085 - Flitterwochen mit dem Tod
Bewegung, bog nach links ab und reihte sich nach einigen Kurven, Brücken und Unterführungen in den Verkehr der Schnellstraße ein.
Coco war nicht sehr überrascht. Dr. Kern war durchaus der Mann, der sich einen solchen Empfang mit Chauffeur und Show-Wagen ausdachte. Ob Dorian ihr wirklich gefolgt war? In ihrer Maschine war er jedenfalls nicht gewesen. Aber sie war sicher, daß er sie zumindest bewachen ließ. Er hatte in jeder größeren Stadt Freunde oder Vertrauenspersonen.
Der Rolls zischte förmlich über die Straße. Die Nachmittagssonne schien in den Wagen. Baumreihen flogen vorbei. Die Silhouette der Stadt löste sich auf.
„Hat sich am Datum etwas geändert?" fragte Coco nach einer Weile nach vorn.
„Nein, Miß Zamis. Der Ball findet übermorgen im Schloß statt. Sie werden überrascht sein. Wir haben uns einige schöne Überraschungen einfallen lassen."
„Ich zweifle nicht daran. Sie wissen, in welchem Hotel ich gemietet habe?"
„Selbstverständlich, Miß Zamis."
Der Stadtverkehr nahm sie auf. Neugierige Blicke richteten sich auf den alten Wagen und interessierte auf die gutaussehende Frau im Inneren.
Coco kannte München nicht sonderlich gut. Sie sah sich aufmerksam um und versuchte, sich Straßenzüge und Plätze einzuprägen. Schließlich hielten sie vor dem Hotel. Sogar die wartenden Taxifahrer drehten sich um, als der Royce vor dem Baldachin des Eingangs lautlos bremste.
Die Formalitäten waren schnell erledigt. Coco wurde in ihr Zimmer geführt. Das große Fenster ging auf den Innenhof hinaus, in dem ein winziger Parkplatz mit einem Springbrunnen zu sehen war. Unaufdringlicher Luxus kennzeichnete den Raum und die gesamte Einrichtung. Hinter dem Pagen, der ein großzügiges Trinkgeld eingesteckt hatte, schloß sich die Tür.
Coco sah sich um. Vor ihr lagen noch rund achtundvierzig Stunden. Sie mußte herausfinden, was sich hier abspielte, denn sie war sicher, daß sie geheimnisvolle Vorgänge erwarteten, wenn hier Magnus Gunnarsson zu treffen war.
Zunächst einmal duschte sie, zog sich um und machte sich zurecht. Dann bestellte sie Kaffee und Kuchen aufs Zimmer. Sie war überzeugt, daß der Besuch oder wenigstens ein Anruf von Dr. Kern nicht lange auf sich warten lassen würde.
Coco hatte erst zuletzt den Rosenstrauß auf dem Tisch zwischen den Fenstern entdeckt. An der Vase lehnte ein Umschlag. Sie zog die Karte heraus und las. Noch während sie die Karte in den Fingern hielt, läutete das Telefon.
„Herr Dr. Kern ist hier und möchte Sie besuchen", sagte die Telefonistin. „Darf ich ihn hinaufschicken?"
„Sagen Sie ihm, ich freue mich, ihn zu sehen", antwortete Coco lächelnd und legte auf.
Natürlich waren die Rosen vom Eheinstitut Transamorosa. Der Umschlag trug keine Adresse. Außerordentlich diskret, dachte Coco. Niemand im Hotel sollte auf den Gedanken kommen, daß ein Gast es nötig hatte, sich eines solchen Hauses und seiner Leistungen zu bedienen.
Es klopfte an der Tür.
„Herein!"
Es war Dr. Kern in einem untadeligen grauen Anzug und mit einem schmalen, grauen Aktenköfferchen in der Hand. Er verbeugte sich und küßte Coco die Hand.
„Es freut mich, daß Sie gekommen sind! Und ich hoffe, ich kann Ihnen einen kleinen Dienst erweisen", sagte er und legte den Koffer auf einen Sessel. „Hatten Sie einen guten Flug?"
„Er war ausgezeichnet. Eine entzückende Idee von Ihnen, mich mit einem englischen Wagen abholen zu lassen", sagte sie. „Möchten Sie nicht Platz nehmen?"
Sie setzten sich. Kern öffnete das Köfferchen, entnahm ihm einen Umschlag und verbeugte sich. „Übermorgen abend, Miß Zamis. Sie werden natürlich abgeholt und nach Maximilianslust' gefahren, wenn Sie es nicht vorziehen sollten, einen Mietwagen zu nehmen. Haben Sie sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet?"
Kern war ein schlanker, grauhaariger Mann, charmant, aber ohne aufdringlich zu wirken. Heute schien er im Gegensatz zu damals nervös und aufgeregt.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er plötzlich: „Wissen Sie, für mich ist dieses Fest eine Art Höhepunkt meiner Laufbahn. Natürlich kann man für keine der Partnerschaften eine Garantie übernehmen, aber wir haben uns unendliche Mühe gegeben. Es kommen fast nur junge charmante und ungewöhnlich gutaussehende Menschen - so wie Sie, Miß Zamis."
„Sie schmeicheln gekonnt."
Coco lächelte. Sie mußte Gewißheit haben und begann langsam und unmerklich, ihn zu hypnotisieren.
„Keineswegs. Zwanzig Paare werden sich
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