0836 - Vision der Vollendung
selbstverständlich."
„Gut, ich schließe die Augen."
Jost dachte natürlich nicht daran, mit Exl auf die Halbkugelseite zu gehen.
Wofür hatte er schließlich eine Burg im Moor erbaut, die dazu noch - und dessen wurde sich Jost erst in diesem Augenblick bewußt - die Mucierer-Burgen zum Vorbild gehabt hatte.
Er sprang mit Exl in sein neuerbautes Domizil und überließ ihn dort sich selbst.
Ich komme, Zijlna, dachte er.
Er orientierte sich an ihrem Noemata-Kontinuum, das sie für ihn offengehalten hatte, und sprang nach Scorpio.
*
Das Camp der Konzepte befand sich auf einer der Steilküste vorgelagerten Insel. Es war nur von einem Wissenschaftler besetzt, seine anderen siebenundzwanzig Partialkörper waren auf dem Festland mit Untersuchungen beschäftigt. Die anderen beiden hier stationierten Wissenschaftler - ebenfalls Tetra-Konzepte - waren unter Einsatz aller ihrer Partialkörper zu Expeditionen aufgebrochen.
Der im Camp verbliebene Wissenschaftler hieß Hollem. Er zeigte Jost den konservierten Körper eines Eingeborenen.
Er sah tatsächlich aus wie ein zwei Meter großer Skorpion. Die Scheren waren zugefeilt, die Beißwerkzeuge wiesen eine Art Kriegsbemalung auf. Kleidung benötigten die Eingeborenen keine, weil ihr Körperpanzer eine natürliche Rüstung darstellte.
„Das ist eine Kriegerin", erklärte Hollem. „Die Männchen haben keine giftigen Stachel, nur die Weibchen ziehen in den Kampf.
Dieses Exemplar drang ins Camp ein und versuchte, mich zu töten. Aber ich konnte es überwältigen.
Als ich versuchte, mit dem Skorpionweibchen in Kontakt zu treten, hat es sich selbst getötet. Mit dem Stachel. So ist es in allen Fällen, auch bei unserer ersten Kontaktaufnahme versuchte man uns zu töten.
Als das mißlang, rottete sich das ganze Dorf selbst aus. Die Weibchen brachten zuerst die Jungen und die Männchen und schließlich sich selbst um. Wir konnten es nicht verhindern."
„Ist das Gift tatsächlich auch für Konzepte tödlich?" wollte Jost wissen.
„Grundsätzlich schon", erwiderte Hollem. „Aber man kann die entsprechenden Abwehrstoffe produzieren, wenn man darauf vorbereitet ist."
„Und warum hat man dann nie eines der Weibchen gewinnen lassen?" fragte Jost.
„Wozu?"
„Um zu verhindern, daß sich die Skorpione selbst ausrotten."
Hollem sah Zijlna fragend an.
„Das verstehe einer", meinte sie achselzuckend.
„Ihr werdet bald verstehen", sagte Jost. Er machte jetzt nicht mehr den Eindruck eines verspielten Jungen. „Gibt es noch Gebiete auf dieser Welt, in die wir Konzepte noch nicht vorgedrungen sind?"
Hollem lachte.
„Neunundneunzig Prozent von Scorpio sind noch unerforscht."
„Dann haben die Skorpione noch eine Überlebenschance.
Ich vermute, daß sie ein Nachrichtensystem besitzen, das der Telepathie sehr ähnlich ist. Nur deshalb hat sich die Nachricht der unbesiegbaren Fremden so schnell herumgesprochen.
Das läßt erwarten, daß sich die Meldung von unserer Verletzbarkeit ebenso schnell herumspricht."
Hollem schüttelte den Kopf. „Ist das ein neues Spiel?"
„Ihr werdet es erleben. Gibt es im Camp Skorpiongift?"
„Jede Menge."
„Dann möchte ich um eine tödliche Dosis bitten."
Hollem brachte einen Skorpionstachel, an dem noch der Giftsack hing. Jost stieß sich den Stachel in den Oberschenkel und drückte am Giftbeutel, bis zwei Kubikzentimeter des Giftes in seinem Blutkreislauf waren.
„Ich war schon immer Biochemiker", sagte er dazu grinsend. „Und mein Körper, ist das beste Laboratorium.
Jost verstummte. Seine Haut verfärbte sich bläulich. Seine Glieder begannen konvulsivisch zu zucken.
Sein Körper wurde für Sekunden krampfartig geschüttelt. Dann entspannte er sich wieder. Sein Gesicht bekam die gesunde Farbe zurück.
„So", sagte er. „Jetzt produziert mein Körper die erforderlichen Abwehrstoffe. Hollem, sage deinen Leuten, daß sie nichts unternehmen sollen, bis mein Experiment abgeschlossen ist. Willst du mich begleiten. Zijlna?"
Gemeinsam schwebten sie über das Meer zum Festland. Unterhalb der Steilküste sahen sie Hunderte von leeren Skorpionpanzern, die von den Aasfressern blankgeputzt worden waren. Von Zijlna erfuhr Jost, daß es sich um die männlichen Bewohner eines Dorfes handelte, die sich von der Steilküste in die Tiefe gestürzt hatten, nachdem sie Kontakt mit den Konzepten gehabt hatten.
Jost drang mit Zijlna in ein Gebiet vor, das noch unberührt war. Als sie zu einem Pfahldorf in einer Flußmündung
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