0841 - Der gläserne Tod
selbst.«
»Darüber nachzudenken, ist wohl müßig. Vielleicht weiß nicht mal der Zwitter selbst, was er eigentlich ist.«
Das Gespräch stockte, und beide hingen ihren Gedanken nach.
Professor Zamorra tat es seiner Geliebten gleich und zog sich etwas Geeignetes an, um einen abendlichen Ausflug zu unternehmen.
Kaum waren die beiden fertig, stand der Zwitter plötzlich hinter ihnen. »Wir sollten jetzt gehen. Welche Waffen habt ihr dabei?«
Zamorra schnappte sich Merlins Stern und hielt ihn demonstrativ hoch. »Außerdem die Dynastie-Strahler.« Er klopfte auf die Tasche seiner weißen Anzugsjacke.
»Das sollte genügen. Eigentlich dürfte gar nichts schief gehen bei der Beschwörung, aber man kann nie wissen.« Der Zwitter lächelte, und wieder wurde Zamorra fatal an Andrew Millings erinnert. Jedes Detail der Gestik stimmte nach wie vor - der Körper schien diesbezüglich unabhängig von der ihm innewohnenden Persönlichkeit zu sein. »Ich traue mir übrigens zu, alleine mit Kelvo fertig zu werden.«
»Während deines letzten Kampfes bereitete dir deine Krankheit gewaltige Schwierigkeiten«, warf Nicole ein.
»Lakor raubte mir für kurze Zeit das Augenlicht«, erwiderte der Zwitter leise. »Die Dunkelheit erinnerte mich an die Zeit, als ich, oder als Torre Gerret, in der Hölle der Unsterblichen gefangen war. Es war schrecklich. Die Panik und das Grauen haben mich vollständig überwältigt.«
Zamorra entschloss sich, direkt vorzugehen. »Du bestehst aus drei miteinander verschmolzenen Individuen. Da sind psychologische Probleme vorgezeichnet, zumal du ganz offensichtlich über gewaltige magische Kräfte verfügst. Glaubst du, du wirst die«, er legte eine berechnete Pause ein, »Persönlichkeitsstörung, unter der du leidest, überwinden können?«
Der Zwitter antwortete nicht.
»Früher oder später müssen wir darüber reden!«
»Nicht jetzt«, wiegelte ihr Gast ab. »Wir sollten die Beschwörung durchführen, um endlich Kelvo befragen zu können, was er über den Unsterblichen weiß, der noch am Leben ist!«
»Warum bist du so versessen darauf, den Unsterblichen zu finden?«
»Weil er der Einzige ist, der mir außer dir, Zamorra, noch ähnlich ist!« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Versetze dich in meine Lage! Noch nie gab es jemanden wie mich! Ich muss wissen, was ich bin, wer ich bin. Der Unsterbliche wird mir dabei helfen, mich selbst zu erkennen. Nimm es mir nicht übel, aber er lebt schon wesentlich länger als du und muss deshalb tiefere Einsicht in das Wesen der Unsterblichkeit gewonnen haben.«
»Was weißt du über das Langka?«, fragte Nicole.
»Nicht viel«, antwortete der Zwitter nachdenklich. »Früher, viel früher, war es tatsächlich nur ein Gegenstand, doch irgendwann beschloss es zu leben und entwickelte eine eigene Seele. Es hat irgendetwas mit der Hölle der Unsterblichen zu tun, aber ich weiß nicht was. All diese Hintergründe liegen auch für mich im Dunkeln.«
»Ob es uns jemals gelingen wird, dieses Geheimnis zu lüften?«
»Wenn ich mehr über mich weiß, werde ich auch erkennen, was das Langka ist und wozu es einst geschaffen wurde. Es wies uns den Weg, als wir uns in der Hölle der Unsterblichen befanden, und es war der Katalysator für die Verschmelzung mit Millings und Gerret, der ich meine Existenz verdanke. Aber das kann nicht der eigentliche Grund sein, warum es erschaffen wurde. Oder doch?«
»Einst hast du - oder besser gesagt, Andrew Millings - von Merlin das Langka erhalten. Der alte Zauberer muss mehr darüber wissen!«
»Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er hat es nicht erschaffen, sondern ihm erst, als es bereits lebendig war, gewissermaßen Asyl gewährt. Mehr weiß ich nicht. Aber ich vermute, dass das Langka den Weg zu Merlin wählte, weil es ahnte, dass es auf diesem Weg früher oder später in die Hölle der Unsterblichen gelangen würde.« Der Zwitter legte den Kopf schief und kaute mit den Zähnen auf der Unterlippe. »Und jetzt sollten wir endlich gehen!«
Wieder streckte er die Hände aus. Zamorra und Nicole ergriffen sie, die Umgebung verschwamm, und in der nächsten Sekunde standen sie inmitten vieler hoch aufragender Bäume und üppiger Vegetation.
***
Shira kletterte an der fast senkrecht aufsteigenden Felswand nach oben. Einem Staubling bereitete es keine Schwierigkeiten, in den winzigsten Spalten und Unebenheiten Halt zu finden. Die stahlharten Krallen, die sie bei Bedarf aus den Tatzen fuhren, konnten sich notfalls durch die
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