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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gegenüberstehen. Und dann mag der Kampf beginnen. Kelvo wird uns seinen Schatz nicht ohne Weiteres überlassen.«
    »Haarspaltereien«, meinte Amos süffisant.
    »Du sagtest, du hättest schon von Tilasim gehört«, wiederholte Zamorra seine ursprüngliche Frage.
    Amos zeigte ein melancholisches Grinsen. »Das war ein wenig untertrieben. Ich war dort, erst vor Kurzem.« Er räusperte sich. »Und du ebenfalls, Nicole.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Das wüsste ich aber.«
    »Du und Nicole?«, fragte Zamorra skeptisch. »Wann soll das gewesen sein?«
    »Seltsamerweise hängt es mit unseren Bemühungen um die Hölle der Unsterblichen zusammen. Ihr werdet euch erinnern, dass wir zu viert versuchten, dorthin vorzudringen. Andrew Millings, Zamorra, Nicole und meine Wenigkeit.«
    Nicole brummte einen Laut der Zustimmung.
    »Millings öffnete das Dimensionstor dorthin, und wir durchschritten es zu viert, aber nur Millings und Zamorra kamen dort an, weil nur sie Auserwählte waren. Nicole und ich trieben gewissermaßen ab und materialisierten anderswo.« [3]
    »In der Welt der Zeiten«, sagte Nicole. Mit diesem Aufenthalt verband sie ebenfalls einige unschöne Erinnerungen.
    Amos schnippte mit den Fingern. »Bingo!«
    »Und weiter?«
    »Wir Außenstehenden mögen diese Dimension zwar aufgrund der besonderen Zeitfelder als Welt der Zeiten bezeichnen, aber die eigentlichen Bewohner nennen sie…«
    »Tilasim«, sagte Nicole leise.
    Amos nickte.
    ***
    Johannes' Gedanken kamen zur Ruhe.
    Er wusste, was zu tun war. Es war gut, dass er sich Zeit genommen hatte, über alles nachzudenken.
    Sein Plan gliederte sich in mehrere Phasen. Zuerst musste er den Wächter ausschalten. Schon das stellte ihn vor gewaltige Probleme, obwohl es der einfachste Teil seines Rachefeldzugs war.
    Rache. Er dachte über dieses Wort nach. Zuerst stieß die Vorstellung ihn ab, als sei es etwas Barbarisches, etwas Schlechtes.
    Doch je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass es nichts gab, das seine Absichten besser beschrieb. Ja, er wollte sich rächen, wollte Kelvo das heimzahlen, was er ihm angetan hatte.
    Er hatte ihn missbraucht, hundert Mal, tausend Mal, eine halbe Ewigkeit lang.
    Konnte es da etwas Schlechtes sein, wenn er sich rächte? Wenn er Kelvo der angemessenen Strafe zuführte?
    »Langsam«, flüsterte er und rief sich selbst zur Ruhe. »Nichts überstürzen.«
    Es gab niemanden, der ihn hören konnte. Außer ihm und dem Wächter hielt sich niemand in der Höhle auf, seit Kelvo gegangen war.
    Übelkeit überschwemmte ihn wie eine Woge, als er sich daran erinnerte, dass er bis vor Kurzem in dem Irrglauben gelebt hatte, dass außer ihnen keine Lebewesen existierten. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
    Kelvo hatte ein unmündiges Bündel aus ihm gemacht, hatte ihm das Leben gestohlen, und das in mehrerer Hinsicht.
    Die Wut loderte heiß in ihm. Er schlug mit der Faust gegen die Höhlenwand. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen.
    »Ruhig, bleib ruhig, Johannes!«, flüsterte er.
    Den Klang seines Namens zu hören, beruhigte ihn auf eigenartige Weise. »Johannes«, sagte er noch einmal, und die Silben legten sich wie Balsam auf seine verwundete Seele.
    »Zuerst den Wächter.« Es half ihm, sich zu konzentrieren, wenn er seine Ziele laut aussprach. Der Wächter war weit genug weg in der verwinkelten Höhle, vor dem Ausgang, wo der Boden nicht mehr aus natürlich gewachsenem Fels, sondern aus geordneten Platten bestand. Er konnte ihn nicht sehen und die Worte nicht hören.
    Johannes fragte sich, ob der Wächter ihn verstanden hätte. War er intelligent genug, einen Sinn zu erkennen? Er wusste keine Antwort auf diese Frage, hatte in all der Zeit nicht darüber nachgedacht. Handelte es sich bei ihm um ein Tier oder um eine dämonische Kreatur?
    Er vermutete Letzteres. Kelvo würde sicher nicht auf eine sterbliche Kreatur bauen. Er plante, Johannes in alle Ewigkeit gefangen zu halten - und früher oder später würde ein natürliches Wesen sterben, wenn es auch über eine noch so lange Lebensspanne verfügte.
    Johannes atmete tief durch und durchquerte die Höhle, an den fast zusammengewachsenen Stalaktiten und Stalagmiten vorbei, wo es nur einen engen Durchgang gab. Hier hörte er schon den rasselnden Atem des Wächters.
    Rasch konzentrierte er sich wieder darauf, dem Wächter sein altes weibliches Aussehen vorzugaukeln, das dieser gewöhnt war. Der Wächters durfte nicht bemerken, dass er sich aus Kelvos

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