0851 - Kosmischer Alptraum
dachte Hulkoo-Kommandant Penx-Ranosch müde, barg bereits den Keim einer Niederlage in sich.
Dieser philosophische Gedanke war der Weisheit eines alten Mannes wie Penx-Ranosch würdig, obwohl er sich davor hütete, solche Überlegungen in Worte zu kleiden und der Besatzung der VOORSCH-XAHN mitzuteilen. Diese einfachen Gemüter sollten sich an dem Erfolg der Expedition berauschen und auch weiterhin glauben, daß das Unternehmen einen guten Abschluß finden würde.
Die Besatzung der VOORSCH-XAHN hatte bewiesen, daß es in der fremden Galaxis mit dem rätselhaften blauen Zentrumsleuchten keine großen raumfahrenden Zivilisationen gab. Mit anderen Worten: Dieses Gebiet stand den ruhelosen Hulkoos offen.
Eine entsprechende Funkbotschaft war längst an die zentralen Heimatwelten der Hulkoos ergangen; Penx-Ranosch konnte sich vorstellen, welche Aktivitäten sie dort ausgelöst hatte.
„Kommandant", sagte eine vertraute Stimme. „Möchten Sie nicht ein bißchen mit uns feiern?"
Penx-Ranosch blickte auf. Er kauerte in dem schweren Sitz vor den Hauptkontrollen des Raumschiffs, ohne auch nur einen Blick auf die Kontrollen zu werfen. Dafür hatte er seine Navigatoren und Piloten.
„Es ist schön, Puhrt-Minx, daß Sie mich dazu auffordern", antwortete er seinem Adjutan-ten. „Aber sagen Sie selbst: Wäre meine Anwesenheit eine Bereicherung der Feierlichkei-ten?"
Puhrt-Minx sah ihn verwirrt an, so daß der Kommandant seine Frage selbst beantworte-te.
„Nein! Ich würde nur stören, denn jedermann würde annehmen, daß er sich in meiner Gegenwart besonders gut benehmen muß. Die Fröhlichkeit würde zu sterilen Floskeln der Höflichkeit erstarren. Nein, mein lieber Puhrt-Minx! Sagen Sie der Besatzung, daß ich müde bin und mich in meine Gemächer zurückziehen werde."
Er fühlte den abschätzenden Blick des Adjutanten auf sich ruhen und konnte dessen Gedanken förmlich erraten.
Ein so alter Mann, dachte Puhrt-Minx sicherlich, hätte diese große Expedition niemals leiten dürfen. Es war durchaus möglich, daß der Kommandant starb, noch bevor die VOORSCH-XAHN ihren Heimathafen wieder erreichte.
Penx-Ranosch lächelte bei dem Gedanken, daß sein Anblick bei den anderen, ausnahmslos jüngeren Raumfahrern, solche Assoziationen an den Tod auslösten.
Das war in der Tat heilsam und erinnerte diese Himmelsstürmer an die Vergänglichkeit alles Lebenden.
Eigentlich, dachte der Kommandant, bin ich ein Anachronismus. Einer der letzten aus der alten Garde der großen Raumfahrer. Er paßte nicht mehr in diese Zeit und in diese neue Gesellschaft der Hulkoos. In den letzten Jahrzehnten war die technische Entwicklung seines Volkes allein durch die Entdeckung des mehrgalaktischen Triebwerks stürmisch verlaufen.
Wir leben uns auseinander! dachte Penx-Ranosch wehmütig. Die Zeit der großen Hulkoo-Bastionen mit ihren festen Lebensregeln war endgültig vorbei. Was sich jetzt abzeichnete, war eine ungezügelte Expansion in alle Richtungen, eine Abkehr von den Tra-ditionen und ein so schneller Wechsel von Systemen, daß sich keines davon mehr ein-prägen konnte.
Diese totale Technifizierung war gleichzeitig das Ende jeder Kultur.
Das war es, was der Kommandant als eine Niederlage betrachtete.
„Ich kann also gehen?" drang die Stimme des Adjutanten an sein Gehör, das ihm gleich-zeitig als Sehorgan diente.
„Gehen Sie nur!" Penx-Ranosch winkte dem Jüngeren zu. „Vergnügen Sie sich, mein Freund. Und vielen Dank für alles."
„Sie bedanken sich?" fragte der Raumfahrer erstaunt. „Das hört sich nach Abschied an."
„Flotal-Morn wird während des Rückflugs das Kommando übernehmen", verkündete der Kommandant einen lange gehegten Wunsch. „Wir haben unser Ziel erreicht, die Heimkehr wird im Vergleich zu der eigentlichen Expedition ein Kinderspiel sein."
„Ich habe gern für Sie gearbeitet", erklärte Puhrt-Minx offen. Es war das höchste Kompliment, zu dem er einem Vorgesetzten gegenüber in der Lage war. „Sie waren hart, sehr hart. Sie haben uns geschunden, ohne jemals ungerecht zu sein. Wie es scheint, hat sich diese Schinderei gelohnt."
„Gelohnt?" Der Alte lachte. „Was heißt das schon? Für mich lohnt sich nur die Erkenntnis, junger Freund."
Er entließ den anderen mit einer Handbewegung.
Eine Zeitlang blieb er unentschlossen in seinem Sessel sitzen und lauschte auf den Lärm, den die Feiernden machten. Sie hatten diese Entspannung wirklich verdient, vor allem, wenn man bedachte, was ihnen in letzter Zeit
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