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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ich Glück hatte, erwischte ich ihn heute.
    Wenn ich Pech hatte, hieß der Sieger Phorkys.
    Eine Entscheidung sollte fallen. Er oder ich. Es war kein Platz für uns beide auf dieser Welt!
    Ich erreichte die Straße, in die Phorkys gelaufen war. Wieder sah ich einen weiten, wallenden Umhang. Er tat gut daran, seine grauenerregende Scheußlichkeit zu verhüllen. Kaum ein Wesen aus der Hölle war häßlicher als der Vater der Ungeheuer.
    Er tauchte ein in den pechschwarzen Schatten eines kleinen Parks. Die Dunkelheit nahm ihn auf wie einen guten Freund.
    Das war nichts Neues. Die Nacht hielt schon immer schützend ihre Hand über das Böse.
    Ich kannte den Park, war schon viele Male hier gewesen, wenn ich mit mir und meinen Problemen allein sein wollte. Es gab einen Kinderspielplatz und ein riesiges Schachbrett aus weißen und schwarzen Steinplatten. Die Figuren, mit denen gespielt wurde, waren aus Kunststoff und reichten den Spielern bis an die Knie.
    Jetzt waren sowohl der Kinderspielplatz als auch das Schachbrett verwaist. Eine bleischwere Dunkelheit lag unter den alten Baumkronen und zwischen den hohen Büschen.
    Hier gab es Hunderte Möglichkeiten für Phorkys, sich zu verstecken und mir aufzulauern. Der Vater der Ungeheuer war mir gegenüber im Vorteil.
    Er brauchte nur zu warten, während ich ihn suchen und finden mußte. Mir war, als stünde ich unter Strom, als ich meinen Fuß in den nächtlichen Park setzte.
    Am Tag war mir diese Umgebung einigermaßen vertraut, doch nun kam sie mir fremd vor. Hinter jedem Strauch, hinter jedem Baum konnte die tödliche Gefahr lauern und in einem Moment kurzer Unachtsamkeit über mich herfallen.
    Meine Nervenstränge waren angespannt wie Harfensaiten.
    Ich versuchte meinen Blick überall zu haben, damit mich mein gefährlicher Feind nicht überrumpeln konnte.
    Zwischen dem Spielplatz und dem Schachbrett gab es einen kleinen nierenförmigen Teich, dessen Südzipfel mit Seerosen bewachsen war, die mir hell entgegenleuchteten.
    Hier war es nicht ganz so dunkel, weil die Bäume nicht bis an den Teich reichten. Das fahle Licht des Mondes glitzerte auf dem Wasser.
    Der Teich befand sich genau in der Mitte des Parks. Ich blieb ärgerlich stehen. Anscheinend hatte ich Phorkys' Spur verloren. Die Enttäuschung machte mich wütend. War ich nicht schnell genug gewesen?
    Meine Gestalt spiegelte sich im dunklen Wasser.
    So sieht er aus - Tony Ballard, der Verlierer! dachte ich grimmig und ich hätte am liebsten einen Stein ins Wasser geworfen, um mein Spiegelbild zu zerstören.
    Und während ich ärgerlich mein verschwommenes Bildnis im Wasser betrachtete, sah ich plötzlich einen dunklen Schatten hinter mir in die Höhe wachsen.
    Hinter mir war jemand aufgetaucht.
    Nicht Phorkys.
    Die Gorgone war es!
    ***
    Ich hatte das Gefühl, Eiswasser würde durch meine Adern fließen.
    Also doch! dachte ich. Du hast im Pfarrhaus richtig gesehen. Dieses Weib war bei Pater Severin, und nur einer kann sie geschickt haben: Phorkys.
    Kaum war der Vater der Ungeheuer wieder da, ging bereits wieder viel Übles auf sein Konto. Er nahm sich meiner nicht selbst an, sondern schickte das schlangenhäuptige Monster vor.
    Vermutlich war ich seiner Ansicht nach bei der Gorgone bestens aufgehoben. Sie konnte mich spielend töten. Ich brauchte mich nur umzudrehen. Wenn ich ihr in die Augen sah, war ich verloren. Die Kraft, die von ihrem Blick ausging, würde mich zu Stein erstarren lassen.
    Ruhe bewahren! sagte ich mir, während mein Herz hoch oben im Hals schlug. Solange du sie nicht ansiehst, kann sie dir nichts anhaben!
    Die Gorgone wartete.
    Reglos stand sie da. Überdeutlich konnte ich sie im spiegelnden Wasser sehen, und mir war verdammt mulmig zumute. Eiskalt wartete dieses grauenerregende Weib auf seine Chance.
    Wußte sie, daß ich sie bemerkt hatte?
    Eine furchtbare Situation! Die Spannung lastete zentnerschwer auf meinen Schultern. Ich durfte keinen Fehler machen, sonst war ich nicht mehr zu retten.
    Perseus hatte so ein Wesen geköpft, aber er hatte die Medusa dabei nicht direkt angesehen, sondern in seinen spiegelnden Schild geblickt. Und dann hatte er mit dem Schwert zugeschlagen…
    Wenn mir ein Schwert zur Verfügung gestanden hätte, hätte ich genauso gehandelt. Der Teich hätte den spiegelnden Schild ersetzt. Aber ich besaß keine solche Waffe.
    Ich spürte den Druck meines Colt Diamondback, der in der Schulterhalfter steckte. Wenn es mir gelang, die Waffe unbemerkt zu ziehen…
    Ich bewegte die

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