0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!
können wir heute keinen ruhigen Tag verbringen. Du bist praktisch vom Morgen bis zum späten Abend gefordert. Denk daran, daß Gäste kommen und die Arbeiten dieser so tollen Künstlerin Cynthia bewundern wollen.«
»Warum sagst du das?«
Sie lachte spöttisch auf. »Ist sie nicht toll?«
»Klar, sie malt…«
»Und ihr Kerle fallt vor ihr auf die Knie. Es fehlte nur noch, daß du ihr ein Bild abkaufst.«
»Du wirst lachen, mit dem Gedanken habe ich tatsächlich gespielt.« Er trank den ersten Schluck Kaffee und spürte, wie gut er ihm tat.
»Untersteh dich.«
»Es ist eine Wertanlage.« Vorsichtig setzte er die Tasse ab und schaufelte Rührei aus der Pfanne auf seinen Teller.
»Wer sagt das?«
»Davon gehe ich aus.«
»Unsinn. Diese Frau ist in der internationalen Kunstszene völlig unbekannt. Es hat keinen Sinn, auch nur eine Pesete für eines ihrer sogenannten Werke auszugeben. Ich jedenfalls zahle nichts.«
Juan hob die Schultern und schwieg. Er wollte den Streit von der Nacht nicht noch am Frühstückstisch fortsetzen. Aus Erfahrung wußte er, daß Maria kaum aufhörte, wenn sie sich einmal in Rage geredet hatte. Da verlor sie jegliche Objektivität.
»Ist es so schlimm?« fragte sie plötzlich.
»Was denn?«
»Deine Wunden.«
»Nein, nicht direkt.«
»Aber du hast dir ein Pflaster darüber geklebt.«
»Ja, man soll sie nicht sehen. Ich glaube sogar, daß sie sich entzündet haben.«
Marias Gesicht bekam einen scharfen, wachsamen Ausdruck, als sie die Augen verengte. Wie ein Raubvogel, der jeden Augenblick auf die Beute stoßen will, dachte Juan. »Ich möchte nur wissen, wie diese beiden Wunden an deinem Hals entstanden sind. Ich glaube einfach nicht daran, daß du sie dir selbst zugefügt hast. Da ist etwas in der Nacht passiert, das selbst ich im Unterbewußtsein bemerkt habe, und es hängt mit dieser Cynthia Droux zusammen, der ich schon beim ersten Zusammentreffen nicht getraut habe.«
»Das ist doch alles aus der Luft gegriffen.«
»Ist es nicht. Ich nenne es weibliche Intuition. Diese Person ist hier erschienen, um uns Böses anzutun. Sie ist gefährlich. Würden wir einige Jahrhunderte früher leben, hätte ich sie sogar als eine Hexe bezeichnet.«
»Auf den Scheiterhaufen mit ihr - wie?«
»Ja!«
Diese Antwort hatte so ehrlich geklungen, daß Juan sich erschreckte. Ihm war der Appetit vergangen. Er schob den Teller zurück, leerte noch seine Tasse und erhob sich.
»Wo willst du hin?«
Spöttisch lächelte er Maria an. »Hast du nicht von einem vollen Terminkalender gesprochen? Es stimmt, und deshalb habe ich zu arbeiten. Wir sehen uns später.«
Nach diesen Worten verließ er den Raum.
Maria Sanchez aber blieb nachdenklich am Tisch sitzen. Ihre Gedanken drehten sich um Cynthia Droux. »Und sie ist doch eine Hexe«, flüsterte sie. »Wenn nicht noch schlimmer. Sie ist gekommen, um uns alle ins Verderben zu reißen. Ich spüre dies, ich merke es genau. Sie hat etwas vor.« Dann lächelte sie, weil sie an Bill Conolly dachte. Er war gekommen, um sich die Frau aus der Nähe anzuschauen, aber er hatte nicht so reagiert, wie Maria es gewollt hätte.
Selbst ihn hatte dieses Weib in seinen Bann gezogen…
***
Zuerst war mein Freund Bill ein wenig überrascht gewesen, als ich den Vorschlag präsentierte, dann hatte er die Schultern gehoben und mir erklärt, daß er nichts dagegen hätte, wenn ich ihn auf die kleine Feier begleitete.
»Ist diese Frau wirklich gut, Bill?«
Er grinste mich an. »Wie meinst du das?«
»Beruflich.«
»Ach so - ja.« Er lächelte in sich hinein und hob die Schultern. »Es ist eben Geschmacksache. Sie malt abstrakt, polemisch…«
»Wie kann man polemisch malen?«
»Weiß ich auch nicht so genau. Ich habe darüber gelesen, das ist alles.«
»Ach so. Aber das ist nicht alles, Bill.«
»Wie meinst du das denn?«
Ich schaute Bill bei meiner Erklärung an. »Diese blonde, pinselschwingende Dame soll sehr attraktiv sein, wie ich hörte.«
Bill konnte die leichte Röte in seinem Gesicht nicht vermeiden. »Wer hat dir das gesagt?«
»Sheila.«
»Da hat sie recht.«
»Ist sie wirklich ein Schuß?«
»Mehr als das, John. Sie ist Donner und Blitz in einem. Sie macht die Männer fertig, die wickelt sie um die Finger…«
»Wie ist es bei dir?«
»Was soll sein?«
»Hat sie es bei dir auch geschafft?«
Er grinste, dann lachte er. »Hat Sheila dich schon entsprechend vorbereitet?«
»Nicht so direkt, aber ich kann nicht abstreiten, daß sie schon
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