0853 - Tanz der Skelette
Sie verringerte den Aufwand, indem sie gleich kochendes Wasser aus dem Kaffeeautomaten nahm und alles Benötigte hinzugab. Dann rührte sie anhaltend um, während der Trank ein wenig abkühlte.
»Den Trick muss ich mir merken«, sagte Nicole. »Bisher habe ich, wenn ich Dir das Zeug zusammengebraut habe, immer erst nachträglich erhitzt..«
»Warum einfach, wenn's auch umständlich geht?« Zamorra nahm den »Zaubertrank« entgegen und nippte vorsichtig daran, um sich nicht Lippen und Zunge zu verbrühen. Schluck für Schluck würde das Gebräu kühler. Der letzte Schluck, den Zamorra nahm, war noch lauwarm.
»Was geschieht jetzt?«, wollte Perdita wissen. »Verwandeln Sie sich gleich in einen Froschkönig?«
»Auch Sie sind etwas zu wissbegierig«, sagte Zamorra.
Er ging zu einem der kleinen Tische und setzte sich dort auf einen Stuhl, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Vergessen Sie die Rezeptur schnell wieder, Mädchen«, verlangte Nicole. »Nicht dass Sie sie mal durch Zufall an jemanden geben, der sie nicht braucht; das Ergebnis könnte verheerend sein. Es wäre wie bei einem Taucher, der zu schnell aus der Tiefe aufsteigt.«
»Oh«, machte Perdita.
Unterdessen merkte Zamorra, wie der »Zaubertrank« in ihm zu wirken begann.
Er glaubte zu explodieren und zu verbrennen, und es riss ihn einfach vom Stuhl.
***
»Du bist ganz schön beknackt«, vernahm er Nicoles Stimme. Er öffnete die Augen. Entweder war er selbst wieder vom Boden hochgekommen, oder Nicole oder sonst jemand hatte ihm dabei geholfen. Er tendierte aber zu ersterem, auch wenn er geistig vorübergehend weggetreten war. Sein Unterbewusstsein musste das wohl gesteuert haben.
»Normalerweise soll man ruhig liegen«, tadelte Nicole ihn. »Du kennst das doch von früher her! Und - normalerweise sollte man auch die Dosierung nicht erhöhen. Du hast dir die volle Ladung gegeben, obgleich die Hälfte gereicht hätte, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich habe nachgerechnet, was alles in deinem Glas gelandet ist. Viel zu stark konzentriert! Warum hast du das gemacht? Hattest du die richtige Dosis nicht mehr im Kopf? Dann hättest du mich fragen können, statt einfach drauflos zu…«
»Es war Absicht«, unterbrach er sie. »Und ich fühle mich jetzt verdammt gut.«
Das stimmte allerdings nicht ganz. Zwischendurch drehte sich immer wieder alles um ihn, aber das würde ja wohl vergehen. Spätestens, wenn er wieder die Zeitschau einsetzte! Ihm war heiß, und er fühlte sich wie im Sauerstoffrausch. Die Dosierung war tatsächlich zu stark für den Grad seiner Erschöpfung gewesen. Er hatte aber gedacht, es sei besser, auf rapiden Kraftverlust vorbereitet zu sein, indem sein Körper mehr zur Verfügung stellen konnte, als gebraucht wurde.
Aber er würde das nicht noch einmal machen. Die Gefahr bestand, dass er jetzt ausgerechnet im falschen Moment abdriftete.
Nicole schüttelte den Kopf. »Es ist wohl besser, wenn ich fahre.«
Zamorra nickte.
Kurz darauf waren sie unterwegs in Richtung Zanhaka. Zamorra fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, aber er konnte sie kontrollieren.
Nicole warf ihm einen Seitenblick zu.
»Du bist wirklich ganz schön beknackt«, sagte sie. »So etwas machst du nicht noch einmal, ja?«
»Sei unbesorgt«, murmelte er. »Mir reicht's…«
Und er kam sich vor wie ein Zauberlehrling, nicht wie der Meister des Übersinnlichen.
***
Die Flötenspielerin fühlte, dass sich der andere ihr wieder näherte. Jener, den sie als ihren Feind ansehen musste. Sie wusste, dass sie ihm nicht entgehen konnte.
Er kannte ihre Aura.
Was konnte sie tun, um sich vor ihm zu schützen? Vor ihm und jenem, das bei ihm war und das sie ebenso deutlich spürte wie ihren Jäger?
Es gab da noch eine weitere Frage.
Warum jagte er ihr nach?
Sie hatte ihm doch nichts getan!
***
Nach einiger Zeit erreichten Zamorra und Nicole die Stelle, an welcher der Dämonenjäger die Verfolgung per Zeitschau abgebrochen hatte. Gut einen halben Kilometer vom Friedhof entfernt, der dort durch einen zweiten Zugang zu erreichen war. Mochte der Himmel wissen, warum man seinerzeit das Tor in der Ummauerung angelegt hatte, das zu dem Weg führte - und wohin wiederum diese Straße führte, war in keiner Karte verzeichnet.
Da hätte auch ein Navigationssystem nicht weiter geholfen. Aber erstens verfügte der Mietwagen nicht darüber, und zweitens hielt Zamorra nicht viel davon. Richtige Straßenkarten waren ihm lieber.
»Vielleicht hätten wir in Zanhaka einen
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