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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Zuerst glaubte er, der Umhang wäre irgendwo hängengeblieben, aber als er sich umdrehte, sah er, was tatsächlich los war, und er zog zornig die Wolfslefzen hoch.
    Gleichzeitig hieb er mit den Tigerpranken nach dem Nessel-Vampir, doch die scharfen Krallen vermochten Boram nicht zu verletzen. Sie sausten durch den trüben Dampf, und sofort verlor Phorkys Energie. Das überraschte den Vater der Ungeheuer so sehr, daß er verdattert zurücksprang.
    Boram nützte die kurze Ratlosigkeit seines starken Gegners. Im Moment hatte er Oberwasser, aber das konnte sich sehr schnell ändern. Der Nessel-Vampir sah Flammen in Phorkys' Augen. Wenn der Vater der Ungeheuer ihn damit attackierte, würde er wahrscheinlich verdampfen.
    Doch noch dachte Phorkys nicht an diese Möglichkeit, und Boram ließ ihm keine Zeit, sich etwas zu überlegen. Er schlug zu, und das Nesselgift brannte sich schmerzhaft durch die Haut. Abermals ging Phorkys' Energie auf den weißen Vampir über. Sie stärkte ihn nicht nur, sondern weckte eine unbändige Gier in ihm. Er wollte mehr haben von dieser schwarzen Kraft, die Phorkys ausfüllte.
    Der Vater der Ungeheuer hatte noch kein wirksames Mittel zur Abwehr der Angriffe gefunden. Boram versuchte ihn niederzuringen und wollte ihm seine spitzen Vampirhauer ins Fleisch schlagen. Jeder neue Kontakt war schmerzhaft für Phorkys und kostete ihn Kraft.
    Das machte ihn konfus. Er merkte, daß er bereits einiges an Kräften verloren hatte. Wenn er nach dem Dampf-Vampir schlug, schmerzte es ihn nur selbst.
    Folglich hatte es keinen Sinn, zu bleiben und den Kampf fortzusetzen. Vernünftiger war es in diesem Fall, sich abzusetzen.
    Phorkys wirbelte herum.
    Boram biß zu. Seine dolchartigen Zähne gruben sich in Phorkys' Schulter. Gierig saugte er die schwarze Energie in sich hinein. Er klammerte sich an den stöhnenden Dämon, doch dem geschwächten Phorkys gelang es, die Dampfgestalt abzuschütteln und davonzuhetzen.
    Doch Boram hatte gewissermaßen »Blut« geleckt. Er wollte von seinem Opfer nicht mehr ablassen, wollte dessen ganze Energie haben.
    Phorkys verließ den Park, und in einem winkeligen Gassenlabyrinth versuchte er den Nessel-Vampir abzuhängen, doch Boram blieb ihm auf den Fersen.
    Phorkys näherte sich einer Fußgängerbrücke, die sich über mehrere Eisenbahngleise spannte. In der Ferne waren die Lichter eines Zugs zu sehen, der in rascher Fahrt näherkam.
    Phorkys rannte die Stufen hinauf. Boram begriff, was der Vater der Ungeheuer vorhatte, und er würde es wohl kaum verhindern können. Phorkys' Vorsprung war zwar nur hauchdünn, aber er würde reichen, um sich über das Geländer zu schwingen und auf den unter der Brücke durchfahrenden Zug fallen zu lassen.
    Der Dämon legte die letzten Stufen zurück.
    Unten erreichte die Lokomotive die Brücke.
    Phorkys rannte noch etwa zehn Minuten, dann befand sich der Zug direkt unter ihm.
    Boram kämpfte um jeden Meter, aber er kämpfte auf verlorenem Posten. Phorkys flankte nämlich bereits über das breite Eisengeländer. Wie ein Stein fiel er in die Tiefe, während der Umhang hochflatterte und über ihm zusammenschlug, wodurch ihm die Sicht genommen wurde.
    Jetzt kam der Aufprall. Die Wucht stieß dem Dämon die Beine nach oben. Gleichzeitig wurden sie ihm unter dem Körper weggerissen. Er stürzte, knallte hart auf das Waggondach und rollte bis zu dessen Ende.
    Phorkys spreizte die Arme ab, konnte aber nicht verhindern, daß er über das Dachrand abkippte und zwischen zwei Waggons stürzte.
    ***
    Sterling Wasson hatte das Erlebte immer noch nicht verdaut. In was für einen entsetzlichen Alptraum war er da geraten? Es gab ein Ungeheuer in der Stadt. So unglaublich und unvorstellbar das auch sein mochte, es gab dieses Monster, und wie es aussah, würde sich Roderick Luxon auch in eines verwandeln. War die Schlangenhaut nicht ein untrüglicher Beweis dafür?
    Im Büro des Inspektors waren überall noch Kampfspuren zu entdecken.
    Der Polizeiarzt war nicht mehr da.
    Und Efrem Bogarde saß an seinem Schreibtisch, schüttelte unentwegt den Kopf und sagte immer wieder: »Ich kann es nicht fassen… Ich kann's einfach nicht fassen…«
    Der Fahrlehrer erinnerte den Inspektor an das Monster, das nach wie vor frei und unbehelligt draußen umherlief, und er vertrat jetzt Luxons Ansicht: »Sie müssen endlich etwas unternehmen, Sir. Sie können die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Dieses Scheusal wird nicht spurlos verschwinden, als hätte es nie

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