084 - Medusenblick
nötig, in das Pfarrhaus einzudringen.
Er konnte auch von hier aus Kontakt mit Marbu aufnehmen. Sein Plan war einfach: Pater Severin versuchte die schwarze Kraft aus dem Körper seines Freundes zu holen. Es sollte ihm getrost zu einem gewissen Teil gelingen. Aber die Kraft würde sich dann von dem Priester nicht verjagen lassen, sondern mit Phorkys' schwarzer Energie ein gefährliches Bündnis eingehen.
Der Vater der Ungeheuer baute damit zwar etwas von der in Tony Ballard befindlichen Marbu-Kraft ab, aber sie würde sich rasch davon erholen und bald wieder ergänzen.
Und durch das Bündnis zwischen Phorkys-Energie und Marbu-Kraft würde ein schreckliches Monster entstehen, das sich zuallererst gegen den Priester wenden würde.
Phorkys verzerrte seine Wolfsfratze zu einem diabolischen Grinsen. Asmodis hatte gut daran getan, ihn hier einzusetzen. Er würde wieder einmal beweisen, wie sehr er die Sonderstellung verdiente, die er in der Hölle einnahm.
***
Tucker Peckinpah war wieder da. Länger als ein Jahr war der Industrielle verschollen gewesen, und seine Freunde hatten befürchtet, ihn nie mehr wieder zu sehen, denn er war in die Hölle verschleppt worden.
Ein Jahr Zweifel und Pein, Höllenqualen und Verzweiflung. Mehr als einmal hatte Peckinpah die Hoffnung aufgegeben, doch das Unmögliche war geschehen.
Seine Freunde hatten ihn aus der Hölle zurückgeholt, und er hatte sich mit vollem Eifer gleich wieder auf die Arbeit gestürzt. Mit starker Hand hatte er das Räderwerk seines Firmenimperiums wieder in Schwung gebracht.
Er hatte viele Entscheidungen getroffen und neue Impulse gesetzt. Ein neuer alter Wind wehte in den Unternehmungen, und es hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, daß der Chef wieder da war. Ein Zahnrad griff in das andere und trieb es an, und innerhalb weniger Tage lief die Maschine wieder auf Hochtouren, so, als wäre Tucker Peckinpah niemals fort gewesen.
Doch nicht nur die alten Geschäftsverbindungen wurden neu belebt. Der Industrielle frischte auch andere Kontakte auf, legte verstopfte Informationskanäle frei und sorgte dafür, daß seine weitreichenden, sagenhaften Beziehungen und sein einmaliger Nachrichtendienst wieder klaglos funktionierten.
Er war wieder ganz der alte. Trotz seiner sechzig Jahre quirlig und vital. Ein Mann, vor dessen Kapital sich die Menschen verneigten. Ein Geschäftsmann von untadeligem Ruf und mit einem untrüglichen Instinkt für hohe Profite.
Er hatte Macht und Geld, und beides setzte er seit langer Zeit gegen die finsteren Mächte ein, denn seit der Blutgeier Paco Benitez seine Frau Rosalind getötet hatte, war er ein erklärter Feind der Hölle.
Natürlich konnte er in seinen Jahren nicht mehr zum Nahkampf antreten. Deshalb hatte er sich mit dem Privatdetektiv Tony Ballard zusammengetan, der mit seinen Freunden alles das tat, wozu Peckinpah nicht mehr imstande war.
Um Tony Ballard seine gefährliche Arbeit zu erleichtern, unterstützte ihn Tucker Peckinpah auf alle erdenkliche Weise. Mit Geld - er hatte Tony auf Dauer engagiert, damit ihn keine finanziellen Probleme ablenkten - und mit zuverlässigen Informationen, die ihn oft auf sehr verschlungenen Wegen erreichten.
Wie alle anderen Freunde Tony Ballards war auch Tucker Peckinpah zur Zeit in Sorge um den mutigen Dämonenjäger, und er hoffte für diesen, daß es Pater Severin gelingen würde, den Exorzismus erfolgreich zu beenden.
Es wäre ein schmerzlicher Verlust gewesen, wenn sie Tony an die Hölle verloren hätten. Peckinpah fragte sich, was der Teufel getan hätte, wenn er von dem geplanten Exorzismus erfahren hätte. Ließ sich das vor Asmodis überhaupt geheimhalten?
Peckinpah versetzte alle seine Informanten sicherheitshalber in höchste Alarmbereitschaft. Die weit verästelten Wurzeln seiner Beziehungen reichten überallhin, und so blieb es nicht aus, daß jemand zum Telefon griff, um ihm von der verrückten Aussage zweier Männer zu berichten, die ein grauenerregendes Ungeheuer gesehen haben wollten.
»Ich danke Ihnen für die Information«, sagte der Industrielle und legte auf. Er nahm nervös die dicke Zigarre aus dem Mund. Sorge flackerte in seinem Blick, und er schaute Cruv, seinen kleinen Leibwächter, ernst an.
»Eine unangenehme Nachricht?« fragte der häßliche Gnom von der Prä-Welt Coor. Man sah es ihm nicht an, aber er verstand großartig zu kämpfen, und das Herz eines Löwen schlug in seiner schmalen Brust. Er war froh, Peckinpah wieder beschützen zu dürfen. Ein
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