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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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einen halben Meter genau, aber zumindest so präzise, dass du ihnen problemlos auf die Finger klopfen kannst. Ich melde mich in ein paar Minuten zurück.«
    Artimus van Zant unterbrach die Verbindung. Doch es dauerte keine fünf Minuten, da hatte ihn Zamorra bereits wieder in der Leitung. »Dachte ich es mir doch, dass die Jungs neugierig sind. Sie haben das Handy eingeschaltet. Das TI-Alpha kann keinen technisch interessierten Menschen kalt lassen. Du willst jetzt ganz bestimmt keine Details von mir hören, warum ich es auch ohne den Chip mittels TIPS (Tendyke Industries Positioning System) orten kann, aber kurz erklärt: Die Spitzenleute von Tendyke Industries, sowie einige dem Konzern nahe stehende Personen wie du besitzen eine ganz spezielle Edition des Handys. Tendykes leitende Mitarbeiter sind durchaus potentielle Entführungsopfer, wie du dir denken kannst. Daher gibt es Möglichkeiten, das TI-Alpha auch ohne Chip in eine Ortung zu bekommen. Das soll als Erklärung reichen.«
    Zamorra hatte kommentarlos gelauscht. Artimus schien sich in den Gemütszustand des Professors gut eindenken zu können. Er fuhr fort. »Längengrad 5.08; Breitengrad 45.73 -das ist Lyon. Dort haben die Lumpen sich versteckt.«
    Zamorra stöhnte auf. Lyon also. Viel näher bei Pierre Robin, als der es sich sicherlich träumen ließ. Doch der Chefinspektor war kein Ansprechpartner mehr für Zamorra. Zumindest in der augenblicklichen Situation nicht. Außerdem war auch Robin kein Hellseher, der eine so kleine Personengruppe in dieser Stadt ohne Anhaltspunkte finden konnte.
    »Lyon ist verdammt groß, Artimus. Bekommst du das nicht exakter hin? Das muss sich doch eingrenzen lassen, oder?«
    Artimus van Zant schwieg für einige Sekunden, dann kam seine Stimme erneut durch. Und sie klang äußerst selbstzufrieden.
    »Stade-De-Gerland und Place Guichard - sagt mir hier nichts, aber du als alter Franzose kannst damit sicher mehr anfangen. Irgendwo zwischen diesen zwei Punkten… allerdings ohne Gewähr, denn der Zielpunkt kann sich auch in der horizontalen Achse zwischen den genannten Orten liegen. Zieh einen imaginären Kreis um diese beiden Straßen, Ortsteile, oder was sie auch sein mögen. Viel Glück, denn das wirst du brauchen, fürchte ich.«
    Zamorras Gemüt befand sich schlagartig in Alarmbereitschaft. Er hatte eine Angriffsfläche, einen Ort, den er als Ausgangspunkt benutzen konnte. Mehr konnte er nicht erwarten. Hastig verabschiedete er sich von van Zant, doch der bremste den Parapsychologen noch einmal kurz ab.
    »Eines solltest du noch wissen. Präzise kann ich dir die Meterzahl nicht angeben, doch es ist eindeutig: das TI-Alpha befindet sich in diesem Augenblick unter der Erdoberfläche. Also suche nach der Kanalisation… oder was ihr Europäer sonst noch für Löcher im Boden haben mögt…«
    Als das Gespräch beendet war, öffnete Zamorra den Wandsafe, den die Einbrecher dem Schein nach zu öffnen versucht hatten. Ein Trick, den der Professor schnell durchschaut hatte, denn das war nichts weiter als ein Alibimanöver gewesen.
    Er fand sofort, was er dort suchte.
    Es war seine Walther P99… und jede Menge Munition.
    Minuten später verließ er Château Montagne, startete den BMW und jagte die Landstraße in Richtung Lyon entlang. Nicht einmal Nicole hatte sein Gehen bemerkt. Er hätte sie auch unter keinen Umständen bei sich haben wollen, so bitter ihm diese Tatsache auch aufstieß. Wenn es um das Buch ging, steckte der Keil zwischen ihnen tief und unverrückbar fest…
    ***
    1809 war das Jahr, in dem Eugène seine Entscheidung traf.
    Erneut saß er in einer tristen Zelle, die ihn, wenn er es denn wollte, nicht halten würde. Er konnte fliehen, das war ihm klar. Und dann?
    Dann würden sie ihn wieder jagen, er musste eine andere Identität annehmen, sich verstecken in der ständigen Furcht, entdeckt zu werden. Keine Nacht würde er ruhig schlafen. Kein Traum, der nicht damit endete, dass Eugène schweißgebadet erwachte.
    Nein, es war genug!
    Zu viele Jahre hatte er so verbracht. Eugène wollte ein anderes Leben. Er wollte Träume, die ihn mit einem Gefühl der Sicherheit und der Zufriedenheit in den Tag entließen.
    Natürlich war ihm bewusst, dass die nun folgenden Jahre zunächst kein Zuckerschlecken werden würden. Mit offenen Armen und voller Vertrauen konnten sie ihn nicht auf ihrer Seite empfangen. Vertrauen… das musste er sich verdienen. Und doch konnten sie es sich kaum leisten, auf seine Dienste zu

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