085 - Flitterwochen mit dem Tod
herumzudrehen. Der Dämon des Zwiespaltes begann zu zittern. Aus dem Stöhnen wurde ein Keuchen. Langsam drehte sich der Kopf. Er drehte sich so lange, bis der Hinterkopf nach vorn gerückt war. Durch den Vorhang der Haare sah sich der einstige Fürst der Finsternis im Spiegel. Das Haar teilte sich selbständig. Die gräßliche Dämonenmaske kam zum Vorschein.
Jemand hat mich erkannt! Jemand ist im Hotel, der mich entdeckt hat. Ein Zauber. Ich muß mir etwas anderes ausdenken, um an mein Opfer heranzukommen.
Er heulte und schäumte vor Wut, sah sein Gesicht im Spiegel und wußte, daß der unbekannte Hexer oder Zauberer die Macht hatte, jedesmal wieder diesen Zwang auszuüben. Die schreckliche Teufelsfratze mußte wieder verschwinden. Er befand sich in einem Hotel, nicht in einem abgelegenen Versteck.
Er versuchte, den Kopf zurückzudrehen. Noch gelang es nicht, aber die unheimliche Kraft nahm ab. Langsam drehte sich der Kopf zurück. Das Haar bedeckte wieder die Fratze.
Dem Dämon war klar, daß er seine Gier noch zurückstellen mußte, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Er mußte sich noch besser verstellen. Die Tarnung mußte perfekt werden.
Nur langsam beruhigte sich der Dämon.
Magnus Gunnarsson schien ehrlich überrascht zu sein. Er nahm sein Glas und blieb neben Cocos Hocker stehen.
„Ich habe Sie bereits in der Halle gesehen, aber ich konnte nicht glauben, daß Sie es wirklich sind", sagte er mit seiner kultivierten Stimme. „Was bringt Sie hierher?"
Er blickte Coco mit wohlwollen dem Interesse an. Seine tiefblauen Augen musterten ihr Gesicht und ihren Körper. Coco spürte genau, daß sie ihn zu interessieren begann.
„Dieses und jenes", antwortete sie lächelnd. „Ich sehe mir München an. Außerdem habe ich persönliche Interessen."
Magnus stutzte und fragte dann nachdenklich und etwas mißtrauisch: „Sie sind doch nicht etwa von Dr. Kern eingeladen worden? Wollen Sie etwa dieses Fest in ,Maximilianslust' mitmachen?"
Coco versuchte die Sommersprossen in seinem Gesicht zu zählen, gab es aber schnell auf. Seine Stimme klang auf einmal warnend und zurückhaltend.
„Sie haben's erraten!" sagte sie. „Keine Sorge, ich will nicht sofort heiraten."
Magnus biß sich auf die Unterlippe, hob die Schultern und senkte die Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern.
„Ich bin nicht sicher", sagte er zögernd, „ob Sie es wissen, Miß Zamis, aber Sie befinden sich auf einem ziemlich gefährlichen Pflaster. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf…"
„Ich befinde mich in einem schicken Hotel", sagte sie und hob selbstbewußt ihr Glas. „Ich fühle mich in München ziemlich wohl - wenigstens im Augenblick. Was haben Sie gegen Transamorosa ?"
Magnus ging nicht direkt auf ihre Frage ein, aber es war deutlich, daß er sie warnen wollte. Aus welchem Grund er das versuchte, war Coco keineswegs klar.
„Sie spielen mit dem Feuer", betonte er. „Sie sollten sich vielleicht ein anderes Feld für Ihre Abenteuerlust aussuchen."
Coco stellte sich verständnislos und strahlte den Isländer an.
„Mit welchem Feuer? Und wer sagt Ihnen, daß ich in bestimmten Situationen nicht ganz gern einmal ein bißchen Risiko liebe?"
Magnus Gunnarsson schien weitaus mehr zu wissen, als er zu erkennen geben wollte. Er schüttelte den Kopf und erklärte: „Dieses Eheinstitut ist nicht ganz so seriös, wie Sie glauben mögen. Abgesehen von den Rosen, dem Rolls Royce und dem Fest im Schloß sind da noch gewisse Dinge, die Sie sich nicht recht vorstellen können. Sie begeben sich in eine große Gefahr. Bleiben Sie hier! Genießen Sie die Stadt, aber lassen Sie Ihr Vorhaben fallen!"
Coco versuchte, ihn zu provozieren. Er schien tatsächlich mehr zu wissen. Ihr war durchaus klar, daß er nicht nur ein geheimnisvoller, sondern auch ein gefährlicher Mann war. Der Umstand, daß weder Dorian noch sie selbst von Gunnarsson mehr als oberflächliche Informationen besaßen, machte ihn äußerst undurchsichtig. Das änderte nichts daran, daß sie von Magnus fasziniert war. „Warum wollen Sie mich überreden, nicht an diesem Fest teilzunehmen, Magnus? Ich bin gespannt darauf, was ein Computer denkt. Er hat für mich einen hinreißenden Mann ausgesucht, und genau den möchte ich mir etwas genauer ansehen."
„Ich bin sicher, daß Sie einen weitaus anziehenderen Mann haben, als Sie hier finden können. Sie glauben mir nicht?"
Magnus ließ sich von ihr nicht aus der Ruhe bringen. Er ignorierte ihr Lächeln und ihre Versuche,
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