0846 - Flucht aus Tilasim
zurückzuwerfen. Der Wächter wand sich in Agonie auf dem Boden, doch er war nicht besiegt. Er stand auf, die Nüstern blähten sich. Er witterte… und stampfte genau auf Johannes zu.
Der Kampf war noch nicht zu Ende. Johannes machte sich bereit. Das Untier raste vor Wut, Zorn und Schmerz. Das musste er sich zu Nutze machen. Er floh nicht, sondern rannte auf seinen Gegner zu. In seinem linken Bein tobte bei jedem Schritt scharfer Schmerz.
Der Wächter blieb stehen, legte den gewaltigen Schädel schief, lauschte.
Johannes verharrte seitlich neben seinem Feind, streckte die Arme nach oben. »Hier!«
Der Wächter reagierte genau so, wie er es vermutet hatte. Der Schwanz raste heran, als tödliche Waffe, bereit, ihn zu zerschmettern.
Und ihn aufzuspießen.
Der Stachel am Ende des Schwanzes raste auf ihn zu. Er stieß sich mit beiden Beinen ab, packte einen der Stacheln auf dem Rücken des Wächters und zog sich hoch.
Direkt unter ihm spritzte Blut. Das Monster wankte. Es hatte sich den Stachel in den eigenen Leib gerammt.
Johannes ließ los, landete mit beiden Füßen irgendwo auf dem Leib des Untiers und sprang gleich wieder ab. Kaum auf dem Boden, packte er mit beiden Händen den Schwanz, warf sich mit dem ganzen Körper dagegen und trieb den Stachel noch weiter in den Leib des Wächters.
Das Monstrum fiel.
Er erkannte plötzlich die Gefahr, zerquetscht zu werden, und sprang zurück. Der gewaltige Leib donnerte auf den Boden. Sein Magen drehte sich um, als er sah, wie der Schwanzstachel auf der gegenüberliegenden Körperseite wieder hervortrat, von Blut und irgendwelchen undefinierbaren Flüssigkeiten bedeckt. Ein schwammiges Organ fand ebenfalls den Weg ins Freie.
Der Körper des Wächters zuckte noch einige Sekunden, dann kehrte Stille ein.
Johannes wankte zurück, am ganzen Leib zitternd. Der Herzschlag dröhnte überlaut in seinen Ohren. Er atmete schwer durch den offenen Mund und sank erschöpft nieder…
Irgendwann erhob ér sich.
Sein Feind begann bereits zu zerfallen. Das rötliche Fell verlor alle Farbe, wurde stumpf und unansehnlich. Büschelweise rieselte es zu Boden.
Johannes wandte sich ab. »Der erste Teil ist erledigt«, sagte er, während sich seine Gedanken überschlugen.
Wie er den Rest erledigen sollte, wusste er nicht. Noch nicht. Die Zeit würde es zeigen. Er war völlig davon überzeugt, dass es ihm gelingen würde, Kelvo zu bestrafen. Nicht nur mit dem Tod, sondern mit Schlimmerem. Irgendeine höhere Gerechtigkeit würde dafür sorgen!
Grimmige Befriedigung erfüllte ihn. Er blickte zurück, sah den Kadaver des Wächters und spuckte aus. »Ist das alles, was du zu bieten hast, Kelvo?«, schrie er und lachte.
Er ging in Richtung Ausgang.
Wo die Höhle genau lag und was ihn im Freien erwartete, wusste er nicht. Aber er war voller Zuversicht. Entweder würde er andere Intelligenzen finden, die ihm helfen konnten, oder er würde diese Welt aus eigener Kraft verlassen. Er wollte zur Erde zurückkehren, um von dort aus den Rachefeldzug gegen Kelvo zu starten.
Er lief um die Ecke und sah staunend ins Freie.
Licht fiel in die Höhle. Sein Blick reichte durch den Höhlenausgang bis in den blau strahlenden Himmel.
Ein ewig vermisstes Hochgefühl bemächtigte sich seiner. Er jubilierte innerlich, als er den nächsten Schritt tat - und versteinerte!
***
Sharita handelte erstaunlich zielgerichtet.
Sie fuhr einen weiteren Tentakel aus und schob ihn in Richtung der unsichtbaren Zeitgrenze. Eines ihrer Augen wanderte über den-Tentakel, bis an die Spitze. Der Anblick verschlug Zamorra die Sprache.
»Ich werde mir ansehen, was mich gepackt hat«, kündigte sie an, bog den-Tentakel zur Seite, so dass seine Spitze etwa einen Meter entfernt von dem anderen die Zeit ebene wechselte.
Das Auge verschwand…
»Eine Bestie, doppelt so groß wie ich«, informierte Sharita gleichzeitig. »Sie hat ihre Zähne in meinen ersten-Tentakel geschlagen. Ich kann ihn nach wie vor nicht zurückziehen.«
»Sind noch andere da?«, fragte Amos.
»Niemand.«
»Ich befreie dich«, entschied der ehemalige Höllenfürst. »Wenn ich nicht in zehn Sekunden zurück bin, kommt ihr nach.«
Ohne zu zögern überquerte Amos die unsichtbare Grenze und verschwand.
Sharita beobachtete nach wie vor über den Augententakel das Geschehen. »Er hebt seine Hand und schießt einen Blitz daraus ab. Er schmettert in den Leib der Bestie.«
Im nächsten Augenblick zog sie den ursprünglich gefangenen Tentakel zurück. Ganz
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