085 - Hexensabbat
Gentlemen verkehrten und ihre mehr oder weniger interessanten
Gespräche führten.
Im Flower Cottage lebten nur noch Mike und Betty Ellron und eine bildhübsche Haushälterin, welche die
Wohnung und das kleine Restaurant bediente, in das sich hin und wieder ein
Besucher verirrte. Die attraktive Schwedin, die der Leiter der PSA, X-RAY-1, in
Sonderfällen gemeinsam mit Larry Brent einsetzte, befand sich seit genau neun
Tagen im Flower Cottage. Sie hatte offiziell nach einer
besonders ruhigen Unterkunft gesucht. Unter anderem hatte man ihr das Flower Cottage empfohlen, und so war es nicht aufgefallen,
daß sie von vornherein Wert darauf gelegt hatte, ausgerechnet im Flower Cottage auch unterzukommen.
Das einsam
gelegene Gebäude machte seinem Namen alle Ehre. Am Wegrand und auch in
großzügig angelegten Blumenkästen direkt am Haus waren Blumen angepflanzt, die
das kleine rote Haus besonders im Frühjahr und Sommer in ein wahres Blütenmeer
tauchten. Jetzt blühten nur noch vereinzelt ein paar späte Rosen und die ersten
Astern, deren Blütenköpfe kräftige Farbtupfer auf den satten, braunen Boden
zauberten.
Es war ein
richtiges kleines Paradies, und Morna konnte den Besitzer, Mike Ellron , nur zu gut verstehen, daß er gar nicht mehr
interessiert daran war, viele Gäste ins Haus zu bekommen. Er hatte fünfzig
Jahre seines Lebens hart gearbeitet, jetzt plagten ihn Gicht und Rheuma und er
lebte mit seiner Frau, die ebenfalls kränkelte, zurückgezogen in Flower Cottage, wo es einst laut und lebhaft zuging. Die
alten Freunde waren zum Teil nicht mehr am Leben, und an neuen Kontakten waren
die Ellrons kaum interessiert.
Morna
Ulbrandson lag an diesem Mittag etwa fünfzig Meter von dem kleinen, einladend
wirkenden Haus entfernt auf einer Decke im Gras. Die Agentin hatte eine
französische Modezeitschrift neben sich, die sie von Paris mitgebracht, aber
noch nicht gelesen hatte.
Die kleinen
Fenster des verspielt wirkenden Cottages standen weit
offen. Die Luft im Park war herrlich, die Vögel zwitscherten, und der Duft der
Blumen wurde mit jedem Atemzug spürbar. Eine heile, romantische Welt! Hier war
sie fast glaubhaft. Hier konnte man vergessen, daß es Not und Hunger, Tod und
Krieg in der Welt gab. Aber von diesem scheinbar stillen Paradies konnte auch
Bedrohung ausgehen. Morna hatte Anhaltspunkte dafür gefunden.
Das
Hausmädchen, Candy Marlowe schien sich mit übersinnlichen Dingen zu
beschäftigen. Das allein war noch kein Grund, weshalb X-RAY-1 seine beste
weibliche Agentin als ruhebedürftiges und sensibles Wesen hier eingeschmuggelt
hatte.
Morna hatte
vorgegeben, dringend ausspannen zu müssen. Die Liaison mit einem Franzosen war
in die Brüche gegangen. Der Mann hatte sie wegen einer anderen Frau verlassen.
Morna, reiche Erbin eines schwedischen Fabrikanten, so hatte sie jedenfalls
glaubhaft erzählt und auch nachgewiesen, reiste als Globetrotterin um die Welt
und fand nirgends Ruhe. Ihr aufregendes Leben war sowohl den Ellrons als auch Candy bekannt, die sich daraufhin rührend
um sie gekümmert hatten.
Morna
Ulbrandson alias X-GIRL-C hatte herausgefunden, daß Candy Marlowe Verbindung zu
einer Hexenvereinigung hatte. Auch das war hier in Old England nichts
Besonderes. Es gab Hunderte von eingetragenen Clubs, die von irgendeinem »Great
Ram« geleitet wurden. Doch was Candy anbelangte, gab es eine Besonderheit. Es
waren Anhaltspunkte, die darauf hinwiesen, daß in der Vereinigung Candys
Menschenopfer gebracht wurden! Und dafür hatte die PSA nun gar kein
Verständnis. Überall, wo Menschen auf ungewöhnliche Weise verschwanden oder zu
Schaden kamen, wo die herkömmlichen Methoden der Ermittlungsbehörden versagten,
da griff die PSA ein. Das Schicksal des einzelnen war den Frauen und Männern
dieser Abteilung noch wichtig.
Neben Morna
auf der Decke lagen außer dem Magazin und der
zusammengeklappten Sonnenbrille eine halbgeöffnete Handtasche, in der sie ihre
persönlichen Dinge untergebracht hatte. Unter anderem steckte in der Tasche ein
Funkgerät, das als Zigarettenschachtel getarnt war. Das Gerät summte leise. Mit
einem raschen Rundblick vergewisserte die Schwedin sich, daß niemand in ihrer
Nähe war. Das Ehepaar Ellron war heute außer Haus.
Ein Bekannter hatte sie zu einer Fahrt nach London eingeladen. Candy rumorte in
der Küche. Geschirr klapperte. Das Hausmädchen war mit Aufräumungsarbeiten
beschäftigt.
X-GIRL-C zog
das Funkgerät aus der Tasche und näherte ihren Mund unauffällig dem
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