084 - Stoßtrupp ins Niemandsland
Hand, trat Pieroo auf die Falle zu. Der Gerul, der eigentlich zu groß war für die Falle und darin feststeckte, begann ängstlich zu pfeifen, als er ihn kommen sah.
Pieroo empfand keinen Triumph dabei, eine wehrlose Kreatur zu töten, aber wenn es sein musste, um zu überleben, tat er es. Ohne Zögern griff er in die Falle, packte das Tier am Nackenfell und zerrte den Gerul aus der Falle.
Es war ein gesundes, gut genährtes Exemplar mit feucht glänzender Schnauze, das seinen Magen für zwei, drei Tage füllen würde. Vielleicht würden Aiko und die anderen bis dahin wieder zur Vernunft gekommen sein.
Mit einem zufriedenen Grunzen nahm Pieroo das Tier und wollte zurück zum Dingi gehen. Kaum überschritt er jedoch den Kreis, den die ausgelegten Fallen um das Lager bildeten, als der Gerul anfing, sich wie von Sinnen zu gebärden.
Das Tier kreischte in Panik, hieb hilflos mit seinen Vorderpfoten um sich und versuchte sich Pieroos Griff zu entwinden. Der Barbar musste all seine Kraft aufwenden, um es zu halten.
Unbarmherzig trug er den Gerul zum Dingi zurück, um ihn zu schlachten und zuzubereiten. Das jedoch gestaltete sich alles andere als einfach.
Als Pieroo das Tier auf den Boden legen wollte, um ihm mit einem kurzen, schnellen Schnitt die Kehle zu durchtrennen, verfiel der Gerul erneut in wilde Panik, wand sich in Pieroos Griff und schien alles daran zu setzen, den Boden nicht zu berühren.
Der behaarte Krieger gab ein unwilliges Geräusch von sich - einen Gerul, der sich derart verbissen wehrte, hatte er noch nie erlebt. Den Grund dafür konnte Pieroo in den Augen des Tieres lesen: nackte Furcht.
Mit einem energischen Griff packte er das Tier und presste es zu Boden, hielt es so fest, dass er es mit einem raschen Schnitt töten konnte.
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Denn im nächsten Moment geschah etwas, womit Pieroo nicht gerechnet hatte.
Der sandige Boden unter dem Gerul begann sich zu bewegen, als wollte er das sich windende und kreischende Tier verschlingen - und aus dem Boden kam etwas hervor, das Pieroo angewidert zurückzucken ließ.
Es waren Würmer!
Winzig kleine, fadendünne Würmer, die sich aus dem Sand wühlten und auf den Gerul stürzten.
Es waren viele. Hunderte.
Tausende.
Orguudoos Brut! Pieroo gab einen Laut des Ekels von sich.
In einem Reflex riss er den Gerul wieder in die Höhe - nur um zu sehen, dass sich die Würmer bereits in sein Fell und seine Haut verbissen hatten. Es war, als wäre in Sekunden ein dichtes Gespinst aus hauchdünnen Fäden zwischen dem Boden und dem Tier gewoben worden.
Im nächsten Moment ließ der Widerstand des Gerul nach.
Die kreischenden Laute, die er von sich gegeben hatte, verstummten, und er hörte auf, mit seinen Beinen zu strampeln.
Verblüfft ließ Pieroo das Tier los.
Der Gerul fiel auf die Erde zurück, machte jedoch keine Anstalten zu fliehen.
Im Gegenteil.
Das Tier blieb ruhig sitzen, während die Würmer aus dem Boden kamen und sich an ihm labten. Was genau sie mit dem Gerul anstellten, vermochte Pieroo nicht zu sagen - doch es war offensichtlich, dass es dem Gerul nicht unangenehm zu sein schien. Anstatt sich zur Flucht zu wenden, blieb er still sitzen und wartete ab. Selbst Pieroos Gegenwart schien ihm jetzt nichts mehr auszumachen.
Pieroo schluckte den Kloß hinunter, der sich in einem Hals gebildet hatte. Sein Vorhaben, das Tier zu schlachten, war vergessen.
Der Appetit war ihm gründlich vergangen.
***
»Und du bist dir wirklich ganz sicher?« Der Blick, mit dem Matthew Drax Aruula bedachte, verriet ehrliche Sorge. Sie befanden sich im mittleren Labor-Segment des ARET. Dave McKenzie leistete ihnen Gesellschaft.
»So sicher wie ich sein kann«, gab Aruula zurück. »Zuerst war es nur die Vision eines Auges. Aber inzwischen ist es mehr als das.«
»Was genau hast du gesehen?«
»Ich empfange Bilder… Eindrücke. Ich kann nicht genau sagen, was sie bedeuten, aber ich habe das Gefühl, dass es mehr werden. Zunächst war es nur das Auge, aber inzwischen sehe ich auch andere Dinge.«
»Was für Dinge?«, hakte McKenzie nach.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie Gefahr bedeuten. Und dass sie von dort kommen, wohin Aiko, Honeybutt und Pieroo gefahren sind.«
Matt schürzte die Lippen. Er konnte die Verzweiflung in den Augen seiner Gefährtin sehen, und er konnte sich vorstellen, wie schrecklich es sein musste, Visionen von drohendem Unheil zu haben, ohne zu wissen, woher sie stammten.
»Sicher?«, fragte er
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