0836 - Die Traumzeit stirbt!
aus und schleuderte blitzschnell seinen Speer.
Zamorra schnaufte verblüfft. Die Waffe raste heran.
***
Nicole saß im Eingang der Höhle und schaute zu Koobors Hort hinüber. »Der Langeweile keine Chance«, murmelte sie, ohne wirklich zu wissen, wie sie das anstellen sollte, da sie zum Warten auf unbestimmte Zeit verdammt war. »Hätte ich mal bloß meinen Gameboy mitgenommen. Immerhin kann ich die nächste halbe Stunde mit warmen Gedanken überbrücken. Das ist ja auch schon mal was.« Sie kicherte.
Tiefschwarze Schatten manifestierten sich am Hang über der Höhle und glitten lautlos näher. Nicole bemerkte sie erst im letzten Moment.
Erschrocken fuhr sie herum, als das Wabern in ihren Augenwinkeln auftauchte. Sie wollte sich zurückwerfen, hatte aber keine Chance. Blitzschnell hüllte die Schwärze sie ein. Sie gurgelte und röchelte. Alb traumhafte Bilder stürzten urplötzlich auf sie ein, ein riesiger Leichenberg in einer grauen, trostlosen Sumpflandschaft nahm ihr den Atem. Ein furchtbarer Dämon thronte auf der Spitze, zog einzelne, noch lebende Exemplare, die menschliches Aussehen besaßen, aus dem Berg und fraß sie schmatzend auf.
Sie kannte das Monstrum, sie hatte bereits vor dem Leichenberg gestanden. Die furchtbare Erkenntnis traf Nicole wie ein Schlag.
Die wabernden, wispernden Schatten ließen von ihr ab. Zuckend blieb sie liegen. Sie fühlte sich, als würde Strom durch ihren Körper geleitet. Nur schemenhaft nahm sie das riesige Vogelwesen war, das sich niedersenkte und direkt neben ihr an einer Abbruchkante festkrallte.
Der Vogel, der sicher fünffache Adlergröße erreichte, hackte ein paar Mal mit dem riesigen Schnabel nach Nicole, ohne sie wirklich verletzen zu wollen, beäugte sie und hüpfte dann mit einem mächtigen Satz auf sie. Seine imposant zu nennenden Klauen schlossen sich um ihren Oberkörper. Gleich darauf hob der Vogel ab und stieg in die Lüfte.
In den Schwindel erregenden Höhen, die der Greif erklomm, war es merklich kühler. Nicole kam langsam wieder zu sich, der schlimme Schmerz und die Visionen ließen nach, nicht aber das blanke Entsetzen, das sich in ihr festgesetzt hatte. Sie starrte nach unten und dann auf den Vogelbauch und die breiten, rauschenden Schwingen über sich. Da sie nicht zum ersten Mal auf diese Art und Weise transportiert wurde, blieb sie so ruhig, wie es eben ging. Die Angst, unvermittelt fallen gelassen zu werden, konnte sie jedoch nicht ausschalten, ganz gleich, was sie sich einredete. Sie hob den Oberkörper und konnte so mit den Händen die Fesseln des Vogels erreichen. Keuchend klammerte sie sich daran fest. Er ließ es geschehen. So fühlte sie sich wenigstens um einen Deut sicherer. Den kurz aufblitzenden Gedanken, mit dem immer noch am Gürtel hängenden Blaster auf ihr lebendes Transportgerät zu schießen, schob sie sofort wieder beiseite. Selbstmord ließ sich auf angenehmere Art und Weise begehen.
Der Vogel flog eine nicht sehr weit entfernte Felsformation an. Auf halber Höhe einer viele hundert Meter abfallenden Steilwand befand sich eine Höhle. Dort setzte er Nicole unsanft ab und zog wieder seiner Wege.
Die Dämonenjägerin betastete ihre Schrammen und blauen Flecken. Viel Zeit blieb ihr nicht dafür. Die nebelhafte Schlange erschien, als sie sich gerade ein Steinchen aus der Wade operierte.
»Wanambi, Gott sei Dank…«
Nicole freute sich zu früh. Die Große Regenbogenschlange begann sofort damit, sie in geistige Abhängigkeit zu nehmen. Als Nicole merkte, wie der Hase lief, war es längst zu spät. Trotz ihrer Mentalsperre konnte sich die Dämonenjägerin nicht gegen die ungeheure, anbrandende Kraft wehren. Sie durchdrang die Sperre fast spielerisch und versklavte Nicoles ureigenstes Ich, ohne es jedoch zu zerstören.
Nicole spürte die forschenden Gedanken, die bestrebt waren, ihr innerstes Wesen zu erkennen, vor allem ihre magischen Strukturen. Sie fühlte sich so nackt, bloß und preisgegeben wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Es war zutiefst demütigend.
Nicole wimmerte.
Der Dämon ließ sich nicht beirren. Er wollte sie nicht erniedrigen. Er suchte lediglich etwas. Etwas ganz Bestimmtes, von dem er sich unglaublich bedroht fühlte. Etwas, von dem Nicole wusste, dass es da war, für das sie jedoch selbst keine Erklärung hatte.
Der Unhold fand es nicht. Doch Nicole verspürte keinen Triumph. Es wurde noch weitaus schlimmer für sie. Ihr Peiniger begann nun, ihre Seelensubstanz zu fleddern.
***
Zamorra wollte
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