0853 - Tanz der Skelette
gestanden, weil Zamorra bei ihren Aktionen einen Mietwagen nach dem anderen zu Schrott gefahren hatte. Zwar nicht beabsichtigt oder selbst verschuldet, sondern als Folge der Umstände, aber er war immerhin der Fahrer und damit verantwortlich. Bis die Vollkaskoversicherungen Einspruch erhoben und die Policen verweigerten, sobald der Name Zamorra auftauchte. Worauf die Vermieter natürlich auch keine Autos mehr herausrückten.
Aber das war inzwischen wieder vorbei.
Und wenn sie diesen Geländewagen zerstörten, fiel es diesmal auf Nicole zurück.
Nicht, dass es sie sonderlich gestört hätte. Es war ja nur modernes Blech.
Bei einem Oldie hätte sie größere Skrupel entwickelt und ihren eigenen Wagen erst gar nicht zum Einsatz gebracht. Aber Oldtimer gab's bei den Vermietern ja nicht.
Plötzlich glühte das Amulett auf, das Zamorra immer noch in der Hand hielt, obgleich er es momentan nicht nutzte.
Er zuckte heftig zusammen - und verlor die Besinnung.
***
Nicole trat auf die Bremse. Der Range Rover blieb abrupt stehen. Zamorra, der sich nicht angeschnallt hatte, flog nach vorne. Nicole konnte ihn gerade noch mit einer Hand abbremsen, bevor er mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe segelte.
»Heh, Chef, was ist los?«
Natürlich bekam sie keine Antwort. Er war ohne Besinnung. Nicole versuchte, ihn wieder zu wecken, und nach ein paar Minuten gelang es ihr auch.
»Wie geht's dir? Alles in Ordnung?«, fragte sie.
Zamorra schüttelte sich. »Sie muss ganz in der Nähe sein«, murmelte er. Dann gab er sich einen Ruck. »Sieht so aus, als würde ich noch leben, nicht wahr?«
»Was ist passiert?«, drängte sie. »Du kippst doch nicht einfach so zum Spaß um! Und Nachwirkungen von deiner Überdosis können es jetzt doch auch nicht mehr sein.«
»Überdosis… das klingt, als hätte ich eine Droge genommen.« Er winkte ab, als Nicole etwas sagen wollte. »Irgendwie hast du ja Recht. Dieser Trank ist eine Droge, nur eine, die nicht süchtig macht.«
Wieder schüttelte er sich. Dann hob er die Hand, in welcher er trotz seiner Besinnungslosigkeit das Amulett gehalten hatte.
»Dieses Mistding war's«, behauptete er. »Das hat mich umgehauen.«
»Aber aus welchem Grund?«
»Es glühte auf. Hast du vielleicht gesehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich auf den Pfad durch den Dschungel konzentriert.«
Zamorra fuhr fort: »Nach dem Glühen kam so etwas wie ein Angstimpuls. Er war dermaßen stark, dass bei mir wohl alle Sicherungen durchgeknallt sind. Blackout, Finsternis, alles abgeschaltet. Klingt etwas blöde, beschreibt es für mich aber am besten.«
Nicole runzelte die Stirn. »Woher kam dieser Angstimpuls denn? Von der Flötenspielerin?«
»Gerade das ist es ja - er muss von einer anderen Person stammen.«
»Aber wer könnte das sein? Und vor allem - wovor hat er Angst?«
»Frag mich was Leichteres«, brummte Zamorra. »Beispielsweise, wann es die nächste Steuererhöhung gibt. Ich - warte mal. Sollte es etwa…«
Er verstummte. Und Nicole fragte nicht nach, was er meinte. Sie ließ ihn nachdenken.
Zamorra dachte an das Buch mit den dreizehn Siegeln, das ihn so lange in seinen Bann gezwungen hatte! Als es zum großen Finale kam, verbrannten die Spiegelwelten. Die sechs früheren Amulette wurden zerstört. Und die beiden Amulettwesen Shirona und-Taran… Shirona starb, verglühte mit den Amuletten. Und Taran war in Merlins Stern zurückgekehrt, dem er entstammte. Seine Feigheit hatte er auch bei der Zerstörung der Amulette und der Spiegelwelten deutlich gezeigt, und er war verschwunden, ehe es ihm ans Leder gehen konnte.
»Das muss es sein«, murmelte Zamorra. »Taran steckt wieder in diesem Miststück! Taran hat mir mit seinem superstarken Angstimpuls diesen Blackout eingebrockt! Dem rupfe ich die Fingernägel aus und füttere ihn damit!«
Nicole schluckte.
»Frag ihn lieber, weshalb er diese Angst entwickelt«, schlug sie dann vor. »Es muss doch einen Grund dafür geben.«
»Ich glaube nicht, dass er mir antwortet. Er wird sich feige verkriechen wie immer und so tun, als sei er gar nicht da. He, jemand zu Hause?« Er klopfte mit den Fingern der anderen Hand an die Silberscheibe.
»Du wirst ihn wahrscheinlich zwingen müssen«, sagte Nicole.
»Au ja, mit einer Beschwörung. Genau das ist es, worauf ich seit meiner Geb urt warte wie der Weihnachtsmann auf sein erstes Rendezvous mit dem Osterhasen!«
»Es muss doch keine Beschwörung sein«, seufzte Nicole. »Warum einfach, wenn es auch
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