085 - Professor Kulls Blutnixe
war in der Lage, ihn zu bezahlen.
Nachdem die Gläser leer waren, verließen die Männer die Terrasse. Sie begaben sich in den großzügigen, rustikal eingerichteten Livingroom, und Barry Foxworth drückte auf einen verborgenen Knopf.
Ein schwerer Eichenschrank rollte daraufhin, auf Kugellagern fast lautlos zur Seite, und eine Tür aus schußsicherem Glas wurde sichtbar. Diese öffnete Foxworth mit einem codierten Kartenschlüssel, und dann traten Mortimer Kull, Atax und der Chirurg in eine große holzgetäfelte Aufzugkabine.
Sie fuhren zwei Etagen nach unten und betraten wenig später das geheime Laboratorium, in dem ein einmaliges, noch nie dagewesenes Experiment lief.
Da war ein Blubbern, Zischen und Dampfen. In Holzständern standen Eprouvetten. In Reagenzgläsern befanden sich verschiedenfarbige Flüssigkeiten. Es gab Oszillographen, die im Moment nicht in Betrieb waren, Monitore, weitere elektronische Überwachungsgeräte, Schaltpulte, Gaschromatographen und dergleichen mehr. Zwei OdS-Chemiker waren an der Arbeit. Mortimer Kull sprach kurz mit ihnen, dann ging er weiter.
Foxworth öffnete eine dicke Panzertür und ließ dem Professor den Vortritt.
Sie gelangten in einen Raum, der absichtlich dunkel gehalten wurde und in dem sich ein riesiger Glaszylinder befand, der mit einer von Kull entwickelten Flüssigkeit gefüllt war. Die chemische Zusammensetzung entstammte seinem genialen Gehirn. Die Magie, die ihr innewohnte, von Atax.
Doch es befand sich nicht nur diese Flüssigkeit (sie schien zu leben, veränderte ständig ihre Farbe) im Glasbehälter, sondern auch ein splitternacktes Mädchen.
Melissa, die Vampirin!
***
Meine Kleider waren noch nicht trocken, als wir das »Grand Central« betraten. Dementsprechend fielen die Blicke aus, die man mir heimlich zuwarf.
Mich störte es nicht, daß man meinte, ich hätte einen Sprung in der Schüssel. Man dachte das nicht zum erstenmal von mir. Ich brauchte den Leuten nur von Geistern und Dämonen zu erzählen, und schon passierte es.
Da meine Reisetasche in dem Taxi geblieben war, das mich nicht hierhergebracht hatte, hatte ich nichts zum Umziehen, doch das änderte Noel Bannister, und die Kosten dafür übernahm großzügig die CIA, der ich nach getaner Arbeit wieder eine Honorarforderung schicken würde. General Mayne bestand darauf, mich zu bezahlen.
Noel kaufte in den Hotelläden ein. Meine Größe kannte er.
Er ließ mir seinen Bademantel, und als ich mit dem Duschen fertig war, brachte ein Bote die Sachen zum Anziehen. Es war mehr, als sich in meiner Reisetasche befunden hatte. Beste Qualität, aber ein bißchen verrückt - amerikanisch eben.
Noel Bannister und Fred Arness erwarteten mich in der Hotelbar. Mein grell gemustertes Hawaiihemd gefiel ihnen so sehr, daß sie leise applaudierten.
»Endlich zeigt er mal ein bißchen Mut zur Farbe«, sagte Noel Bannister grinsend.
»Gezwungenermaßen«, gab ich zurück.
»Sag bloß, ich habe deinen Geschmack nicht getroffen.«
»Nicht ganz, aber das macht nichts. Hier kennt mich ohnedies keiner«, erwiderte ich schmunzelnd.
»Willst du auch noch schnell einen heben, bevor wir gehen?« fragte Noel.
Ich schüttelte den Kopf, Noel ließ die Drinks auf die Zimmerrechnung setzen, und wir verließen das Hotel, auf dessen Parkplatz ein nilgrüner Sedan stand, ein Leihwagen.
Wir stiegen ein. Noel startete den Motor und ließ das Fahrzeug anrollen.
»Ist es unverschämt von mir, wenn ich wissen will, wohin wir fahren?« erkundigte ich mich bei meinen amerikanischen Freunden.
»Keineswegs«, gab Noel Bannister zurück. »Wir statten einem Landsmann von dir einen kleinen Anstandsbesuch ab.«
»Aha. Und wozu tun wir das?«
»Weil er uns etwas Interessantes zu erzählen hat.«
»Wie ist sein Name?«
»Chuck Buchanan. Er ist übrigens genau das Gegenteil von dir: unsympathisch, selbstherrlich, überheblich, präpotent… He, Fred, was für miese Eigenschaften fallen dir noch ein?«
»Großkotzig, widerlich, egoistisch, rücksichtslos, arrogant…«, setzte Fred Arness fort.
Noel nickte zustimmend. »Ja, das alles und noch viel mehr ist dein lieber Landsmann Chuck Buchanan.«
»Vielleicht kann ich's deichseln, daß man ihn ausbürgert«, sagte ich.
Noel lachte. »Dann wäre er staatenlos, denn kein anderes Land würde ihn haben wollen.«
***
Melissa…
Sie hatte sich verändert, sah nicht mehr so aus wie vor zwei Tagen, als sie McEveely im Nachtclub kennenlernte. Sie schwamm leblos in dieser
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