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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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legte ihm meine Hand auf die Schulter und schüttelte ihn sanft. »Severin!« Keine Reaktion. »Severin!« sagte ich eindringlicher. Er schaute an mir vorbei, als würde es mich nicht geben. Als ich mich vor ihn stellte, schien er durch mich hindurchzublicken. Das machte mich stutzig.
    Mit meinem Freund mußte etwas passiert sein. Seine Finger waren um das silberne Kruzifix mit der kleinen Christusfigur gekrampft. Hatte sich Pater Severin damit verteidigt?
    Was war geschehen?
    Ich war geistig nicht dagewesen, versuchte mir jetzt den Verlauf des Exorzismus vorzustellen: Pater Severin hatte es geschafft, den Marbu-Geist aus meinem Körper zu holen, aber er konnte ihn nicht vertreiben. Die schwarze Kraft, von ihm herausgefordert, stürzte sich auf ihn und verwirrte seinen Geist.
    Ja, so kam es mir vor - als hätte der Marbu-Zauber meinen Freund verrückt gemacht. Severin, dieser mutige Mann Gottes, der bereit gewesen war, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um mir zu helfen, war nicht mehr ansprechbar.
    Marbu hatte ihn hart bestraft. Armer Severin, dachte ich. So schnell kann sich das Blatt wenden. Jetzt brauchst du Hilfe.
    Mir fiel die Frau ein, die ich gesehen zu haben glaubte.
    Glaubte?
    Oder hatte ich sie wirklich gesehen? Hing sie mit dem jämmerlichen Zustand meines Freundes zusammen? Hatte ich mir nicht eingebildet, sie trüge Schlangen auf dem Kopf? Oder hatte sie tatsächlich…
    Dann war es…
    Mir brach der kalte Schweiß aus allen Poren. Lieber Himmel, dann hatte ich eine Gorgone gesehen! Aber das war nicht möglich. Der Anblick von Gorgonen versteinerte, und Pater Severins Körper bestand nach wie vor aus Fleisch und Blut.
    Mein Blick richtete sich auf die offene Tür.
    Was sollte ich tun? Mich um Pater Severin kümmern? Hinter einem Phantom herjagen? Verdammt noch mal, wenn ich doch bloß gewußt hätte, was passiert war.
    Ich versuchte es noch einmal mit dem Priester. Kräftig schüttelte ich ihn und brüllte ihm seinen Namen ins Ohr. Doch ich war und blieb Luft für ihn.
    Ratlos schaute ich mich um.
    Mein Blick streifte das kleine vergitterte Fenster an der Stirnseite des Raumes, und plötzlich traf mich der Schock mit ungeheurer Wucht.
    Plötzlich war mir vieles klar.
    Es war kein Rätsel mehr für mich, daß sich Pater Severin in diesem hilflosen Zustand befand. Auf all die Fragen, die mich quälten und mir Löcher in die Gehirnwindungen brannten, gab es auf einmal eine Antwort.
    PHORKYS!
    ***
    Ich sah ihn, und mein Herz schien vor Haß zu explodieren. Er war schuld am mitleiderregenden Zustand des Priesters. Er hatte irgend etwas gedreht, um die Teufelsaustreibung zu unterbinden.
    Dann… dann hat mich Severin vom Bösen nicht befreit! durchzuckte es mich. Ich trage die Marbu-Kraft immer noch in mir! Wieso spüre ich sie nicht? Wieso hasse ich Phorkys so sehr? Hätte er mir nicht zumindest gleichgültig sein müssen?
    »Phorkys, du verfluchter Höllenhund!« brüllte ich, denn Pater Severins Anblick schmerzte mich schrecklich, und ich wollte den Vater der Ungeheuer zur Verantwortung ziehen.
    Für Severin konnte ich im Moment nichts tun. Er saß nach wie vor auf der Truhe und nahm an überhaupt nichts Anteil. Er würde wohl kaum aufstehen und fortgehen. Er würde nichts tun, gar nichts. Nur dasitzen und vor sich hinglotzen. Das Leben hatte plötzlich für ihn keine Bedeutung mehr.
    Phorkys hatte einen hilflosen Idioten aus ihm gemacht. Das klingt verdammt hart, ich weiß, aber es war eine schmerzliche Tatsache.
    Phorkys mußte das rückgängig machen! Ich stürmte davon. Es mußte mir gelingen, ihn zu stellen. Wie das zu schaffen war, wußte ich noch nicht, und noch weniger wußte ich, wie ich den Vater der Ungeheuer zu etwas zwingen konnte, aber ich machte mir deswegen keine großen Gedanken. Ich handelte einfach.
    Wie ein Kastenteufel sauste ich aus dem Pfarrhaus. Draußen wandte ich mich nach links und sah etwas, das wie eine riesige schwarze Fledermaus aussah.
    Die Gestalt lief über die Mauerkrone. Ihr schwarzer Umhang bauschte sich und flatterte hoch. Dann sprang Phorkys. In seinen Bewegungen war unheimlich viel Kraft. Er war ein starker, gefährlicher Gegner, aber ich scheute mich nicht, ihn zu jagen.
    Er flog wie ein körperloser Schatten über den Kirchenplatz und verschwand in einer düsteren Straße. Ich folgte ihm, lief, so schnell ich konnte.
    Phorkys war ein »alter Bekannter«. Lange schon stand er weit oben auf meiner Abschußliste, zusammen mit Atax, Mago, Yora, Metal und Arma…
    Wenn

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