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0841 - Der gläserne Tod

0841 - Der gläserne Tod

Titel: 0841 - Der gläserne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Tröpfchen.
    Unendliche Müdigkeit überfiel sie. Jedes einzelne ihrer Glieder wurde schwer und matt. Sie wünschte sich nur noch eins: zu schlafen, ihrem gequälten Körper die notwendige Ruhe zu gönnen.
    Der Wüstensand war bereits stark abgekühlt und enthielt kaum noch gespeicherte Wärme. Dennoch grub sie sich ein. Selbst diese automatischen Bewegungen fielen ihr schwer.
    Sie schloss die Nickhäute. Ihr letzter bewusster Gedanke vor dem Einschlafen galt dieses Mal nicht dem Helden, sondern den Wüstensprintern.
    Hoffentlich kreuzt nicht noch eine weitere Bestie meinen Weg. Ohne ausreichenden Schlaf würde sie nicht mehr die notwendige Kraft haben, sich zu wehren oder auch nur zu flüchten.
    Sie träumte.
    In ihrem Traum stand sie vor der heißen Quelle. Sie hatte eine genaue Vorstellung davon. Ein breiter, kreisrunder See, über dessen von sanften Wellen überzogener Oberfläche feine Schwaden dampften. In der Mitte des Sees plätscherte die Quelle als kleine Fontäne. Dort wogten die Dampfmassen dichter.
    Shira berührte das Wasser mit ihren Vordertatzen. Es war so heiß, dass sie es kaum ertragen konnte. Sie schloss die Augen, atmete tief aus und ging langsam hinein. Das Wasser spülte all den schmutzigen Wüstensand zwischen ihren Schuppen hinweg. Als sie sich an die Temperatur gewöhnte, umfing sie Wohlbehangen. Sie seufzte glücklich und erkannte, dass sich der weite Weg und all die Gefahren gelohnt hatten.
    Bald verlor sie den Boden unter den Tatzen. Sie stieß sich kräftig ab und schwamm mit hastigen Bewegungen ins Zentrum des Sees, der Quelle entgegen. Die Hitze stieg, prickelte auf der freiliegenden Haut ihres Halses und des Gesichtes. Davon ließ sich Shira nicht abhalten. Sie schwamm weiter.
    Das Wasser wogte unruhig, Wellen schlugen ihr bis in die Augen und in den Mund. Es schmeckte süßlich und bitter zugleich.
    Shira erreichte die Quelle.
    Und wachte auf.
    Sie fand nur mühsam in die Wirklichkeit zurück. Sie bedauerte, dass der Traum gerade an dieser Stelle abgebrochen war. Aber sie wusste auch, warum das geschehen war.
    Ihre Phantasie reichte nicht einmal im Traum aus, sich vorzustellen, was geschah, wenn sie in das Zentrum der heißen Quelle tauchte. Es hieß, es bilde das Tor zur Welt des Helden.
    Doch wie sollte sie sich das vorstellen? Wo würde sie ankommen? Und wie würde er aussehen, der Held? Er musste wunderbar sein, strahlend und herrlich. Die alten Überlieferungen beschrieben ihn als leuchtend weiße Lichtgestalt.
    Die glühende Sonnenscheibe sphob sich über den Horizont. Das Schwarz der Nacht wich dem frischen Violett des Morgens. Die Temperatur stieg augenblicklich. Eine Übergangszeit zwischen Tag und Nacht gab es nur während der heiligen Nächte, wenn der neue Lebenszyklus begann.
    Shira grub sich aus dem Sand und schüttelte sich. Der Schlaf und die Feuchtigkeit der Nacht hatten ihr wohlgetan. Sie fühlte sich frisch und ausgeruht.
    Nur - wo sollte sie hingehen? Wie ihre Suche fortsetzen? Sollte sie aufs Geratewohl weiter marschieren, weiter weg von zu Hause, dem Rand der Wüste entgegen?
    Was würde geschehen, wenn sie wieder auf Wüstensprinter traf? Was, wenn sie in alle Ewigkeit nach der Quelle suchen musste? Wenn die Wüste - sie erschauerte unter der Gewalt dieses Gedankens - sich ins Unendliche erstreckte?
    Alles Lamentieren half nichts. Sie begann, ein Lied zu singen, um sich selbst Mut zuzusprechen. Es handelte sich um eine alte Kindermelodie, die ihr schon die Mutter stets vorgesungen hatte, um sie in den Schlaf zu wiegen.
    So lief sie los, einem neuen Tag in der glühend heißen Wüste entgegen, umgeben von getragenen Tönen voller Schönheit und Anmut.
    Nach Stunden, die ihr wie eine Ewigkeit erschienen, tauchte in der Ferne die Silhouette eines Gebirges auf.
    Freude und Erregung packten Shira. Das Gebirge verhieß Wasser und kühle Höhlen voll samtiger Dunkelheit! Längst waren ihre Schuppen wieder ausgetrocknet, lechzten nach Feuchtigkeit.
    Der Anblick gab ihr neue Kraft. Sie beschleunigte ihren Gang. Dennoch schien sie sich ihrem Ziel nicht zu nähern. Die Luft flimmerte vor ihr, und sie fragte sich schon, ob das Gebirge möglicherweise eine jener Täuschungen war, von denen man sich hinter vorgehaltener Hand erzählte.
    Die Hitze brennt dem Staubling den Verstand heraus , sagte eine alte Geschichte. Er sieht Dinge, die es gar nicht gibt.
    Shira glaubte nicht daran. Die Ungläubigen nutzten diesen Gedankengang, um die völlig verrückte Behauptung

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