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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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verzichten.
    Er machten den großen Schritt -Eugène bot seine Erfahrungen und Fähigkeiten der Obrigkeit an. Blankes Misstrauen, tiefe Skepsis, das war es, was ihm zunächst entgegenschlug. Und an seiner Situation änderte sich vorläufig nichts Bedeutsames. Er blieb in Haft. Nur, dass er sich von diesem Tag an als Spitzel den Sprung in sein neues Leben zu verdienen versuchte…
    Die Schmerzen kamen langsam zurück. Die Spritze des Doktors verlor nach und nach ihre Wirkung. Sie war wach, konnte sich nicht in die Erinnerungen ihres geliebten Freundes Eugène flüchten, denn die Schmerzen verjagten ihn. Von-Tag zu Tag kamen sie schneller und heftiger zu ihr. Irgendwann, dessen war sie sich bewusst, würde Eugène den Weg zu ihr überhaupt nicht mehr finden, weil ihm eine dicke Wand aus Qual und Pein diesen versperrte.
    Das würde der letzte Tag in ihrem Leben sein. Dafür war gesorgt.
    Die Tür öffnete sich lautlos, doch der winzige Luftzug, der dabei entstand, reichte ihr aus - schon lange musste sie ihre Augen nicht mehr bemühen, um solche Dinge für sich zu erfahren. Mehr noch, denn die Art, wie jemand eine Tür öffnete, seine Schritte, die Atemfrequenz, das waren Dinge, die ein Erkennen auch blind ermöglichten.
    Es war ein großer und körperlicher durchtrainierter Mann, der zu ihr kam. Er atmete heute schneller als gewöhnlich, also musste etwas für ihn Unerwartetes geschehen sein.
    Ohne die Augen auch nur einen Spalt zu öffnen sprach sie ihn an. »Gibt es Probleme? Ihr Atem gleicht dem Stakkato einer schlechten Ouvertüre. Ich hoffe doch, Sie bringen keine Probleme mit sich, die ich nun für Sie lösen soll?«
    Der Mann versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Diese Frau machte ihm Angst. Er bildete sich ein, keiner Problematik aus dem Weg gehen zu müssen, denn sein Selbstbewusstsein war groß, war in den letzten Jahren beinahe bis in die Wolken gewachsen. Physischer Gewalt wich er eben so wenig wie geistigen Herausforderungen. Doch diese kleine, gebrechliche Frau brachte ein Kribbeln in seinen Nacken, ließ seine Hände zittern.
    Es war ihre Präsenz, dieses ungeheure Zugegensein, was ihn und jeden anderen aus der Fassung brachte. Sie war da, nahm jeden Raum für sich ein, ließ kaum Luft für andere übrig, die schon nach kurzer Zeit die Enge in ihrer Brust verspürten. Sicher gab es noch andere Menschen, die diese Ausstrahlung hatten, doch er war noch keinem begegnet. In diesem zarten Körper, der jetzt direkt vor ihm auf dem Bett lag, steckte ein Riese, ein geistiges Monstrum, dass wie eine schwarze Wolke über allen anderen thronte.
    Er riss sich zusammen. »Ja, es gibt ein Problem. Das Buch… ich kann es nicht zerstören.«
    Tatsächlich öffnete die Frau nun ihre Augen, die so hellblau strahlten, dass er für Sekunden den Blick abwenden musste. Erst dann war er wieder in der Lage, sie direkt anzusehen. Wissende Augen, die durch alles und jeden hindurchblicken konnten.
    »Es fällt mir nicht leicht, dies zu verstehen? Kann es sein, dass ich Ihnen nun auch noch den Gebrauch eines Zündholzes erklären muss?« Der triefende Spott dieser Worte war scharf wie die Klinge eines Messers. Beinahe körperlich konnte er das spüren. Abrupt wandte er sich ab, ging im Raum umher. Er wollte sie nicht ansehen müssen…
    »Hören Sie auf mich zu verhöhnen. Ich habe immer jeden Auftrag zu Ihrer Zufriedenheit ausgeführt. Auch wenn es manchmal Dinge waren, die… lassen wir das.« Er blieb vor dem winzigen Fenster stehen, sah hinaus, ohne wirklich die Trostlosigkeit dessen zu registrieren, was dem Auge hier geboten wurde - ein kleines Stück Mauer… ein Fetzen Himmel… mehr gab es dort nicht.
    »Wir haben versucht, das Buch zu verbrennen. Es lässt keine Flamme an sich heran. Heute bin ich auf dem Weg hierher zu der großen Papierfabrik in der Nähe des Flughafens gefahren. Es war kein Problem, bis direkt zur Papiermühle zu gelangen. Ich wollte das Buch im hohen Bogen hineinwerfen.« Er verschränkte die Finger seiner Hände so heftig ineinander, dass ein hässliches Knacken zu hören war. »Es klappte nicht. Das verfluchte Ding klebte an meinen Händen. Ich konnte es nicht loslassen. Erst, als ich wieder in meinem Wagen saß, gelang mir das. Was ist das für ein Buch?« Er drehte sich zu der Frau um, die nach wie vor regungslos auf dem Bett lag und seinen Worten lauschte. »Was für ein Teufelszeug haben wir uns da aufgehalst?«
    Lange Sekunden herrschte Stille im Raum.
    Dann erklang die leise

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