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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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kurz war noch eine Verletzung zu sehen, dann floss Schleim darüber, und er wirkte völlig unversehrt.
    Gleich darauf tauchte Amos wieder auf, und Sharita zog auch den Augententakel zurück.
    »Weiter geht's«, sagte der ehemalige Höllenfürst locker. »Wenn alles so problemlos abläuft, können wir zufrieden sein.«
    »Führt dieses Zeitfeld in die Vergangenheit oder die Zukunft?«, fragte der Zwitter.
    »Ich kann es nicht sagen… mein Körper war jedenfalls völlig unverändert. Jetzt, wo du es sagst… ich hatte dort auch meine derzeitige künstliche Hand. Also kann es zumindest nicht weit in die Vergangenheit führen. Oder eben in die Zukunft.«
    ***
    Schweigend gingen sie weiter. Trotz der schlechten Erfahrung bot Sharita weiterhin ihre Führung an. Vorsichtig tastete sie mit ausgefahrenem Tentakel jeden Zentimeter ab, ehe die kleine Gruppe einen Schritt nach vorne tat.
    Sie hatte gleich ein Auge an die Tentakelspitze geschoben.
    Nach wenigen Minuten verschwand die Spitze wieder, diesmal völlig unspektakulär. »In der anderen Zeitebene ist nichts Bemerkenswertes zu erkennen«, sagte das Schleimmonstrum. »Dieselbe Wiese, die auch uns umgibt. Nichts scheint anders zu sein.«
    »Das hat nichts zu sagen«, rief der Zwitter. »Versuch herauszufinden, ob wir das Zeitfeld umgehen können.«
    Sharita bog den Tentakel zur Seite. Weiterhin blieb die Spitze verschwunden. Sie walzte über einen Meter zur Seite. Nichts änderte sich. Doch plötzlich verschwand auch ein seitlicher Teil ihres Zentralleibes.
    Erschrocken zuckte sie zurück.
    »Das Zeitfeld knickt rechtwinklig ab, in die Richtung, aus der wir gekommen sind.«
    »Zurück!«, rief Nicole. »Ehe wir eingeschlossen werden.«
    Doch es war bereits zu spät. Weitere Versuche ergaben eindeutig, dass rund um die fünf eine unsichtbare Mauer existierte.
    »Die Zeitfelder sind auf uns zugetrieben«, erkannte Zamorra. »Wir können nicht mal mehr zurück. Wir sind eingeschlossen!«
    »Also werden wir durchgehen müssen«, entschied Amos.
    Nicole legte die Stirn in Falten. »Wir können nur hoffen, dass wir alle in der anderen Zeitebene noch existieren.«
    »Ich auf jeden Fall«, meinte der ehemalige Höllenfürst. »Ich existiere schon eine Ewigkeit lang, und ich gedenke auch nicht zu sterben. Im Notfall trage ich eure klappernden Gerippe durch das Feld, bis wir wieder in die Gegenwart vorstoßen können.«
    »Und wenn es eine Zeit vor unserer Geburt ist?«, fragte Zamorra.
    »Das wäre interessant«, antwortete Sid Amos und grinste. »Ob ihr damals schon in irgendeiner Form existiert habt?«
    »Das ist nicht lustig!«, ereiferte sich Nicole.
    »Ich mache einen Test«, entschied Amos, übertrat die Grenze und kehrte gleich darauf zurück.
    »Ich vermute fast, dass es derselbe Zeitrahmen ist wie vorhin. Ich habe dort meine künstliche Hand. Ihr seid also alle schon geboren.«
    »Ich möglicherweise nicht«, meinte der Zwitter und erbleichte.
    Amos widersprach. »Andrew Millings hat damals existiert. Ebenso Gerret und das Langka.«
    Diese Tatsache schien den Zwitter keineswegs zu beruhigen. Er sah sehr skeptisch aus, als er den entscheidenden Schritt tat.
    ***
    Der Zwitter hatte ein verdammt mieses Gefühl dabei.
    Er überschritt die Zeitgrenze - und starb!
    Sein Innerstes explodierte. Sein Geist wurde auseinandergerissen. Unendliche Schmerzen tobten durch seine Seele.
    Es war keine Trauer, kein Empfinden eines Verlust es, überhaupt kein Gefühl, kein Leid… sondern Schmerz in seiner reinsten Essenz. Ein flammendes Skalpell durchschnitt sein Ich, trennte Emotionen und sein Selbst auseinander, als wüte ein besessener Dr. Frankenstein in seinem Ich.
    Ich bin nicht mehr…
    Das war der letzte Gedanke, ehe der Zwitter verwehte. Er wusste, dass es schlimmer war als sterben, denn er hatte nie existiert. In dieser Zeit gab es ihn nicht und hatte es ihn nie gegeben.
    Nach diesem letzten, endgültigen, entsetzlichen Gedanken sah er noch etwas. Seine Augen weigerten sich offensichtlich zu sterben und schickten Impulse in sein verwehendes, nicht mehr wirklich existentes Gehirn.
    Er sah, dass sein Körper unversehrt blieb, doch es war nicht mehr seine Hülle. Ein anderer wohnte darin, das wusste er: Andrew Millings. Denn Millings hatte damals schon gelebt.
    Aus dem Leib schob sich etwas, quoll in der perversen Verkehrung einer Geburt heraus. Ein zweiter Körper nahm Gestalt an, verfestigte sich.
    Torre Gerret.
    Doch er lebte nicht so, wie Millings lebte, sondern war tot. Gerrets

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