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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Hand, ganz, ganz vorsichtig. Die Gorgone regte sich immer noch nicht. Wie ihr eigenes Denkmal stand sie hinter mir und wartete auf den gottverdammten Augenblick, der mir zum Verhängnis werden sollte. Sehr viel Geduld brachte sie auf, aber es würde sich nicht lohnen.
    Meine Hand verschwand im Jackett. Die Finger ertasteten den Kolben des Revolvers.
    Mir war klar, daß alles gleich sehr schnell gehen mußte. Die Waffe herausreißen, herumfahren und schießen mußte eins sein. Und ich mußte treffen, ohne das Ziel anzusehen.
    Ich würde alle sechs geweihten Silberkugeln durch den Lauf jagen. Wenn nur die Hälfte davon traf, würde die Gorgone erledigt sein.
    Vor allem war es wichtig, daß der erste Schuß saß.
    Ich hielt den Atem an. Meine Handflächen hatten sich mit einem dünnen Schweißfilm überzogen. Klar, ich war nervös. Schließlich stand für mich ungeheuer viel auf dem Spiel.
    Meine Finger wollten sich um den Kolben legen. Da irritierte mich auf der gegenüberliegenden Seite des Teichs eine Bewegung.
    Phorkys!
    So also sollte die Sache laufen. Die beiden wollten mich in die Zange nehmen.
    ***
    »Laß die Waffe stecken!« knurrte der Vater, der Ungeheuer.
    Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Fieberhaft arbeitete mein Geist. Ich befand mich in einer schlimmen Klemme und suchte nach einem Ausweg.
    Vor mir Phorkys, hinter mir die Gorgone! Das Schicksal verwöhnte mich nicht gerade. Ich versuchte dennoch einen kühlen Kopf zu bewahren, denn der größte Fehler wäre in dieser Situation gewesen, durchzudrehen.
    »Wenn du auf die Gorgone schießt, töte ich dich!« drohte der Vater der Ungeheuer.
    »Wirst du das nicht auf jeden Fall versuchen?« gab ich heiser zurück.
    »Wenn ich dich töten will, muß ich es nicht versuchen«, behauptete Phorkys. »Du könntest es nicht verhindern.«
    »Vielleicht doch. Mit dem Dämonendiskus zum Beispiel.«
    »Ich weiß, daß du diese Waffe bei dir trägst.«
    »Dir ist sicher auch bekannt, daß der Diskus dich in Stücke reißen würde, wenn er dich träfe.«
    »Du wirst ihn nicht schleudern. Sobald du nach ihm greifst, bist du verloren.«
    Irgend etwas schien ihn davon abzuhalten, mir das Leben zu nehmen. Ich fragte ihn nach dem Grund, und er lachte.
    »Es ist derselbe Grund, weshalb dich Arma nicht mehr töten will und weshalb dich Asmodis freiließ… Bruder !«
    Ich kniff wütend die Augen zusammen. Das bedeutete, daß sich für mich noch nichts geändert hatte. Der Exorzismus schien ein Schlag ins Wasser gewesen zu sein. Wenn Phorkys mich Bruder nannte, trug ich das Marbu-Gift noch in mir!
    »Ich werde nie dein Bruder sein!« sagte ich trotzig.
    »Dein Weg ist vorgezeichnet, Tony Ballard. Du bist bald keine Gefahr mehr für die Hölle. Asmodis hat mich geschickt, damit ich die Teufelsaustreibung verhindere.«
    Ich nahm die Gelegenheit wahr, zu fragen, was mit Pater Severin passiert war. Phorkys sagte es mir. Mir war bewußt, daß der Priester Glück im Unglück gehabt hatte.
    Wäre er der Gorgone außerhalb des Pfarrhauses begegnet, hätte ihr Anblick ihn das Leben gekostet. Aber er war auch so schlimm genug dran, denn er konnte nicht mehr denken.
    »Er wird nie mehr eine Teufelsaustreibung vornehmen«, sagte Phorkys triumphierend. »Er ist nichts mehr wert, du kannst ihn vergessen.«
    »Ich vergesse keinen Freund!« schrie ich über den Teich. »Ich werde alles versuchen, um ihm zu helfen.«
    »Du wirst daran bald die Lust verlieren. Vergiß nicht, du trägst Marbus Gift in dir. Bald wirst du auf unserer Seite stehen, Tony Ballard. Dein Freund, der Pfaffe, hat es nicht geschafft, die schwarze Umklammerung von dir zu lösen. Sie ist immer noch da. Ich habe lediglich einen Teil der Marbu-Kraft abgezweigt, um mit ihrer Hilfe die Gorgone zu schaffen.«
    »Du hast das Marbu-Gift in mir verringert?«
    »Ja, aber gib dich keiner falschen Hoffnung hin. Was ich deinem Körper entnommen habe, wird bald wieder nachwachsen und dich weiter überwuchern. Deine Tage auf der Seite des Guten sind gezählt. Dein Frontenwechsel wurde nur aufgeschoben, nicht aufgehoben!«
    Ich wollte jetzt den Colt Diamondback doch aus dem Leder reißen. Ich mußte wenigstens versuchen, mit meinen Gegnern fertigzuwerden. Zuerst würde ich auf Phorkys schießen und dann auf die Gorgone.
    Mir war klar, daß eine geweihte Silberkugel für den Vater der Ungeheuer zu schwach war. Damit konnte man ihn nicht töten - aber schwächen, irritieren.
    Bevor er etwas gegen mich unternahm, konnte ich die Gorgone

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