0846 - Im Namen des Leibhaftigen
gab nicht die geringste Verzögerung, der Flug war wunderbar und die Landung reine Routinesache. Daß Abe Douglas keine Zeit gehabt hatte, uns abzuholen, war verständlich. Wir hatten ausgemacht, uns im Hotel zu treffen, und dort lag bereits eine Nachricht für uns.
Abe wartete in der Bar.
Wir gingen zuerst auf die Zimmer, stellten das Gepäck ab und fuhren nach unten.
Die Bar war mir nicht gemütlich genug, aber sie diente ihrem Zweck. Durch die Rauchglastür sahen wir Abe an der Theke sitzen. Er trank Wasser und telefonierte dabei. Er sprach dabei in eines dieser tragbaren Dinger, die ich nicht mochte, weil sie überall dabei waren. Für Menschen mit bestimmten Berufen waren sie jedoch zu einem Segen geworden, und der G-man zählte dazu.
Er sah uns nicht, weil er dem Eingang den Rücken zudrehte. Wir ließen ihn ausreden, und als er das Telefon wegsteckte, standen wir so dicht hinter ihm, daß es auffallen mußte.
»Ja, Suko«, sagte ich. »Es gibt eben Menschen, die sind immer im Dienst.«
Douglas hatte meine Stimme gehört und wirbelte auf dem Hocker sitzend herum.
»John… ha, ha…«, lachte er. »Das nenne ich pünktlich. Das nenne ich super.«
»Hi, Abe.«
Wir begrüßten uns, klopften uns gegenseitig auf die Schulter, und der Barmann schaute uns dabei säuerlich lächelnd zu. Er stand so dicht unter der gläsernen Tulpe einer Lampe, daß diese seinen Kopf beinahe berührte. Es sah aus, als hätte er sie als Helm aufgesetzt. Wir setzten uns. »Was wollt ihr trinken, Freunde?«
»Das gleiche wie du«, sagten Suko und ich wie aus einem Mund.
»Okay.« Abe bestellte das Wasser, dann schaute er von einem zum anderen und mußte dabei seinen Kopf in verschiedene Richtungen bewegen. »Ihr habt euch problemlos loseisen können?«
»Wenn du anrufst, immer«, sagte Suko.
»Danke, ich werde eurem Boß einen freundlichen Brief schreiben.« Seine Miene verfinsterte sich.
»Leider sieht es hier nicht eben freundlich aus, das muß ich sagen.«
»Was gibt es Neues?«
»Noch nichts.«
»Ihr habt auch keine Spur von dem Killer?«
»Nein.«
»Keine Beschreibung?« fragte Suko.
»Auch nicht.«
Wir bekamen die Getränke und prosteten uns zu. Abe Douglas stöhnte auf. »Dieser Mensch ist ein Tier, das ist ein Roboter, das ist…« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Aber es ist nicht Cabal.«
»Richtig, Suko, der sitzt.«
»Das weißt du genau.«
»Ja, ich habe ihn besucht.«
»Und?« fragte ich nach einem Schluck Wasser.
Der G-man winkte ab. »Ich habe in meinem Leben viel gesehen. Unter anderem auch Gefängnisse und Zuchthäuser. Aber Cabals Verlies war mir neu. Das war, das war… ich kann es nicht beschreiben. Da bist du lebendig begraben. Die hocken in Verliesen, und wahrscheinlich ist das auch richtig, denn sie würden, sobald nur die kleinste Chance besteht, zu fliehen versuchen. Und mit ihrer Kraft würden sie es auch schaffen, davon bin ich überzeugt. Moderner Strafvollzug hin oder her, es ist für diese Tiere besser, wenn sie auch wie Tiere gehalten werden.«
»Wie ist dir Cabal vorgekommen?« fragte ich ihn.
»Schlimm, John.« Er verzog den Mund. »Sehr schlimm sogar.«
»Kannst du nicht deutlicher werden?«
»Sicher, das mache ich.« Er schaute für eine Weile gegen das blanke Holz der Theke. »Der hat nicht aufgegeben, John. Der hat nur eine Pause gemacht. Der will raus, der ist so verflucht optimistisch, daß mir Zweifel kommen.«
»Hat es schon Fluchten aus diesem Bunker gegeben?«
»Nein. Wer einmal drin war, der blieb auch drin. Aber bei Cabal bin ich mir nicht sicher.«
»Wie könnte er es anstellen?«
»Bestimmt nicht das Gitter einreißen oder irgendwelche Mauern durchbrechen. Es müßte auf eine andere Art und Weise passieren, vielleicht sogar auf einer anderen Ebene.«
»Magie?« fragte Suko.
»Kann sein.«
»Wie würde er sie einsetzen können?«
Abe Douglas lachte. »So etwas darfst du mich nicht fragen, Suko. Das ist euer Gebiet.«
»Aber Cabal hat diesen Mann aus den Reihen der Geschworenen nicht getötet!« stellte ich fest.
»Das kann ich beschwören.«
»Dann müssen wir uns auf den anderen konzentrieren. Shango, hieß er, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Habt ihr etwas herausgefunden?« fragte Suko. »Ich meine, wenn ein Name bekannt ist, dann…«
»Hör auf, wir haben alles versucht. Unsere Computer laufen rund um die Uhr. Wir ließen wirklich nichts unversucht.« Er hob die Schultern. »Und was kam dabei heraus? - Nothing.«
»Ist der
Weitere Kostenlose Bücher