0850 - Rache aus der Totenkammer
sein. »Der sicherlich auch einen Arbeitgeber hat.«
»Stimmt.«
»Wer ist es?«
Schmidt legte beide Hände auf den Tisch. »Jemand, der etwas Einfluß hat.«
»Aha. Der Staat?«
»So könnte man es sagen.«
»Geheimdienst?«
»Nun ja, nicht direkt, aber das ist irgendwie auch unwichtig. Jedenfalls hat mein Arbeitgeber Einfluß, und man hat mir von ihrem Schicksal berichtet.«
Stahl konnte ein schiefes Lächeln nicht unterdrücken. »Schicksal ist gut, das hat noch niemand zu mir gesagt. Es hört sich so endgültig an, wissen Sie.«
»Das sollte es aber nicht sein.«
Harry schwieg. Er lauschte dem Zischen der Kaffeemaschine und wußte, daß Erich bald die Getränke bringen würde. Harry wartete darauf, daß Schmidt mit dem Vorschlag einer großen Chance herausrücken würde, aber er dachte nicht daran, ihn zu fragen.
Erich brachte den Kaffee, schaute beide Männer scharf an und verzog sich wieder hinter die Theke. Die drei anderen Gäste hatten gezahlt und verließen die Kneipe.
Harry probierte den Kaffee. Er war in Ordnung. Als er die Tasse wieder abstellte, sagte er: »Sie haben, nehme ich mal an, gewisse Probleme, Herr Schmidt.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sonst würden Sie hier nicht sitzen und das Gespräch mit mir suchen. Mit einem ausgemusterten Kommissar, der versucht, sich als Privatdetektiv durchs Leben zu schlagen. Ich sage Ihnen das so deutlich, weil ich davon ausgehe, daß mich Ihr Arbeitgeber einigermaßen durchleuchtet hat.«
»Das kann ich nicht bestreiten.«
»Schön, dann brauchen wir uns nichts vorzumachen.«
»Sicherlich nicht.« Auch Gregor Schmidt trank Kaffee, nickte und lehnte sich zurück. Dann fragte er: »Was halten Sie eigentlich von einer Chance, Herr Stahl?«
»Chance?«
»Ja, eine Chance, eine Möglichkeit, wie auch immer. Etwas, das Sie aufbaut.«
Stahl lachte leise. »Die wollen Sie mir geben? Ausgerechnet Sie?«
»Nein, nicht ich persönlich.«
»Aha, der nette Staat, der mich vor mehr als einem Jahr in den Arsch getreten hat.«
Schmidt wiegte den Kopf. »So dürfen Sie das nicht sehen. Ich habe mir die Unterlagen genau angeschaut. Der Staat hat eben nicht anders handeln können. So waren und so sind nun mal die Gesetze. Er hat sich daran halten müssen.«
Harry winkte ab. »Sie werden sich denken können, daß ich dar über eine andere Meinung habe. Aber lassen wir das, kommen Sie lieber zum eigentlichen Thema.«
»Gern.« Schmidt schob die Tasse etwas zur Seite. »Wie ich Ihnen schon sagte, man hat mich beauftragt, Sie davon zu unterrichten, daß man Ihnen eine Chance geben möchte.«
»Was weiter?«
»Nutzen Sie diese Chance, Herr Stahl. Es ist so am besten für Sie. Das rate ich Ihnen.«
»Aber auch für Sie.«
»Natürlich. Es wird eine Arbeit auf Gegenseitigkeit sein, sage ich mal.«
»Sie kommen also nicht weiter!«
Harry war immer ein Mann der klaren Worte gewesen, und das änderte sich auch jetzt nicht. Er wollte Nägel mit Köpfen machen. Wenn sich ein Vertreter des Staates schon herabließ, ihn zu besuchen, dann steckten sie in der Klemme, das stand fest. Dann hatten sie ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, und Harry war gespannt darauf, wie weit dieser Schmidt gehen würde. Er schätzte, daß er mit gewissen Vollmachten ausgerüstet war, und deshalb preschte Harry schon vor.
»Was ist also für mich drin? Oder anders gefragt: Was springt für mich dabei heraus?«
»Meinen Sie finanziell?«
»Nicht unbedingt.«
»Darüber machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde Ihnen gleich viertausend Mark geben, gewissermaßen als Spesen und…«
»Stopp«, sagte der ehemalige Kommissar. »So habe ich das nicht gemeint. Ich dachte an einen Bonus der nicht finanziellen Art, wenn Sie verstehen?«
Schmidt trank Kaffee. Er mußte nachdenken. Aber er kam zur Sache. »Denken Sie an Ihre Rehabilitierung?«
»Volltreffer.«
»Nun ja.« Schmidt krauste die Stirn. Bei Harry erhöhte sich die Spannung. Er war gespannt darauf, wie sich dieser Mann aus der Affäre ziehen würde. »Darüber wurde auch gesprochen, Herr Stahl.«
»Sehr gut. Was war das Ergebnis?«
Schmidt bewegte seine Hände etwas hektisch. »Ich will mit offenen Karten spielen, Herr Stahl. Zu einem konkreten Ergebnis ist man noch nicht gekommen.«
»So ist das…«
Schmidt hatte bemerkt, daß das dem Mann nicht paßte. Er streckte seinen Arm über den Tisch. »Nun machen Sie mal nicht gleich die Pferde scheu, Herr Stahl. Es gibt sicherlich einen Konsens zwischen Ihnen und mir. Das müssen Sie
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