085 - Professor Kulls Blutnixe
chemisch-magischen Flüssigkeit, hatte die Augen geschlossen, schien tot zu sein - ertrunken. Jung, schlank und makellos war ihr Körper. Bisher hatte die Vampirin einem Menschen sehr ähnlich gesehen, doch nun…
Genau genommen hatte nicht sie sich verändert, sondern sie war verändert worden .
Und zwar auf Mortimer Kulls Wunsch und in seinem Beisein.
Der Professor blies seinen Brustkorb auf und lächelte dünn. »Hier entsteht ein neues Wesen, das es bisher noch nie gab«, sagte er, und seine blauen Augen strahlten vor Begeisterung. »Das ist auch dein Verdienst, mein Freund. Du hast mir deine Kraft zur Verfügung gestellt. Ich habe dir viel zu verdanken.« Er legte McEveely die Hand auf die Schulter.
Die Worte hörten sich gut an, aber Mortimer Kull war zu aufrichtiger Dankbarkeit nicht fähig, das wußte Atax. Deshalb maß er den Worten auch keine Bedeutung bei; sie waren leer und unwichtig.
Ein spezielles Gas-Sauerstoff-Gemisch blubberte in den großen Glaszylinder. Kleine und große Bläschen bildeten sich und tanzten nach oben. Auf ihrem Weg stießen sie gegen den nackten Mädchenkörper, als würden sie ihn streicheln und massieren.
»Geben Sie ihr mehr davon«, sagte Mortimer Kull, nachdem er einen Blick auf die Rundskala geworfen hatte.
Bary Foxworth drehte an einem Rädchen, und sogleich entstiegen der Zuleitung doppelt so viele Bläschen.
»Das genügt«, sagte Professor Kull.
Foxworth nahm sofort die Hand von dem Rädchen und warf einen prüfenden Blick auf die Blutsaugerin. Die Bläschen sorgten für eine Strömung im Glasbehälter. Der Auftrieb erfaßte einen Arm des nackten Mädchens und zog ihn mit sich nach oben.
»Sie erwacht«, sagte Barry Foxworth begeistert. »Sie hebt den Arm.«
»Es ist nur die Strömung«, sagte Kull, und im nächsten Augenblick sank Melissas Arm wieder kraftlos nach unten.
Senkrecht schwamm die Vampirin im Glas.
Eine neue Melissa.
Eine Blutsaugerin, wie Mortimer Kull sie brauchte.
Für einen ganz bestimmten Zweck. Normalerweise scheuen Vampire das Wasser. Sie leben nur auf dem Land. Mortimer Kull brauchte aber eine Blutsaugerin, die vor Wasser keine Scheu hatte, die sich darin so zu Hause fühlte wie ein Fisch und sich auch wie ein solcher fortbewegte. Und sie sollte das Wasser auch jederzeit - und solange sie wollte - verlassen können.
Ein Amphibium war hier im Entstehen.
Eine Vampirnixe!
Im Verlaufe einer viele Stunden dauernden magischen Prozedur hatte Atax, die Seele des Teufels, unter Einsatz seiner gesamten schwarzen Energie eine unblutige Verwandlung des Schattenwesens vorgenommen.
Mortimer Kull hatte ihm die Schwanzflosse eines großen Meeresfisches beschafft, und geheimnisvolle, übernatürliche Kräfte hatten etwas noch nie Dagewesenes hervorgebracht.
Beinahe hätte Atax zuviel Kraft für die Nixenbildung eingesetzt. Melissa drohte zu Staub zu zerfallen.
Der Dämon bemerkte es aber rechtzeitig, zog Kraft ab und schaltete die Gefahr auf diese Weise aus.
Melissa verfiel in einen totenähnlichen Zustand. Atax konnte nichts weiter tun. Man mußte warten, bis die Vampirin erwachte. Wecken konnte sie niemand.
Barry Foxworth fühlte sich geehrt, daß er bei dem magischen Experiment assistieren durfte. Aufmerksam beobachtete er Melissa.
Wie eine Leiche schwamm sie in der chemisch-magischen Flüssigkeit, doch Atax fühlte, daß Melissa bald die Augen öffnen würde - und dann würde sie Blut haben wollen, denn daran hatte sich nichts geändert.
Als Mortimer Kull mit ihm zum erstenmal über seine Idee sprach, hatte ihm Atax gesagt, daß er ihm helfen könne. Der Dämon hatte erfahren, daß die Vampirin die Inseln unsicher machte, und dem Professor versprochen, sie zu fangen.
Innerhalb kurzer Zeit fand Robert McEveely die Spur der Blutsaugerin und richtete es so ein, daß sie sich für ihn als Opfer interessierte.
Er schirmte sich gut ab, damit sie ihn als Schwärzblütler nicht erkannte, und sein Plan funktionierte ausgezeichnet.
Und nun gab es diese andere Melissa nicht mehr.
Sie brauchte weder stehendes noch fließendes Wasser zu fürchten, würde pfeilschnell schwimmen und das Wasser jederzeit verlassen können, würde sich im Süßwasser genauso wohlfühlen wie im Meer.
Und sie würde Mortimer Kull gehorchen.
Das Wissenschaftsgenie hatte sich eine neue Waffe zugelegt!
***
Während wir zu Chuch Buchanan unterwegs waren, erzählte mir Noel Bannister eine sehr interessante Geschichte.
»Es sah zuerst nach einem ganz gewöhnlichen Fall
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