0850 - BARDIOC
machten sie sich Gedanken. Es ging weniger um ihn als um den alten Roboter. „Was habe ich damit zu tun?" wollte er wissen. „Ihr wißt doch, wie es um die Ebene bestellt ist. Früher oder später werden wir uns einen neuen Treffpunkt suchen müssen. Der Verfall hier schreitet fort, und Laire ist genauso davon betroffen wie alles andere"
„Für mich", sagte Ganerc langsam, „ist Laire ein Bestandteil unserer Arbeit.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß er ausfällt. Es muß ihm etwas zugestoßen sein" Er ist euch und eure widerliche Wichtigtuerei über! dachte Bardioc wütend. In dieser Beziehung geht es ihm offenbar wie mir. „Ganerc meint, daß wir vielleicht heimliche Gegner hätten", bemerkte Ariolc kichernd. Bardioc starrte die in ihr rotes Samtgewand gehüllte Gestalt an und fragte sich, warum er früher fast so etwas wie Sympathie für Ariolc empfunden hatte. „Ich lasse mich nicht davon abbringen: Wir haben einen Verräter in unserer Mitte", warf Lorvorc ein. Er blickte in Richtung des düsteren Partoc, der wie immer schweigend abseits hockte. „Er hat lange Zeit bei Sterblichen gelebt.
Ist es nicht denkbar, daß er sich ihnen noch verbunden fühlt und mit ihnen gemeinsame Sache macht?"
Partoc reagierte überhaupt nicht auf diese Verdächtigung, sondern starrte weiter ins Leere. „Dann müssen wir auch Murcon verdächtigen, weil er einen Unbekannten in seiner Burg beherbergt", verteidigte Ganerc den Düsteren. „Hört auf damit!" befahl Kemoauc. „Ich glaube, daß es so ist, wie Bardioc vermutet. Laire hat einfach aufgehört zu funktionieren. Wir brauchen ihn längst nicht mehr. Was wir als seine Kontrollfunktion ansahen, war nur noch ein Teil einer überholten Zeremonie, an die wir uns gewöhnt hatten. Seht euch doch um !"
Bardioc sah, daß Ganerc erschauerte. „Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich daran denke, daß wir Phase Zwei ohne ein Zusammentreffen mit Laire beginnen."
„Du bist ja abergläubisch!" rief Ariolc in gespieltem Entsetzen. „Ein unsterblicher Mächtiger, der in einer kosmischen Burg wohnt"
„Ich schlage vor, daß wir trotzdem in die Halle gehen", schlug Kemoauc vor. „Wir kennen den Weg dorthin und wissen, wie sie zu öffnen ist. Auch dazu brauchen wir Laire längst nicht mehr."
Die anderen waren einverstanden. Kemoauc setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe. Es war ein beeindruckendes Bild, das die sieben Mächtigen boten, als sie vor dem Hintergrund der wild durcheinander wirbelnden Sonnenmaterie über die Ebene schritten. Unwillkürlich wurde Bardioc noch einmal von dem alten Zusammengehörigkeitsgefühl ergriffen. Er erinnerte sich, wie großartig er sich vorgekommen war, als er den RUF zum erstenmal vernommen hatte. Lange Zeit hatte er sich bedeutsam und mächtig gefühlt, bis ihm klar geworden war, daß er nur als Werkzeug einer übergeordneten Macht fungierte. Was nutzte ihm das Leben in einer kosmischen Burg, was die Fähigkeit der Materialisation, was das gigantische Sporenschiff, was die Gelegenheit zur Manipulation anderer Völker und was die Unsterblichkeit, wenn er all diese Dinge nur wie eine gut funktionierende Maschine im Interesse anderer einsetzen konnte? Er ließ sich zurückfallen und ging hinter den anderen nach. Stolz schritten sie einher, stolz und wie berauscht von ihrer entliehenen Macht!
Nein !dachte Bardioc verächtlich. Ich gehöre nicht mehr zu ihnen. Ich werde als einziger wirkliche eigene Macht entfalten. Kemoauc blieb stehen und betätigte den Öffnungsmechanismus der Halle. Über eine riesige Fläche hinweg glitt die Ebene nach zwei Seiten auseinander und gab den Blick in ein künstlich angelegtes Tal frei. An diesem Platz hätten sich viele tausend Wesen vom Rang der sieben Mächtigen zusammenfinden können, und sie hätten in diesem weiten Grund noch immer verloren ausgesehen. Bardioc und die sechs anderen wurden förmlich darin aufgesogen. Vielleicht war die Halle dazu erbaut worden, in allen Besuchern das Bewußtsein der eigenen Winzigkeit zu erwecken. In Bardioc löste der Besuch hier jedesmal Beklemmung aus, und er fragte sich, warum sie ihre Treffen nicht oben auf der Ebene durchführten. Längst wußte jeder, was er zu tun hatte. Die Gespräche, die sie nun führen würden, waren nur noch ein Ritual. Kemoauc schritt in die Senke hinab und nahm Platz. „Wie lautet unser Auftrag?" rief er aus, nachdem die anderen sich um ihn versammelt hatten. „Leben verbreiten und dieses Leben intelligent werden lassen!" antworteten
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