0843 - Jagdgebiet Hölle
uns schließlich noch niemals zuvor begegnet. Ich darf Ihnen und allen anderen Anwesenden jedoch versichern, dass es sich bei Ihrer Behauptung um blanken Unsinn handelt. Ich bin kein Vampir.«
»Red nicht so geschwollen daher, Morano! Natürlich bist du einer von diesen verdammten Langzähnen.« Zamorra sah sein Gegenüber, von dem seine Nachbarn soeben ein Stück abrückten, feindselig an.
Bill Fleming führte sein Mutifunktionsarmband an den Mund und flüsterte etwas. Gleich darauf traten die beiden schwer bewaffneten Wachen ein, die Blaster schussbereit in der Hand. Sie postierten sich in Moranos Nähe und achteten darauf, dass sie freies Schussfeld hatten.
»Das sind wirklich schwere Vorwürfe, die du da erhebst, Zamorra«, sagte Bill und stellte sich neben den Meister des Übersinnlichen. »Woher willst du so genau wissen, dass Rat Morano angeblich ein Vampir ist?«
»Ich weiß es, glaub mir einfach«, zischte Zamorra, der schon einen dicken Hals bekam, wenn er den Namen Morano nur hörte. Denn der uralte Vampir hatte ihm bereits mehrere Male übel mitgespielt. Und da war noch die Sache mit Nici…
»Gut. Wir werden das klären. Bis dahin wird Rat Morano in Untersuchungshaft genommen. Seine Immunität ist hiermit aufgehoben, was ich Kraft meines Amtes tun kann. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich das Ganze als Missverständnis herausstellen wird.«
Der Premier musterte Zamorra, danach Morano und schließlich Nicole. Weitere Räte wandten ihre Blicke der Hauptexekutorin zu. Die sah ein wenig hilflos zu Morano hinüber, öffnete leicht den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, ließ es dann aber doch und warf stattdessen einen kurzen, schnellen Blick in die Runde. Schließlich schlug sie die Augen nieder und schluckte schwer. Sie wagte niemanden mehr anzublicken, Zamorra schon gar nicht.
Der Professor wusste genau, was das bedeutete.
Ein Ruck ging durch Nicole. Die Hauptexekutorin hob entschlossen den Kopf und sah mit vorgeschobenem Kinn in die Runde. »Premier, Räte, sollte auch nur ein Fünkchen Wahrheit an Commander Zamorras Anschuldigung sein, werde ich Rat Moranos Exekution höchstpersönlich vornehmen, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.«
Weitere Soldaten traten in den Raum. Sie nahmen Morano, der zuerst Nicole beruhigend zulächelte und dann Zamorra einen undefinierbaren Blick zuwarf, in die Mitte und führten ihn ab.
Die Räte bedrängten nun den Meister des Übersinnlichen, während Nicole wie ein Häuflein Elend abseits stand und dem Geschehen zusah. Auch Paul Gascoigne blieb auf Abstand zu ihr.
»Ich habe keine Ahnung, woher ich weiß, dass Rat Morano ein Vampir ist«, erzählte er mit ruhiger Stimme. »Ich wusste es aber in dem Moment, als ich ihn sah. Bitte, meine Damen und Herren Räte, ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Wir werden es herausfinden müssen.«
Damit gab sich das Kabinett erstmal zufrieden. Vor allem auch, weil Premier Fleming es höflich aber bestimmt zum Gehen aufforderte.
Als die Räte draußen waren, wandte sich Nicole Duval an den Premier. »Bill, ich möchte dich bitten, mich ein paar Minuten alleine mit Zamorra zu lassen. Ginge das?«
Bill Fleming nickte. »Natürlich. Kommen Sie, Exekutor.« Zusammen mit Paul Gascoigne verließ er das Büro.
»Chéri, ich… ich muss mit dir reden«, begann Nicole leise und blickte den Professor fast flehend an.
»Du hast ein Verhältnis mit Rat Morano, stimmt's?«
»Ich… ja. Ich musste doch annehmen, dass du tot bist. Da bin ich seinem Charme verfallen und wir… Glaub mir, ich wollte dein Andenken dadurch nicht beschmutzen. Tan, ich meine Rat Morano ist einfach nett und zuvorkommend, aber er hat nicht annähernd deine Klasse.« Der Versuch eines Lächelns missglückte ihr total. »Ich habe mich einfach nur mit ihm über meinen riesengroßen Verlust hinweggetröstet, sonst hätte ich mir doch noch das Leben genommen. Hätte ich das Gefühl gehabt, du lebst, wäre das niemals passiert. Glaubst du mir?«
Zamorra nickte nur. Am liebsten hätte er höhnisch aufgelacht. Wären da nicht die Erfahrungswerte aus seiner eigenen Welt gewesen, er hätte ihr vielleicht sogar geglaubt. Aber in seiner Welt war der Vampir Morano das einzige Wesen neben ihm selbst, das seine Lebensgefährtin und Kampfpartnerin jemals ins Bett bekommen hatte.
Da er Nici liebte, hatte er ihr längst verziehen. Morano jedoch nicht. Vor allem wegen dieser Sache hasste er den uralten Vampir. Darin war auch der Grund zu suchen, warum er
Weitere Kostenlose Bücher