Dicke Wolken bildeten sich über der neuen Oase, schwere Gewitter mit zuckenden Blitzen und rollendem Donner gingen nieder, während sich weit am Horizont plötzlich eine im grellen Sonnenlicht liegende Gebirgsformation von oben nach unten auflöste, so, als radiere sie eine unsichtbare Hand mit ebenso unsichtbarem Radiergummi aus. Auf die Hitze nahmen diese Vorgänge dennoch keinerlei Einfluss.
    »Die-Traumzeit ist eine Schöpferwelt, in ständigem Werden und Vergehen begriffen und trotzdem stabil. Sie erschafft sich stets neu und ist doch die Welt, die sie seit Ewigkeiten darstellt.« Woturpa verharrte kurz und lauschte in sich hinein. »Es muss so sein. Denn das ist die Natur dieser Welt.«
    »Ja, das sehe ich«, antwortete Nicole und entledigte sich ihrer rotschwarzen Perücke. Neongrünes, kurzes Haar mit einem beträchtlichen Verschwitztheitsfaktor kam darunter zum Vorschein. »Leben hier eigentlich neben den Traumzeitwesen auch materielle Geschöpfe? So welche wie wir zum Beispiel, meine ich. Oder sind diese Tiere dort unten im See reine Einbildung?«
    »O nein«, erwiderte Woturpa lächelnd. »Und ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Aber seien Sie beruhigt: Diese Welt ist nicht gefährlich für ihre Kinder. Ich sagte bereits, dass sie diese beschützt.«
    »Na, ich weiß nicht«, zweifelte Nicole. »Ich gehe durch die Wüste und plötzlich stehe ich mitten im Meer und ersaufe elend, nur weil das Land geruhte, sich an dieser Stelle selbst ein wenig zu wässern.«
    »Derlei wird niemals passieren. Die Traumzeit weiß genau, wo sich jedes einzelne ihrer Kinder aufhält. An diesen Stellen wird sie sich niemals neu schöpfen oder vergehen. Die Traumzeit und ihre Kinder sind eins.«
    »Hm, wenn Sie's sagen, Mister Woturpa…« Nicole stand auf und trat unter dem Felsüberhang hervor. Zamorra und der Aranta folgten ihr. Hoch in der Luft, nicht weit vom riesigen, grellweiß leuchtenden Glutball der Sonne entfernt, entstanden große, majestätisch schwebende, ein wenig an Saurier erinnernde Vögel aus dem Nichts und begannen, zur Oase hinüberzufliegen. Einige von ihnen verschwanden so schnell, wie sie geschaffen worden waren. Es sah aus, als würden sie im Flug einfach ausgeblendet.
    Neben den Menschen knirschte es. Erschrocken fuhren sie herum. Nicoles Hand flog an den Blaster. Sie atmete tief durch, als sich aus einer Felsnische lediglich ein kleiner Baum schob und vor ihren Augen groß, knorrig und uralt wurde. Dutzende von bekannten und völlig unbekannten, zum Teil abgrundtief hässlich und aggressiv anmutenden Tierarten bevölkerten ihn in dieser knappen Minute, entstanden, vergingen.
    »Haben sie die dämonisch anmutenden Monster gesehen?«, fragte Woturpa leise und krampfte die Faust um den Seelenstein, den er schon die ganze Zeit über hielt. Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht gut. Sie sind bereits Ausdruck der Veränderung, die mit der Traumzeit vor sich geht. Das Böse, Dunkle setzt sich immer mehr in ihr fest und gebiert diese… diese Kreaturen. Die guten

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