Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Augenblick zweifellos verschränkt. In Ermangelung dieser Körperpartien wedelte er zornig mit den Händen und Füßen. „Grausamkeit, wem Grausamkeit gebührt!" rief er mit schneidender Stimme. „Du wirst sterben, ohne einen letzten Wunsch geäußert zu haben, denn auch der steht dir nicht zu, Weib."
    Die Merinas brüllten Beifall. Der Glatzkopf mit dem roten Stirnband trat neben die hochaufragenden Pfosten und prüfte die Stellung des Fallbeiles.
    Hafalii sprach Englisch, und seine Stammesgenossen verstanden ihn. Vanessa Kayne war dieser Umstand ein Rätsel, aber sie sann nicht darüber nach.
    In ihrer Verzweiflung verlegte sie sich aufs Flehen. „Tut es nicht! Habt Erbarmen! Bringt mich nicht auf die Guillotine! Ich bin US-Staatsbürgerin und stamme aus Florida. Ich…"
    „Immer das gleiche Gewäsch", rief Hafalii verächtlich. „Ich kann es nicht mehr hören. Legt sie unters Beil!"
    Vanessa spürte den Druck kräftiger Hände an ihren Armen und Schenkeln. Rasch trugen sie die beiden Wächter zur Guillotine. Sie wurde auf eine wannenförmige vertiefte Holzbank geworfen. Riemen umspannten ihren Körper. Ihr Kopf wurde brutal durch das für den Delinquenten vorgesehene Loch gestoßen. Ein gellender Schrei entrang sich ihrer Kehle.
    Sie sah nicht mehr, wie die beiden Merina-Wächter mit den Speeren neben dem Apparat Aufstellung nahmen, nahm kaum wahr, wie sich der Henker mit dem roten Stirnband näherte; sie schaute nur auf den grinsenden Freak mit den vielen Füßen und Händen, der sich vor ihr aufgebaut hatte und geradezu vergnügt gestikulierte. In ihrem Kopf dröhnte und hämmerte es.
    Mit überschnappender Stimme schrie sie: „Verflucht sollst du sein, Hafalii! Tod und Verdammnis über dich und deinen ganzen Stamm! Der Dreimalgrößte wird mich rächen, rächen, rächen!"
    „Da habt ihr den Beweis", verkündete Hafalii. „Sie ist nicht das fromme Lamm, das sie gern zur Schau stellen wollte. Sie steckt mit den Vazimba und all ihren hundsgemeinen Verbündeten unter einer Decke. Köpft sie!"
    Vanessa Kayne schleuderte dein Scheusal ihre ganze Verzweiflung in einem schrillen, nervenzerfetzenden Schrei entgegen. Etwas raste von oben auf sie herab, und alles versank in erlösender Finsternis.
    Ihr Schrei hallte grausig durch den Dschungel des Zentralhochlandes von Madagaskar.

    George Mansfield - achtundvierzig Jahre alt, beleibt und wegen seiner roten Gesichtsfarbe eine stattliche, wenn auch etwas vierschrötig anmutende Erscheinung, mit seinem straff zurückgekämmten, grauen Haar und dem schneeweißen Backenbart geradezu der Inbegriff eines Engländers - Mansfield blickte seinen Gast an und nickte ihm knapp zu.
    Dorian Hunter streckte die Hände von sich. Mit der Rechten ergriff er Mansfields Hand, mit der Linken umspannte er die Finger eines weiteren Mitglieds der Runde.
    Insgesamt waren es sechs Männer, die an der Beschwörung im Londoner Tempel der Magischen Bruderschaft teilnahmen. Sechs war eine magische Zahl. Die Entwicklung des sechsten Sinnes war eines der Ziele der Magischen Bruderschaft.
    Der Tempel glich dem der Frankfurter Bruderschaft und aller anderen Bruderschaften. Die Männer in den grauen Ponchos hatten an dem runden Glastisch in der Mitte des Raumes Platz genommen. Die Stühle waren ebenfalls aus Glas und standen wie der Tisch auf einem kreisrunden Teppich, in den mit dicken, geflochtenen Goldfäden ein Drudenfuß eingestickt worden war. An den fünf Spitzen des Pentagramms befanden sich die Symbole für die fünf Sinne der Menschen. In der Mitte des Drudenfußes, unter dem gläsernen Tischbein, saß ein Auge in einem Dreieck - das Symbol für den sechsten Sinn.
    Dorian Hunter konzentrierte sich auf den schwarzen Globus. Er konnte ihn nur schwach sehen, denn der zweite Zeremonienmeister - einer seiner fünf Begleiter - hatte zuvor fünf der sechs Lichter des Kerzenhalters auf der Kommode ausgelöscht.
    Der Dämonenkiller konzentrierte seine Gedanken auf die schwarze Weltkugel. Sie stand im Mittelpunkt des gläsernen Tisches. Er bediente sich eines modernen verballhornten Lateins und benutzte im übrigen Worte des Esperanto. Dies war die Geheimsprache der Magischen Bruderschaft, die Dorian von Thomas Becker, dem Großmeister aus Frankfurt, gelernt hatte.
    „Wir rufen dich, Geist, der du auf unseren Anruf wartest in der Ewigkeit!"
    Irgend jemand gab dem schwarzen Globus einen Stoß. Lautlos begann er sich um die Polachse zu drehen.
    Die Weltkugel bewahrte ein gleichbleibendes

Weitere Kostenlose Bücher