0845 - Das Höllenhaus
keinen unter ihnen, der nicht unter Streß stand, dabei überrascht war, was sich auch in ihren schweren Atemstößen ausdrückte.
Sie sahen sich um.
Lizzy stellte mit kaum verständlicher Stimme fest, daß sie sich noch immer im selben Haus befanden.
»Nichts hat sich verändert«, sagte auch Corinna.
Die Jungen schwiegen. Allan wühlte sein dunkles Haar auf. Er trug es lang, aber nicht zu einem Zopf geflochten. Seine Frisur sah immer so aus, als hätte ein Lehrling daran geübt. In seinem rechten Ohrläppchen funkelte ein Brilli aus Modeschmuck. Sein hageres Gesicht mit der schmalen Nase wirkte noch dünner, die Haut noch bleicher und die Bartschatten um einige Ideen dunkler.
»Was ist denn überhaupt passiert?« wollte er wissen und hatte die Frage an Johnny gerichtet. Als der ihn nicht sofort anschaute, griff Allan zu und schüttelte ihn durch. »Verdammt noch mal, sag doch was! Du mußt es wissen, du hast uns hergeführt.«
Johnny befreite sich, indem er einen Schritt zurückging. »Ich weiß so viel wie du!« brüllte er Allan an. »Da ist das Feuer gewesen, die Flammen, erst klein, dann groß. Schaut euch doch um. Schaut euch um - sie sind nicht mehr da, sie sind weg - verschwunden, aufgelöst, aber wir sind noch hier, und das Haus ist es ebenfalls.«
Allan Slater nahm eine Haltung ein, als wollte er Johnny jeden Moment angreifen. »Ja, wir haben Augen im Kopf. Aber du hast etwas vergessen, das Gesicht nämlich. Wir haben es doch gesehen. Wo ist es hin? Wo hält es sich versteckt, Johnny?«
»Das kann er doch nicht wissen!« stand Corinna ihm bei. »Hast du denn einen Sprung in der Schüssel?«
»Er hat uns doch hergeführt, verdammt!«
»Ja, stimmt.« Corinna war sauer und wütend. Sie deutete auf sich, dann auf Lizzy und Allan. »Wir waren damit einverstanden. Wir haben zugestimmt. Wir haben alle an das große, tolle Abenteuer geglaubt, in dem wir jetzt stecken. Keinem von uns kann ein Vorwurf gemacht werden. Wir hätten doch nein sagen können.«
»Wußtest du, daß es so endet?« schrie Allan.
»Hör doch auf!« brüllte Lizzy in seine Worte hinein und hielt sich die Ohren zu. »Verdammt noch mal, hör endlich auf! Ich… ich… kann es nicht mehr hören.«
Corinna nickte. »Genau - man kann es nicht mehr hören. Lizzy hat recht. Sie hat ja so verdammt recht. Ich aber will trotzdem wissen, was hier passiert ist.«
Obwohl die Frage nicht nur ihm allein gegolten hatte, fühlte sich Johnny genötigt, eine Antwort zu geben. Er war ja so etwas wie, ein Fachmann unter ihnen, denn in der Vergangenheit war er schließlich oft genug mit diesen rätselhaften Begebenheiten konfrontiert worden. Er war darüber informiert, daß es andere Welten gab, und er nahm sich vor, endlich mit seinem Wissen herauszurücken.
»Okay, es gibt da etwas, über das ich mit euch reden muß.«
»Und was?« fauchte Allan.
»Man hat uns verschleppt.«
»Ha, ha - und oder das Haus - oder was?«
»Laß ihn doch mal ausreden, verdammt!« fuhr Corinna den Jungen an. »Du bist ja schlimm.«
»Ja, ja, schon gut.«
»Also, wir müssen zunächst die Nerven bewahren und dürfen nicht durchdrehen. Wir sind tatsächlich verschleppt worden. Uns hat eine andere Macht erwischt.«
»Nicht diese Fanny Weldon?«
»Sie und die andere Macht sind identisch«, erwiderte Johnny schon dozierend und schaute Corinna dabei an. »Wer immer diese Fanny auch gewesen sein mag, sie muß Kontakt zu anderen Mächten gehabt haben. Und die gibt es, das weiß ich.« Er bestätigte seine Worte durch ein hartes Aufstampfen mit dem rechten Fuß.
»Von welcher Macht redest du denn?« Auch Lizzy war inzwischen aufgestanden. »Sag es mir, Johnny, was meinst du damit?«
»Es ist die Macht des Bösen, die Macht der Hölle, die Kraft der anderen Seite.«
Außer Johnny konnte mit dieser Antwort niemand etwas anfangen. Sie hoben die Schultern, und ihre Augen baten um eine Erklärung, die Johnny auch gab.
»So komisch es sich anhören wird, Freunde, aber ihr müßt mir glauben. Wir stehen zwar noch immer in diesem verfluchten Haus, aber wir befinden uns nicht mehr in unserer Welt, Zeit oder was auch immer. Man hat uns herausgerissen und entführt. Das ist es, was ich euch sagen wollte. Wir sind nicht mehr da, wo wir noch vor einer halben Stunde waren. Man hat uns von dort weggeholt.«
Mehr konnte er den anderen auch nicht erklären, und sie mußten diese Worte irgendwie verdauen.
Selbst Corinna, die bisher auf seiner Seite geständen hatte, schaute Johnny
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