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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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von ihm ausgegangen war. An ihm, und auch an dem anderen, der die weiße Kleidung trug, war etwas, das ihm dumpf bekannt vorkam. Er konnte es nicht in Worte fassen, aber er fühlte eine Art Verwandtschaft.
    Im nächsten Augenblick sauste etwas an ihm vorbei.
    Kelvo!
    Er stürzte sich auf den Weißgekleideten. Ein gequälter Schrei drang aus der schwarzen Wolke, die Kelvos Körpersubstanz bildete.
    In diesem Moment begriff Johannes, was hier vor sich ging. Er erkannte, warum er sich den beiden Fremden verbunden fühlte. In ihnen waltete genau wie in ihm die Lebenskraft der Quelle.
    Kelvo hatte das ebenfalls bemerkt. Er saugte den Menschen genau so aus, wie er sich immer an Johannes gelabt hatte.
    ***
    Zamorra starb nicht.
    Kelvo brachte ihm nicht den gläsernen Tod , sondern marterte ihn auf eine andere Art. Der Dämon griff auf seine Lebenskraft zu. Zweifellos hatte er genau das all die Jahre mit dem Unsterblichen getan.
    Auf diese Art war der Schattendämon stärker und stärker geworden.
    Zamorra fühlte gewaltigen Schmerz, und Mattheit ergriff sein Inneres. Er spürte, wie Schwachheit und schieres Alter ihn lähmten. Aber noch war er nicht tot.
    »Wenn du mich angreifst, stirbt Zamorra!«, hörte er irgendwo weit entfernt den Schrei des Dämons. Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, was das bedeutete. Der Dämon hielt sich mit dieser Drohung den Zwitter und die anderen vom Leib.
    Aber er würde ohnehin bald sterben. Kelvo laugte ihn aus, riss brutal sein Innerstes aus ihm heraus und verleibte es sich ein. Die Lebenskraft in Zamorra schwand - aber noch war er nicht tot!
    Und das sollte Kelvos letzter Fehler gewesen sein. Er hätte ihn sofort töten sollen, wie all seine anderen Opfer auf zahlreichen Welten.
    Der Dämon hätte Zamorra nicht die wenigen Sekunden gönnen dürfen, die es dauerte, sich an der Kraft der Quelle des Lebens in ihm zu laben.
    Während Agonie seinen Verstand trübte, rief Zamorra das Amulett. Die Silberscheibe materialisierte in seiner Hand, warm, beinahe heiß. Kein Wunder, denn Zamorra war komplett von Kelvos wolkenartiger Substanz umhüllt. Merlins Stern befand sich also im Leib eines Dämons.
    Mehr geschah nicht. Weder schuf das Amulett eine schützende Sphäre um den Dämonenjäger, noch griff es Kelvo selbsttätig an. Es schien irgendwie blockiert zu sein.
    Auch ein Gedankenbefehl konnte es nicht zum Angriff bewegen.
    Zamorras Fingerzitterten, als er versuchte, einige der Hieroglyphen zu verschieben und den Dämon damit aktiv anzugreifen.
    Es gelang nicht. Er konnte keinen Druck mehr ausüben. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Jeder Muskel zitterte, Dunkelheit trübte seinen Geist.
    Ihm kam eine letzte, verzweifelte Idee.
    Merlins Machtspruch! Wenn er ihn aussprach, würde das das Amulett möglicherweise zu einem Angriff zwingen…
    Er öffnete den Mund. Geschmack nach Fäulnis und Verwesung überwältigte ihn und verursachte einen Brechreiz.
    Er zwang sich, nicht darauf zu achten, bewegte die Lippen, die Zunge, mit unendlicher Mühe und letzter Kraft. »Anal'h natrac'h - ut vas bethat - doc'h nyell yenn wé.«
    Die Welt explodierte.
    Ein Schrei gellte, und Zamorra wusste nicht, ob es sein eigener war. Nebelfetzen jagten in alle Richtungen, Lichtkaskaden zuckten aus dem Amulett. Kräfte rissen an dem Meister des Übersinnlichen, wie er sie nie zuvor gespürt hatte.
    Die Schwärze um ihn herum gerann, kondensierte und tropfte hinab. Schwarze Kristalle entstanden und fielen klirrend zu Boden.
    Zamorra sah es und verlor das Bewusstsein…
    ***
    Als er wieder zu sich kam, sah er sich von zahlreichen Gesichtern umringt. In diesem Augenblick zählte nur eins von ihnen.
    Nicole.
    Sie lächelte ihn an, unendliche Erleichterung in ihrem Blick, und hielt seinen Kopf in ihrem Schoß gebettet.
    »Was ist passiert?«
    »Was immer du getan hast, du hast Kelvo vernichtet. Von ihm ist nichts geblieben außer schwarzen Wassertropf en und einigen pulvrigen Kristallstrukturen, die plötzlich verschwanden.«
    Wie süß ihre Stimme klang, Labsal für seine verwundete Seele. »Der Machtspruch«, rief er. Zumindest glaubte er zu rufen, doch in Wirklichkeit war es nichts als ein Flüstern. Zu mehr reichte seine Kraft nicht aus.
    Der Zwitter wies auf Johannes. »Er weiß inzwischen, wer wir sind und auf welche Weise unsere Schicksale verbunden sind. Ich habe es ihm erklärt, während du ohnmächtig warst.«
    »Wie lange?«
    »Fast eine Stunde«, erklärte Nicole. »Aber du wirst noch eine Menge Ruhe

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