0840 - Siegel der Rache
Luftikus, der leicht entzündbare Gegenstände oder gar Chemikalien auf riskante Art und Weise lagerte. Ausgeschlossen.
Zudem waren da die ungewöhnlich hoch schlagenden Flammen… und ein ganz spezieller Geruch, der ihm in der Nase biss.
Nicole ging geschickt vor. Der letzte Schritt, die zufassende Hand des Feuers, das alles fand nicht statt. Mit Hilfe des Dhyarras legte Nicole ein Vakuum zwischen Flammen und Haus. Keiner der eifrigen Feuerwehrmänner wurde skeptisch, als die Katastrophe einfach ausblieb; das schrieben sie einzig und allein ihren Löschkünsten gut. So sollte es ja auch sein.
Gut 30 Minuten später war alles vorbei - im positiven Sinne für Mostache und den »Teufel«, doch noch lange nicht für den Einsatzleiter der Löschmannschaft. Durch den Wasserdampf hindurch, der in den Himmel stieg, sah Zamorra den korpulenten Mann inmitten des Löschwassers knien. Nicole hatte sich zu den Dorfbewohnern gesellt und bemühte sich, die Leute ein wenig zu beruhigen. Zamorra ging neben dem Mann in die Hocke.
Die Furchen auf der Stirn des Hauptmannes waren tief - in jeder einzelnen lag eine Portion Skepsis. »Ich mache diesen Job jetzt seit 25 Jahren.« Er warf einen kurzen Blick in Zamorras Augen. »Es gibt wohl kaum etwas, das meine Nase noch nicht gerochen hat, keine angebliche Feuerursache, die meine Augen noch nicht gesehen hätten. Da macht mir sicher, kaum jemand etwas vor. Das hier…« Er sog die Luft schnüffelnd in seine Nase, die allem Anschein nach mindestens einmal gebrochen worden war. Zamorra kannte den Mann nur flüchtig, doch Mostache hatte wohl einmal erzählt, dass er in seinen jungen Jahren ein gefürchteter Amateurboxer gewesen war.
»Ethanol.« Zamorra sprach es aus.
»Bravo - gut erkannt, Professor. Und wenn ich einmal davon ausgehe, dass der gute Mostache, den ich immerhin auch schon einige Jahre kenne, hier keinen heißen Abbruch inszeniert hat, dann kommt mir ein seltsamer Gedanke.«
Zamorra schwieg, wartete die Erklärung des Mannes ruhig ab.
»Brandstiftung, ganz klar, aber zu welchem Zweck? Wenn das kein Irrer war, dann vielleicht jemand, der von sich… oder seinem wirklichen Vorhaben… ablenken wollte? Die Garagen, der Rohbau hier - alles mit Spiritus getränkt, damit auch schnell ein unübersehbares Feuer ausbricht, eines, dessen Flammen hoch in den Himmel reichen. Doch einen wirklichen Sinn ergibt das für mich nicht.«
In Zamorras Kopf griffen die verschiedensten Gedankengänge plötzlich ineinander, ganz wie Zahnräder, die nur auf den einen bestimmten Impuls gewartet hatten. Sein Blick ging in Richtung Château Montagne, das er von hier aus natürlich nicht sehen konnte. Doch Zamorra sah es vor seinem inneren Auge. Wie von einer Feder geschnellt, kam er aus der Hocke hoch.
»Möchte zu gerne wissen, was…« Der Brandmeister bemerkte, dass er ins Leere redete.
Der Professor schien sich in Luft aufgelöst zu haben, was den Feuerwehrmann nicht unbedingt aus der Bahn geworfen hätte. Man erzählte sich ja die seltsamsten Dinge über Zamorra und das, was alles so im Château Montagne geschah. Gerüchte, sicher, aber in denen war ja bekanntlich stets ein Körnchen Wahrheit zu finden.
Er lag in diesem Fall jedoch daneben, denn Zamorra beherrschte den zeitlosen Sprung nicht, der zu den Fähigkeiten der Silbermonddruiden oder eines Laertes’ gehörte. Mit langen Sätzen war der Parapsychologe zur Vorderfront des »Teufels« gehetzt. Nichts um ihn herum schien nun noch zu existieren, nichts war mehr von Belang -Nicole, Mostache… er nahm sie nicht einmal wahr.
Château Montagne - das Siegelbuch!
Die schwere Wagentür schlug hinter Zamorra ins Schloss…
***
Nie zuvor in seinem Leben war der Parapsychologe derartig rücksichtslos gefahren. Zufall oder Glück? Was auch immer - kein anderes Fahrzeug kam ihm entgegen, keines musste er überholen. Der Weg zum Château war frei für die Wahnsinnsfahrt des Professors.
Schon von weitem sah er es - Rauch stieg über dem Nordturm hoch!
Das Buch… das Siegelbuch…
Die Worte hämmerten hinter seiner Stirn, ließen keinen Platz für andere Gedanken. Brutal brachte Zamorra den BMW zum Stehen, hetzte die letzten Meter zum weit offen stehenden Haupttor. Auf dem Fußboden der Eingangshalle lag ein Mensch - William, Lady Patricias Butler. Er blutete stark aus einer Kopfwunde, doch er war bei Bewusstsein. Zamorra ging neben William in die Hocke. »Was ist geschehen?«
Butler William war sein ganzes Leben über bemüht gewesen,
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