0850 - BARDIOC
die anderen im Chor. Kemoauc nickte. Bardioc würde nie herausfinden, ob Kemoauc übertrieben konservativ oder nur traditionsbewußt war - jetzt nicht mehr! Bei diesem Treffen sah er Kemoauc und die anderen zum letztenmal!
Kemoauc sprach mit dröhnender Stimme: „Phase Eins ist abgeschlossen. Die Sporenschiffe sind entladen" Nicht alle! dachte Bardioc triumphierend. „Phase Zwei kann beginnen", fuhr Kemoauc fort.
Bardioc brauchte nichtzuzuhören. Er kannte jedes Wort, das nun gesprochen wurde. „In den von uns betreuten Sektoren des Kosmos sollen möglichst viele intelligente Völker entstehen", erinnerte Kemoauc. „Mehr als die natürliche Evolution jemals hervorbringen würde. Deshalb werden wir jetzt Völker auskundschaften, die in ihrer Entwicklung sehr weit fortgeschritten sind. Wir werden sie veranlassen, ein kosmisches Gebilde zu konstruieren, das später für die Verbreitung von Intelligenz in den betreuten Sektoren sorgen soll: Einen Schwarm von wandernden Sternen und Planeten. Dieser Schwarm wird nach seiner Fertigstellung auf eine lange Reise gehen und durch seine besondere Strahlung auf viele Lebewesen einwirken" Die Behauptung, daß nun geeignete Völker gesucht werden sollten, war im Grunde genommen eine Floskel. Kemoauc wußte genauso wie Bardioc und alle anderen, daß längst feststand, welches Volk in erster Linie dem neuen Schwarm vorstehen sollte. Die sieben Mächtigen hatten ihre Wahl längst getroffen. Die Wesen, die den neu zu schaffenden Schwarm lenken sollten, hießen Cynos.
Lange würden sie nicht an der Macht bleiben! dachte Bardioc. Er konnte es sich nicht leisten, daß in der Nähe seines späteren Herrschaftsbereichs zuviel intelligente Völker existierten. Eine solche Entwicklung hätte seinen eigenen Plänen gefährlich werden können. Deshalb mußte er dafür sorgen, daß dieser Schwarm seinen eigentlichen Auftrag niemals in dem Umfang ausführen konnte, wie es jetzt noch vorgesehen war. Auch Bardioc wäre es nicht möglich gewesen, die Entstehung eines Schwarmes zu verhindern oder dieses gigantische Gebilde später einmal zu vernichten. Er konnte jedoch aus dem Hintergrund dafür sorgen, daß die Cynos nicht die Herren des Schwarmes blieben. An ihre Stelle mußten Wesen treten, die ganz andere Dinge im Sinn hatten als die Verbreitung von Intelligenz. „Sobald der Schwarm fertiggestellt und auf seine Reise geschickt wurde, können wir uns wieder in die kosmischen Burgen zurückziehen, bis der RUF zum nächstenmal ergeht", sagte Kemoauc.
Tut, was ihr wollt! hätte Bardioc fast gerufen.
Er würde niemals wieder in seine armselige Burg zurückkehren und dort geduldig auf den nächsten RUF warten. Auch für einen Unsterblichen war die Zeitspanne zwischen den einzelnen Aufträgen einfach zu lang, für jede Phase der Arbeit benötigten die sieben Mächtigen eine halbe Ewigkeit.
Die Manipulation des Schwarmes in seinem Sinn würde nicht einfach sein, überlegte Bardioc. Er durfte nicht vergessen, daß den sieben Mächtigen ein bewährtes und ausgeklügeltes Wachsystem in Form der Zeitbrunnen zur Verfügung stand. Über die Zeitbrunnen konnten sie oder die von ihnen instruierten Wächter den Weg des Schwarmes verfolgen und nötigenfalls eingreifen.
Zum Glück waren die Mächtigen in dieser Beziehung träge geworden. Sie glaubten längst nicht mehr daran, daß einem Schwarm irgend etwas zustoßen könnte, deshalb wurden die Zeitbrunnen kaum oder nur noch von einem Wächter benutzt.
Mit einem Wächter aber würde Bardioc es jederzeit aufnehmen. „Ich möchte eine Bitte äußern!" hörte er den kleinen Ganerc sagen.
Sofort wurde er wieder hellwach. Daß einer von der Gruppe eine Bitte aussprach und damit von der üblichen Zeremonie abwich, war mehr als ungewöhnlich.
Die anderen sahen Ganerc verstört an. Der kleine Mächtige wurde verlegen. „Es ist nicht viel", erklärte er. „Aber das Ausbleiben Laires und Lorvorcs Meditationsergebnisse haben mich nachdenklich gestimmt. Ich bin der Ansicht, daß besondere Vorsichtsmaßnahmen notwendig sind"
„Unsinn!" protestierte Bardioc spontan. „Niemand würde es wagen, gegen einen Schwarm vorzugehen" Kaum, daß er die Worte ausgesprochen hatte, bereute er sie wieder. Er sah ein, daß er einen schweren Fehler begangen und den anderen Anlaß zum Mißtrauen gegeben hatte. Doch niemand schien ihm zugehört zu haben.
Nach wie vor waren aller Blicke auf den kleinen Ganerc gerichtet. „Was schlägst du vor, Ganerc?" wollte Murcon
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