085 - Professor Kulls Blutnixe
aus«, berichtete er. »Deshalb kümmerten wir uns nicht darum.« Mit wir meinte er die neu geschaffene Abteilung. »Man setzte Edgar Loy auf die Sache an. Loy war ein guter Agent. Er wollte zunächst allein operieren und nach erledigter Vorarbeit Verstärkung anfordern. General Mayne ließ ihm freie Hand. Er wußte, daß er sich auf Loy verlassen konnte. Ab und zu meldete sich Loy um zu berichten, wie weit die Vorarbeiten schon gediehen waren, und der General war mit dem Fortgang der Dinge zufrieden. Es geht um Geld, Tony, um sehr viel Geld - um zehn Millionen Dollar. Du erinnerst dich bestimmt noch an den englischen Postraub. Amerikanische Gangster haben ihn kopiert Sie waren zu sechst. Zwei wurden erschossen, zwei konnten verhaftet werden, ehe sie das Land verließen, zweien aber gelang die Flucht: Virgil Redmond und Milburn L. Caan. Das L steht für Lewis. Diesen beiden Verbrechern gelang aber nicht nur die Flucht. Sie schafften auch die Beute raus aus den USA.«
Noel Bannister sagte, die CIA hätte sich nicht eingeschaltet, wenn ihr nicht zu Ohren gekommen wäre, was Redmond und Caan mit dem Geld vorhatten. Es gab genug polizeiliche Institutionen, die sich darum hätten kümmern können. Aber der Fall hatte auch einen politischen Aspekt.
Caan und sein Komplize hatten sich mit dem Geld nach Venezuela begeben und einen wertvollen, mit Diamanten besetzten Jadegott gekauft.
Und nun warteten sie auf Angebote von zwanzig Millionen Dollar aufwärts.
»Clevere Kerle«, sagte ich. »Sie wollen ihre Beute verdoppeln.«
»Und das wird ihnen auch gelingen«, sagte Fred Arness. »Angeblich gibt es bereits mehrere ernst zu nehmende Interessenten.«
»Aber damit ist es Caan und Redmond noch nicht genug«, sagte Noel Bannister. »Sobald sie die zwanzig Millionen haben, wollen sie ein Waffengeschäft tätigen, das ihren Gewinn noch mal verdoppelt.«
»Und auf die USA würde ein Verdammt schlechtes Licht fallen«, meinte Fred Arness. »Amerikanische Gangster finanzieren mit amerikanischem Geld ein Waffengeschäft und beliefern einen der schwelenden Krisenherde.«
»Dagegen haben wir was«, brummte Noel Bannister.
»Verständlich«, sagte ich.
»Deshalb wurde Edgar Loy auf die Gangster angesetzt«, sagte Arness. »Und nun ist er tot - und es ist unser Fall.«
»Wir sind da«, sagte Noel Bannister und steuerte den Wagen in eine große Parklücke.
***
»Wann kann ich mit ihrem Einsatz rechnen?« fragte Mortimer Kull.
Atax zuckte mit den Schultern. »Bald. Ein genauer Zeitpunkt läßt sich nicht bestimmen.«
Kull trat an den Computer und rief das Experimentprotokoll ab. Zahlen, Daten, Fakten und chemische Formeln erschienen auf dem blendfreien Bildschirm.
Man hatte Melissas Resistenz erhöht.
Kulls neue lebende Waffe hatte nur einen Fehler: Sie ließ sich nur nachts einsetzen. Tageslicht schadete der Vampirin nach wie vor, aber wenn man das wußte, konnte man sich darauf einstellen, und somit fiel dieser Nachteil der Bedeutungslosigkeit anheim.
Kull kam eine Idee. Er stellte blitzschnell einige kompliziert aussehende Berechnungen an und erhöhte die Werte anhand der gewonnenen Ergebnisse. »Mal sehen, ob das etwas bringt«, sagte er und schaltete den Computer ab.
Barry Foxworth erhielt Anweisungen, die sogleich ausgeführt werden sollten. Der Chirurg nickte eifrig. »Mach' ich, Professor. Sie können sich darauf verlassen.«
Kull und McEveely verließen den Raum, und Foxworth nahm die Checktabelle in die Hand. Langsam schritt er die Apparaturenfront entlang, trug ein, was die Skalen anzeigten, und bereitete alles für einen Reflextest vor, den ihm Professor Kull befohlen hatte.
Plötzlich spielten die hochempfindlichen Geräte, die bisher äußerst zuverlässig gearbeitet hatten, verrückt. Lichtskalen flackerten, Zeiger zuckten oder rotierten, Digitalanzeigen durchrasten ein breites Zahlenspektrum.
Foxworth legte die Checktabelle nervös weg. Was hatte das zu bedeuten? Sollte er Professor Kull alarmieren?
Irgend etwas schien schiefzulaufen.
Aber Fehler korrigierte man besser ohne Mortimer Kulls Wissen, damit der Professor nicht auf den Gedanken kam, man wäre das Vertrauen, das er in einen gesetzt hatte, nicht wert.
Vielleicht war die Vampirnixe erwacht!
Barry Foxworth vernahm ein schwappendes, klatschendes Geräusch. Er wirbelte herum und riß verblüfft die Augen auf.
Der Glaszylinder war leer!
***
Das Royal Victoria Hotel ist das älteste Hotel der Bahamas. Es wurde 1860 bis 1862 erbaut und steht
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