0850 - BARDIOC
schwebte mit Hilfe kleiner Antriebsprojektoren, die in Rückentornistern untergebracht waren, zu den Wipfeln der Bäume hinauf.
Dort begannen sie zu arbeiten.
An verschiedenen Stellen der netzartigen Struktur waren große knollenförmige Auswüchse entstanden. Die Raumfahrer begannen damit sie vorsichtig von der übrigen Masse zu lösen und in mitgeführte Behälter zu legen.
Es sah ganz so aus, als würden diese Verdickungen regelrecht abgeerntet.
Rhodan stöhnte auf, als er mit einem Schlag begriff, was die Knollen waren.
Junge Kleine Majestäten !
Die Erkenntnis traf den Terraner wie ein Schlag.
Nun wußte er auch, woran ihn diese Struktur erinnerte, die alles wie ein wucherndes Gewebe bedeckte.
Er hatte die Wahrheit die ganze Zeit über geahnt, sie aber immer wieder verdrängt. Dieses allumfassende Netz gehörte zu den Windungen eines unvorstellbar großen Gehirns, das den gesamten Kontinent, nein, den gesamten Planeten überzog.
Das war BARDIOC.
Rhodan taumelte. Er wich in Richtung der Sphäre zurück. Sein Verstand rebellierte gegen diese Wahrheit, denn er vermochte sie kaum zu fassen.
Ein globales Gehim oder ein gehirnähnlicher monströser Organismus, der die gesamte Fauna und Flora dieses Planeten zu einer gigantischen Symbiose vereinigt hatte - das war BARDIOC.
Das war nicht der Bardioc aus BULLOCs Erzählung, das konnte er nicht sein!
Wie konnte ein derartiges Wesen leben, wie konnte es Bewußtsein entwickeln?
Von dieser Welt aus wurden die Ableger BARDIOCs in alle Galaxien seiner Mächtigkeitsballung transportiert, wo sie als Kleine Majestäten ihren unheilvollen Auftrag erfüllten.
Rhodan hatte den Landeplatz der Sphäre erreicht. Erst jetzt bemerkte er, daß das Flugobjekt, mit dem BULLOC und er angekommen waren, nicht mehr auf dem Plateau stand. Es schwebte jenseits des Steilhangs über einigen Bäumen.
BULLOC befolgte offensichtlich einen von BARDIOC erhaltenen Auftrag.
Wie trat man mit einem Gehirn in Verbindung, das eine ganze Welt umspannte und mit der Natur eine Symbiose eingegangen war? fragte Rhodan sich unwillkürlich.
Er ahnte, daß das überhaupt nicht möglich war.
Seine Vermutung, daß BARDIOC keinerlei Notiz von ihm nehmen würde, stellte sich jetzt als richtig heraus. Die Superintelligenz war sicher nicht in der Lage ein einzelnes Wesen wie Perry Rhodan bewußt wahrzunehmen. Wie lange mochte es gedauert haben, bis BARDIOC sich zu dem entwickelt hatte, was er jetzt war? Jahrtausende mußten dabei vergangensein.
Aber wie war es zu dieser Entwicklung gekommen? Rhodan konnte sich nicht vorstellen, daß er das Ergebnis eines von BARDIOC gewollten oder gar natürlichen Prozesses vor sich sah. Es mußten sich Dinge ereignet haben, die so schrecklich waren. daß Perry Rhodan sie sich nichteinmal in seiner Phantasie vorstellen konnte. Eine Zeitlang stand er reglos an der verlassenen Landestelle. Angesichts dieser unvorstellbaren Wesenheit begann er nur langsam wieder an seine eigenen Probleme zu denken. BULLOC hatte ihn hierher gebracht - nach BARDIOC.
Rhodan begann erst jetzt zu begreifen, wie berechtigt die Wahl dieses Namens für den gesamten Planeten war.
Der Terraner zwang sich dazu, BARDIOC zunächst aus seinen Gedanken zu verdrängen. Es ging jetzt um sein Überleben. Er mußte sich in der näheren Umgebung umsehen und herausfinden, ob er seine lebenswichtigen Bedürfnisse befriedigen konnte. Er mußte essen und trinken, denn auf die Dauer konnte ihn der Zellaktivator allein auch nicht am Leben erhalten. Danach mußte er sich überzeugen, ob dieses Land so still und friedlich war, wie es auf den ersten Blick wirkte. Die Raumfahrer, die mit ihren Schiffen auf BARDIOC landeten, stellten keine unmittelbare Gefahr für Rhodan dar, aber es war durchaus möglich, daß hier Tiere existierten, die ihm gefährlich werden konnten, auch wenn sie Teil einer Symbiose waren.
Rhodan fragte sich, ob er sich auf einen längeren Aufenthalt einrichten mußte.
Von wem hing sein weiteres Schicksal ab? Bestimmt nicht von BARDIOC, denn die Superintelligenz war zweifellos mit Dingen beschäftigt, von denen Rhodan nichts wußte. Auch BULLOC würde neue Befehle erhalten und in erster Linie damit beschäftigt sein, BARDIOCs Sklaven im Kampf gegen die Kaiserin von Therm zu unterstützen.
Vielleicht kümmerte sich niemand mehr um ihn, dachte Rhodan. Sollte er versuchen, sich heimlich an Bord eines der vielen Raumschiffe zu begeben? Ein solcher Fluchtversuch war bestimmt nicht gefährlicher als
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