085 - Hexensabbat
Formeln
nachsprechen, dann wurde an ihr die gleiche Zeremonie vollzogen. Ein
teuflisches Spiel war mit ihr getrieben worden. Jede Teilnehmerin war mit dem
Messer gekommen, oftmals hatte Morna die kühle Spitze auf ihrer Haut gefühlt.
Doch niemand hatte zugestoßen.
Die Schwedin
schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Das Ganze hätte
mit einem Drama enden können. Aber da war doch noch etwas gewesen, zuckte es
plötzlich in ihrem Bewußtsein auf.
Die
Bestrafung!
Dunkel
erinnerte sie sich daran. Man hatte eine Frau gebracht. Jeder hatte sie
beschimpft. Sie war abtrünnig geworden.
»Was war mit
mir zu diesem Zeitpunkt gewesen ?« stellte sich Morna
halblaut die bohrende Frage. Hier versagte ihre Erinnerung. Es gab eine große
Lücke in ihrem Gedächtnis. Die Wirkung der Droge muß von diesem Zeitpunkt an so
stark gewesen sein, daß sie alles nur wie in Trance mitbekommen hatte.
Der Begriff
»Silberne Hexe« stieg in ihr auf als sie die Erinnerung quälte. Aber was es
damit auf sich hatte, wußte sie nicht mehr. Entrückt war ihr auch die Tatsache
ihrer Heimkehr in das Flower Cottage. Wie war es dazu
gekommen? Hatte sie sich im Vollrausch hinter das Steuer ihres Autos gesetzt?
Sie mußte
Gewißheit haben!
Sie verließ
das Bett und stellte zu ihrer Überraschung fest, daß sie einen hauchdünnen
Bettbikini trug. Also hatte sie das Kleidungsstück ebenfalls mechanisch
angelegt, ohne daß es ihr bewußt worden war. Morna streifte rasch den
Morgenmantel über und schloß die Tür auf.
Draußen lag
schon die Dämmerung.
In dieser
Einsamkeit war außer dem Zwitschern der Vögel kein weiteres Geräsuch zu hören. Leise entfernte Morna sich vom Hauseingang. Die Luft roch kühl und
frisch, und die Agentin fröstelte. Morna eilte hinter das Haus zu der Stelle,
wo sie den Wagen abzustellen pflegte.
Und genau
dort stand er auch.
Morna schloß
die Augen.
Sie konnte
sich nicht daran erinnern, hierher gefahren zu sein. Sie zermarterte sich das
Gehirn. Einige Dinge tauchten sofort an der Oberfläche ihres Bewußtseins auf,
andere waren verschwommen faßbar, und wiederum anderes zeigte sich nur im
Ansatz.
Dann fiel ihr
etwas ein.
Sie hatte
einen Schwur abgelegt. Sie gehörte zu den Satansschwestern. Vor dem »Great Ram«
und drei Priesterinnen hatte sie Luzifer für alle Zeiten Treue geschworen. Und
sie hatte sich bereit erklärt, gemeinsam mit Ellen Seether für das nächste Opfer zu sorgen!
Am nächsten
Mittwoch sollte ein Kindesopfer gebracht werden. Bis dahin mußte sie mit Ellen
als Einstand gewissermaßen die Entführung abgeschlossen haben. Je mehr die
Einwirkung des Rauschmittels verschwand, desto stärker wurden Erinnerungen
wach. Die kühle, sauerstoffreiche Luft, die Mornas Lungen füllten, trug ihr
Teil dazu bei, die Schwedin munter und frisch werden zu lassen. Sie begriff den
Teufelskreis, in den sie im wahrsten Sinn des Wortes geraten war. Und ihr wurde
auch der Fehler bewußt, den sie begangen hatte.
Als sie den
Eingang zum Ort des Hexensabbats gefunden hatte, war ihr klar
geworden , daß sie nur dann Erfolg haben könne, wenn sie sich mit der
Gesellschaft identifizierte, wenn sie in der Menge untertauchte und ein Teil
dieser Menge wurde.
Sie war es
tatsächlich geworden. Die Drogen und die ekstatische Stimmung hatten ihr Teil
dazu beigetragen, daß auch ihre Sinne umnebelt wurden. Doch nun fand sie zu
sich selbst zurück.
Sie hörte die
leisen, knirschenden Schritte hinter sich und wandte sich um. Ihre Blicke
begegneten denen von Candy Marlowe.
»Unruhig ?« fragte das hübsche Hausmädchen lächelnd. Candy machte
einen erstaunlich frischen und ausgeruhten Eindruck, obwohl auch sie bis spät
in die Nacht hinein am Sabbat teilgenommen hatte.
Morna
lächelte abwesend und ließ sich ihre Nachdenklichkeit nicht anmerken, um Candy
nicht mißtrauisch zu machen.
»Am Anfang
ist es immer so«, fuhr das Hausmädchen fort. »Aber das braucht dich nicht zu
beunruhigen. Ich finde es phantastisch, daß du den Weg zu uns gefunden hast.
Die ganze Woche schon wollte ich dich ansprechen und dir einen Tip geben. Aber
ich war noch vorsichtig .«
»Ich hatte
schon von euch gehört«, reagierte X-GIRL-C sofort, ehe peinliche Fragen
auftreten konnten. Auch bei Candy war eine Art Ernüchterung eingetreten. Nach
dem Rausch der letzten Nacht mußte auch sie sich fragen, wieso die Schwedin
ausgerechnet nach Barkham gekommen war. »Eine
Bekannte, die ich bei meiner Ankunft in London traf, gehört
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